Dokumentarfilm über Musik-Pionierinnen: Ohne Angst neue Sounds geschaffen
Zehn Frauen prägten die Entwicklung elektronischer Musik mit. Die Dokumentation „Sisters with Transistors“ stellt sie in Hamburg vor.
Die Bilder flackern, Töne quietschen und Frauen sind stimmgewaltig: Die Dokumentation „Sisters with Transistors“ nimmt die Zuschauer*innen mit auf eine Reise durch das zwanzigste Jahrhundert – von 1934 bis heute: Danach wissen sie: Frauen haben einen bedeutenden Anteil an der Entstehung dessen, was wir heute elektronische Musik nennen.
Schon gegen diese Bezeichnung stemmte sich anfangs die US-amerikanische Musikergewerkschaft: Bebe Barrons Soundtrack zu „Alarm im Weltall“ (1956) nannte sie „elektronische Tonalitäten“. Anders als die zehn im Film porträtierten Frauen sollen die Gewerkschafter Angst gehabt haben, von Maschinen ersetzt zu werden. Die zehn Pionierinnen aber sahen in Tonbandgeräten, Computern und anderen neuen Geräten eine große Chance. Daphne Oram etwa erfand eine Technik namens „Oramics“: das erste Notationssystem in der elektronischen Musik. Und Laurie Spiegel nannte den Computer ihr „Werkzeug, eine Maschine als menschliche Erweiterung“.
Regisseurin Lisa Rovner setzt vor allem auf Originalaufnahmen: Die Frauen werden bei ihrer Arbeit an den verschiedensten Orten gezeigt, im BBC-Tonstudio, beim Talkshow-Auftritt oder schlicht zuhause. Immer wieder geht der Film auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ein: Begleitet wurden die Frauen von viel Skepsis. So beklagt Eliane Radigue, „in eine Welt voller Machos geboren“ zu sein. Die weit verbreitete Abneigung gegen elektronische Musik wandelte sich unter anderem durch Delia Derbyshire: Die schrieb 1963 die Titelmusik für Doctor Who – die am längsten laufende Science-Fiction-Fernsehserie.
Schrille Töne erklingen: Jede der zehn Gezeigten steht für eine eigene Art, Musik zu produzieren. Selbstbewusst erklären sie in eigenen Worten, was sie tun – und vor allem, warum. Jede hat ihre eigenen Gründe, zur elektronischen Musik gelangt zu sein. So wurde Derbyshires Liebe zu abstrakten Klängen von den Sirenen des Fliegeralarms geweckt. Die Vergangenheit verwebt Regisseurin Rovner mit dem Jetzt: Einige der Frauen schauen sogar selbst von heute aus zurück.
Screening „Sisters with Transistors“ und Workshop mit Regisseurin Lisa Rovner sowie Künstlerin und Musikerin Leyla Yenirce: Di, 7. 3., 18 Uhr, Hamburg, Südpol
Am Dienstag, den 7. März, ist der Film in Hamburg zu sehen. Danach geht ein Workshop mit der Regisseurin und der Hamburger Künstlerin Leyla Yenirce den naheliegenden Fragen nach: „Wieso kennen wir diese Geschichten so wenig – und wie können wir das verändern?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour