piwik no script img

Doktoranden der Forschung klagenAufruhr im Eliteclub

Max-Planck-Doktoranden sammeln Unterschriften gegen das „Stipendienunwesen“. Ihre Institute heuern immer mehr Stipendiaten als billige Arbeitskräfte an.

Die Forschungsbedingungen an Max-Planck-Instituten sind nach Ansicht der MitarbeiterInnen top. Bild: dpa

Die Max-Planck-Gesellschaft ist eine der führenden Forschungsorganisationen in Deutschland, wer hier forscht, arbeitet im Dunstkreis der wissenschaftlichen Elite oder gehört selbst dazu. Das schöne Selbstbild wackelt allerdings. Doktoranden der Max-Planck-Gesellschaft sammeln gerade Unterschriften und fordern eine faire Behandlung.

Sie beklagen enorme Unterschiede in dem überwiegend aus Bundesmitteln geförderten Verein, was ihr Einkommen und ihre soziale Absicherung anbelangt.

Von den rund 5.000 Doktoranden in der Max-Planck-Gesellschaft erhalten rund 3.300 ein Stipendium, der Rest hat einen Vertrag. Der wesentliche Unterschied: Stipendiaten sind nicht sozialversichert. Den Richtlinien der Gesellschaft zufolge ist das Stipendium zwar recht üppig bemessen: gezahlt werden monatlich bis zu 1468 Euro, hinzu kommen Zuschläge etwa für Krankenversicherung, Kinder oder die Anreise nach Deutschland. Außerdem sollen Stipendiaten absolut weisungsunabhängig sein und sich ganz ihrer Doktorarbeit widmen.

Exzellente Perspektiven

Antrag: Nach Grünen, Linken und SPD haben Freitagnacht auch die Regierungsfraktionen einen Antrag zu „Exzellenten Perspekti- ven für den wissenschaftlichen Nachwuchs“ in den Bundestag ein- gebracht. Union und FDP fordern die Regierung auf, die Vertrags- dauer von Nachwuchswissenschaftlern der Laufzeit der Projekte

oder der Doktorarbeit anzupassen. Die Regierung soll außerdem für eine neue Professorenkategorie „werben“: den unbefristet eingestellten „Associate“-Professor.

Hintergrund: Über 80 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter arbeiten befristet, nicht einmal jeder zweite Vertrag läuft länger als ein Jahr. (ale)

Das Problem ist allerdings: das sind Richtlinien, die Realität sieht oft anders aus. Die Max-Planck-Gesellschaft besteht aus 80 Instituten und jeder Direktor herrscht weitgehend autark über sein Reich, dem Credo der Wissenschaftsfreiheit keinen Fall zu verrateneit folgend. Darunter fällt offenbar auch die Behandlung der Doktoranden.

Bis zu 60 Stunden wird gearbeitet

Diese berichten jedenfalls über gewaltige Unterschiede sowohl zwischen den Instituten als auch innerhalb eines Instituts. „Bei uns haben alle unterschiedliche Konditionen, über den Vertrag oder die Höhe des Stipendiums entscheidet der Chef, wie er gerade Lust hat“, berichtet einer.

Die Arbeitsbelastung wäre für alle jedoch gleich hoch, etwa 60 Stunden würden die Doktoranden wöchentlich für das Institut arbeiten, egal ob sie ein Stipendium oder einen Hausvertrag haben oder zu der Handvoll gehören, die nach Regeln für den öffentlichen Dienst bezahlt werden. Das Stipendiaten weisungsfrei an ihrer Doktorarbeit schrieben, sei so der Doktorand „absolut illusorisch“.

Die Initiatoren der Petition fordern nun, diesen vollen Einsatz für die Forschung auch angemessen zu vergüten, und zwar den Standards der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Selbstverwaltung der Wissenschaftler, entsprechend mit mindesten 65 Prozent einer Stelle im öffentlichen Dienst Das entspräche etwa 2.000 Euro brutto. Außerdem sollten Doktoranden frei zwischen Vertrag und Stipendium wählen können, und die MPG-Regeln für Stipendien im Alltag auch tatsächlich umgesetzt werden.

