Dominic Johnson über die Herrscher in Simbabwe und Gabun: Angekratzte Allmächtige
In Simbabwe ist es ein 92-jähriger Präsident, der nach 36 Jahren an der Macht nicht von selbiger lassen will, obwohl er sein Land tief in den Ruin gewirtschaftet hat. In Gabun sind es sogar 49 Jahre, die eine Herrscherfamilie ununterbrochen auf dem Präsidentensessel und auf ihren Ölmilliarden verbracht hat, mit Machtübertragung vom Vater auf den Sohn zwischendrin. Robert Mugabe in Simbabwe sieht sich jetzt mit einer bedrohlichen Welle von Massenprotesten konfrontriert, an denen auch manche seiner Anhänger beteiligt sind. Ali Bongo Ondimba in Gabun steht nach den Präsidentschaftswahlen vor der Möglichkeit einer Wahlniederlage gegen den ehemaligen Kommissionschef der Afrikanischen Union.
Selbst wenn Bongo aus Gabuns Wahl als Sieger hervorgeht und Mugabe die simbabwischen Proteste übersteht: Zwei der ältesten Machtsysteme Afrikas sind angekratzt. Die Weltgemeinschaft ist sich nicht sicher, wie sie damit umgehen soll, denn dass es so was in Afrika überhaupt noch gibt, passt so gar nicht in das vorherrschende internationale Bild.
Für auswärtige Beobachter gibt es zwei Sorten von Ländern in Afrika: Fälle von hoffnungslosem Chaos, wo nie irgendwas lange hält; und aufstrebende Glitzerstaaten im Wirtschaftsboom, wo frische Reformer eine moderne Gesellschaft aufbauen.
Simbabwe und Gabun stehen für eine verkannte dritte Sorte: Länder in Dauerstagnation. Es bewegt sich nichts nach vorne, aber Institutionen und ökonomische Grundlagen sind zu stabil für einen spektakulären Staatszerfall samt Bürgerkrieg und Massenflucht. Ihre Herrschenden sind allmächtig und straflos. Es geht ihnen nicht gut genug, um voranzukommen, und nicht schlecht genug, um den Rest der Welt zu ängstigen. Simbabwe und Gabun waren einst die jeweils reichsten Länder ihrer Region. Jetzt sind sie die jeweils unbeweglichsten. Immerhin: Vor einer Generation war diese Art System in Afrika die Regel. Heute ist es ein Anachronismus.
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