Die aktuelle Petition ententzündet sich an einer Replik des Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Peter Gruss auf einen Artikel, der Ende März auf Spiegel online erschien. Peter Gruss schrieb, dass es sich bei einer Promotion um „Lehrjahre im Labor“ handle, die als solche auch nicht wie eine „ganze“ Stelle vergütet würden. Deutschlands gesamte Begabtenförderung fuße auf Stipendien, Kritik an der Praxis der MPG tat er als Klage einzelner Promotionsstipendiaten ab.

Unmut der Nachwuchswissenschaftler

Dass sich Gruss in seiner Einschätzung der Lage leicht verschätzt haben könnte, zeigt die Petition: binnen zehn Tagen sammelten die Initiatoren 1.000 Unterschriften.

Denn der Unmut der Nachwuchswissenschaftler im Elite-Zirkel schwelt schon länger: Der Stipendiatenanteil innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft ist zwischen 2004 und 2009 von 40 Prozent auf 60 Prozent gestiegen. Die Sprecherin der MPG, Christina Beck, räumt auch freimütig ein, dass der Anteil der Doktoranden sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt hat und zwar maßgeblich durch ausländische Stipendiaten. „Da unterscheidet sich die Max-Planck-Gesellschaft aber nicht von Hochschulen und anderen Institutionen, es gibt nun mal nur ein bestimmtes Kontingent an Stellen“, sagt Beck.

Betroffen sind laut einem MPG-Mitarbeiter aber auch immer mehr promovierte Wissenschaftler. Diese bekommen monatlich etwa 1.600 Euro Stipendium und damit die Hälfte dessen, was ihnen laut Tarif-Vertrag zustände. Als die Doktorandenvereinigung der Max-Planck-Gesellschaft, das PhD-Netzwerk, das Thema „Stipendien versus Verträge“ im Herbst 2011 zusammen mit Gewerkschaftler erörtern wollte, verweigerte der stellvertretende Generalssekretär der MPG seine Teilnahme. „Stipendien werden zunehmend genutzt um Tarifverträge zu umgehen“, so das Fazit eines Max-Planck-Wissenschaftlers.

Eine einmalige Petition

Wie seine Kollegen möchte er anonym bleiben, auch die Doktoranden, die die online-Petition gestartet haben, wollen sich öffentlich nicht äußern. Die SprecherInnen des PhD-Netzwerkes schweigen auf Anfrage ebenfalls.

Eine Haltung, die bei vielen auf Verständnis stößt. Es sei einmalig, dass sich Doktoranden überhaupt mit solch einer Petition vorwagten, im allgemeinen lehne sich niemand bei diesem heiklen Thema aus dem Fenster, heißt es.

Wer es dennoch tut, dem drohen Konsequenzen, denn die Institutsdirektoren sind nicht nur Arbeitgeber sondern auch Betreuer der Promotion. „Bei uns im Institut hat die Hexenjagd schon begonnen“, meint eine DoktorandIn und bittet darum, ihre Identität auf jeden Fall zu verschleiern. Wenigstens bis die Doktorarbeit beendet ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • T
    Tiermedizin

    Die Missstände sind nicht nur auf die MPG zu beschränken, sondern auf die ganze Forschung in Deutschland. Die Zeitungen sollten mal an den Tiermedizin-Fakultäten (Gießen, Hannover etc.) Doktoranden interviewen. Die werden teilweise gar nicht bezahlt! Warum gibt es im Bereich der biomedizinischen Forschung wohl so viele Tiermediziner die ihre Doktorarbeit an einem MPI machen? Dort gibt es wenigstens 1000 Euro. Leider traut sich von den überwiegend weiblichen Studentinnen niemand auf diese extremen Missstände aufmerksam zu machen.

  • J
    jajo

    Trotz der jetzt aufkommenden Initiativen zur Verbesserung der Situation, muss ich leider auch feststellen, dass Doktoranden, Assistenten etc. auch teilweise selbst an ihrer Situation schuld sind. Ich glaube ich habe noch nie eine Berufsgruppe kennengelernt bei denen so wenig Wert auf eine Reflektion über die wirtschaftliche Situation ihres beruflichen Daseins gelegt wird. Idealismus ist ja schön und gut, aber wenn man sich damit einem skrupellosen System ausliefert und sich konsequent weigert, seine eigene Rolle und auch Wichtigkeit in diesem System zu erkennen und einzufordern, dem ist nicht mehr zu helfen. Das Problem ist das in diesem Falle die Verweigerung des Einzelnen den Standpunkt einer ganzen Interessensgemeinschaft schwächt. Wer versucht, etwas zu ändern stellt sehr schnell fest, dass er alleine ist und von anderen die Sprüche hört wie "So ist das nun einmal", "Was soll ich schon groß machen?", "das ist mein Traumberuf, ob ich dafür je Geld bekomme werde ich dann sehen...", oder mein absoluter Lieblingsspruch "Was sollen sie denn machen, mehr Geld ist halt nicht da...". Nun, in jedem anderen Beruf gibts für kein Geld auch keine Arbeit - schon gar nicht wenn man vorher schon Zehntausende in ein Studium investiert hat und für seine hohe Qualifikation 5-10 Jahre auf ein Einkommen verzichtet hat.

     

    Und das Geld IST da - nur wie im Kapitalismus üblich wird halt der niedrigst mögliche Preis gezahlt - der durch permanentes Selbstdumping immer weiter gedrückt wird. Wie es ein prekär bezahlter freiberuflicher Dozent in einer Radiosendung sinngemäß kürzlich sagte:"Es macht mir ja nichts aus, wenn ich von Butterbrot lebe, hauptsache ich kann meinen Traumberuf machen. Aber wenn ich am Ende der Monats nicht weiß, wie ich meine Miete zahlen soll, dann kommt schon Existenzangst auf...".

     

    Wenn man Frau Merkels & Co vollmundigen Worten über die "Bildungsrepublik Deutschland" glauben schenken dürfte, so wären Forscher und Lehrer sehr gefragte Leute - also erkennt endlich Eure Marktmacht! Stellt euch vor, alle Hörsäle wären zum Bersten voll, nur der Platz vorne bliebe plötzlich mal leer?

     

    Und was das Geld betrifft - im Notfall etwas weniger Krieg in Afghanistan oder ein paar kleinere Rettungsschirme weniger und Deutschland könnte sich Bildung auch wieder leisten...

  • M
    Max-Planck-Doktorand

    Fluglotsen können es, Lokführer können es, Metallarbeiter können es: Sich organisiert um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn einsetzen. Aber die Wissenschaftler kriegen es nicht auf die Reihe, endlich dafür zu sorgen, dass sie entsprechend ihrer Qualifikation bezahlt werden.

     

    Doktoranden haben bereits einen Hochschulabschluss, lassen sich aber mit halben Stellen (ca. 1100 Euro netto) abspeisen -- bei voller Arbeitsleistung. Post-Docs wechseln von einer befristeten Stelle zur nächsten und verbringen fast mehr Zeit damit, sich um ihre (Weiter-)Finanzierung zu kümmern als tatsächlich zu forschen. Dazu kommt, dass auf dem Weg nach oben die Anzahl der Stellen immer geringer wird, denn in diesem riesigen "Durchlauferhitzer" Forschung gibt es genug billiges Menschenmaterial (=Doktoranden, vor allem Stipendiaten, die keine Lohnnebenkosten verursachen), das die Forschung macht; da braucht es nur noch ein paar Professoren, die die Zügel in der Hand halten.

     

    Ist es klug, in einem solchen System zu bleiben und sich ewig ausnutzen zu lassen, wenn gleichzeitig die Industrie/Wirtschaft/Finanzwelt mit Traumgehältern lockt? Wer wird eigentlich auf dem Weg nach oben in diesem System ausgefilter? Und wer bleibt der Forschung noch erhalten? Die besten der besten?

     

    Ich plädiere dafür, dass das Lohndumping in der Forschung (vor allem durch die vielen Stipendien ohne Renten-, Sozial-, Pflege- und Krankenversicherungszahlungen seitens der Arbeitgeber) eingedämmt wird. Forscher, auch schon Doktoranden, sollten ihrer hohen Qualifikation entsprechend bezahlt werden. Post-Doc-Stellen sollten grundsätzlich unbefristet sein (vielleicht mit einer verlängerten Probezeit von einem Jahr, in dem sich der Post-Doc bewähren kann).

  • A
    Anonym

    @ Johanna:

     

    Ja, das muss ja so aggressiv und in der öffentlichkeit diskutiert werden und zwar jetzt. Lange haben die Direktoren uns verarscht, insbesonderes die ausländische Doktoranden. Für euch vielleicht war ja erträglich aber viele von uns haben das Gefühl dass es muss eine Wiederstand geben. Wenn die aktuelle PhDNet Nachfolger die Perspektive verloren hätten, mehr als 1200 Unterschriften wäre nicht möglich gewesen. Und letztendlich das du oder die Leute von deine Zeit als Doktorandin die Mut nicht hatten öffentlich aggressiv zu protestieren ist ja nicht unser problem.

     

    Lg

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Hochintellektuellee Arbeit ist in einem Masse "unterbezahlt", dass es das Sensoriumum dafür überschreitet.

     

    Man darf nicht vergessen: Die Geldbesitzer, meist Wirtschaftler oder Juristen, die extrewm komplexen Problemlösunbgen meist nur zu kleinem Teil und mit Riesengewinnen "einsetzen" nnehem den Inttelketuellen "die Butter vom Brot" (Vielfachbedeutung)!!!

     

    Einstein hätte bei seinem Bekanntheitsgrad und der Bedeutung seiner Theorien bis heite mindestens Multimiiladär sein MÜSSEN. Die wirklichen Mulitmiilardäre haben auch nicht ansatzweise Leistungen wie Einsten vorzuweisen.

     

    Der musste sich doch wirklich mit den Nazis führend anlegen, zum Exempel, und die Imagepflege der Wissenschaft allein aufbauen - zusätzlich zum Forschingspensum.

     

    Man vertraute eben den Wissenaschaftlern und dafür hat er gesorgt. Der Streit um die Atombewaffnung inaugurierte den Kampf um die Verwertung der Ergebnisse - Resultat: die Ökobewegung.

     

    Er hat damals sogar die Finanzmarkttheorie mit begründet - als Marxist.

     

    Da Geld und Macht sehr verschwistert sind, ist es grausam, die eigentlichen Denker und Intellektuellen von beiden so leicht auschliessen zu können und sie extrem knapp zu halten und zu prekarisieren.

     

    Warum die, so schlecht bezahlt, politisch so sind, als wären sie jeweils mit Milliarden korrumpiert,

    ist wohl eine "Erbschaft" des extrenm "undurchdachten" Verhältnisses von Wahrheit und Ethik bei den meisten (Doppelbezug).

     

    Der Weise gibt sich mit wenigem Geld zufrieden, meinte Einsteins Weiser Spinoza, der diese Frage mit vielen "Resultaten" gelöst hat ("Ethik") - damit es recht viele werden können!!!

     

    Da andere sich die Bestimmungsmacht über Geld aneignen, mus allein wege des "Missbrauches" der Macht und des Geldes viel mehr passieren.

     

    Die allgeimene "Gelehrtenrepublik" steht auf der "Agenda". Schon aus "Weltrettungsgründen"...

  • J
    Johanna

    Größenwahn? oder Klagen auf SEHR hohem Niveau? Ich finde die Debatte geht nun wirklich zu weit und meine ehemaligen MPI-Doktoranden-Kollegen bzw unsere Nachfolger im PhDnet verlieren so langsam die Perspektive... Die Diskussion ist wichtig, aber muss das alles so aggressiv und öffentlich diskutiert werden?

    Noch dazu ist der Artikel schlecht recherchiert, sehr einseitig und voller Flüchtigkeitsfehler, das bin ich von der taz bisher so nicht gewohnt... :(

  • E
    ExRWTHler

    Es ist schon bezeichnend... Ich arbeite seit 8 Monaten in der Industrie und habe endlich 20% meiner Zeit fuer eigene Initiative bei Forschung und Entwicklung.

     

    Klingt nicht nach viel, ist aber deutlich mehr als an einer Uni.

     

    Ich kann auch zum Chef meines Chefs gehen wenn Dinge nicht sinnvoll entschieden werden und mich damit durchsetzen.

     

    An der Uni undenkbar.

     

    Solange sich Professoren fuer fast nix rechtfertigen muessen, bleiben Doktoranden Sklaven.

     

    Im Gegenzug muss man natuerlich auch sehen das der Weg zum Professor durch immense Sklaverei fuehrt und was soll aus einem ehemaligen Sklaven auch anderes werden als ein gnadenloser Sklavenhalter.

     

    Getretene Hunde sind halt aggressiv.

  • C
    Christian

    Das Problem ist in der Tat nicht nur eins für Promovierende an den MPIs. Im Gegenteil, die Stipendiensumme ist meist an den Unis noch geringer und von Zuschlägen für die Krankenversicherung kann ich persönlich auch nur träumen. Immerhin die DFG hat reagiert und will fortan nur noch Stellen fördern, keine Stipendien mehr. Das betrifft auch von ihr finanzierte Institute wie die der Exzellenzinitative.

  • D
    doktorand

    65% einer TVoeD13-Stelle sind etwas mehr als 2000 brutto und nicht netto. Damit hat man aehnlich viel Geld wie beim genannten Betrag fuers Stipendium, ist aber rentenversichert, etc.

  • RN
    Raoul Naumann

    Der Artikel könnte besser recherchiert sein (er enthält auch einge Rechtschreibefehler).

    Für Stipendiaten fallen keine Lohnnebenkosten an. Es muss keine Renten- oder Arbeitslosenversicherung gezahlt werden. In vielen Fällen wäre das verschwendetes Geld, da die Stipendiaten nur für ein paar Jahre in Deutschland sein wollen, um dann wieder ins Ausland zurück zu kehren.

    Wäre es nicht unfair, wenn der Stipendiat das gleiche Geld bekommt wie ein Mitarbeiter mit Vertrag, dann aber keine Lohnnebenkosten hat und den gesamten Betrag als effektiven Lohn einstreicht (abzüglich Krankenversicherung)?

    Ein weiterer zu klärender Punkt ist die Frage, für wen Doktoranden arbeiten. Zum Wohl des Professors, des Instituts, oder der MPG, wie ein fest angestellter Mitarbeiter, oder für ihr eigenes Wohl, zur Erlangung eines Doktorgrades, und einer deutlich höheren beruflichen Qualifikation? Sicherlich fallen die im Artikel erwähnten 60 Stunden pro Woche nicht vollständig in die erste Kategorie, zumal es da bestimmt Überschneidungen gibt?

    Und stimmt es tatsächlich, dass das geschilderte Problem nur die MPG betrifft, und nicht die gesamte Forschungslandschaft in Deutschland?

    Etwas besser recherchierte Hintergrundsinformationen wäre wünschenswert.

  • FV
    Frank von der Kammer

    Glückwunsch.

    Auch die Elite von der MPG ist jetzt in der Realität angekommen! Das hat aber gedauert.

    Face it! Worüber diese Weicheier sich beklagen, ist Standard an deutschen Universitäten seit Jahrzehnten.

    60 Stunden pro Woche? Völlig normal, das bereitet für später vor, wer das nicht aushält, ist im falschen Job. Normalerweise kann man auch 4 Jahre lang auf den Urlaub verzichten.

    Und Bezahlung? Ingenieur? Volle Stelle. Chemiker? Halbe Stelle. Biologe? Drittel Stelle, wenn überhaupt. USW.

    Und wenn ein Doktorand bei 65% angeblich 2000 Euro netto verdienen soll, dann weiss ich nicht von welchem Land hier die Rede ist. Als Postdoc gab es 2007 gerade mal 2000 auf einer vollen Stelle. 1000 Eu mit SozVers. sind für die 3-4 Jahre normal und angemessen. Gehen sie mal and MIT, da bezahlen sie fürs Doktorat.

    Und wenn es um die Promotion geht, sind die besonderen Forschungsmöglichkeiten und Karrierechancen an der MPG viel höher zu bewerten als das Gehalt.

     

    So.

     

    Trotzdem vielen Dank für die Initiative! Denn in der öffentlichen Forschung wird auf fast allen Ebenen viel zu wenig bezahlt. Wenn man

    Und Doktoranden haben eine viel zu schwache Position im System. Die Willkür der Leiter ist ein Unding.

     

    Wir brauchen ein anderes System. Dringend, sonst kann ich den studenten nur empfehlen sich von der öffentlich finanzierten Forschung nur fern zu halten.

  • M
    Max

    Eine 65% Stelle für Doktoranden nach Regeln des öffentlichen Dienstes beläuft sich nicht annähernd auf 2000 Netto. Das ist wohl eher das Brutto. Zudem werden Doktoranden, zumindest in meinem Fachgebiet auch häufig nur mit 50% Stellen abgespeist, was sich ca. auf 1100€ Netto beläuft. Die Stipendienzahlungen der MPG hier in Berlin waren zumindest bis vor kurzem noch eher in diesem Bereich angesiedelt.

     

    Die Unabhängige Forschung an der Doktorarbeit geht bei einem Stipendium, wie einer Stelle auch, genau so weit wie das der Doktovater möchte. In beiden Fällen ist man als abhängiger Doktorand komplett ausgeliefert.

  • H
    herbert

    Der Artikel umreisst nur ein Grundproblem naturwissenschaftlicher Doktorarbeiten, nämlich das Doktoranden a) je nützlicher für den Professor sind, je länger (sowohl täglich wie in Jahren) sie im Labor arbeiten und b) der Doktorand in dieser Zeit der Willkür seines Professors mehr oder minder ausgeliefert ist. Dies ist nicht nur in Deutschland oder bei der MPG so, in Amerika sind die Zustände teilweise fast noch schlimmer (und gingen so weit, dass sich einmal ein Postdoktorand im Labor von E.J. Corey mit Zyankali umgebracht hat).

     

    Es gibt natürlich (und gottseidank gar nicht so wenige) Professoren, die ihre Doktoranden anständig behandeln und trotzdem gute Forschung machen. Leider kümmern sich zuwenig Leute darum, vor Antritt einer Doktorarbeit die netten von den Ar.... zu unterscheiden und gehen nach Neigung oder zu einem Institut in der Nähe.

     

    Abhilfe würde da nur eine Datenbank schaffen, in der aufgelistet würde, wie lange eine durchschnittliche Doktorarbeit bei einem Professor dauert, wie die Bezahlung war und wie lang (nach Angaben des Doktoranden) die wöchentliche Arbeitszeit. Dann müssten auch Sklaventreiber schnell feststellen, dass sie ihre Einstellung ändern müssen - oder ansonsten ein leeres Labor haben.

  • H
    Hannes

    "entsprechend mit mindesten 65 Prozent einer Stelle im öffentlichen Dienst Das entspräche etwa 2.000 Euro netto. Außerdem sollten Doktoranden frei zwischen Vertrag und Stipendium wählen können"

     

    bei allem Mitgefühl und Verständnis für die Situation der MPI-Doktoranden, im Vergleich zu Doktoranden mit Uni-Stellen sind sie vergleichsweise privilegiert. Bei uns im Institut (und in den meisten andern auch) sieht das so aus:

    befristete Verträge (1/2 - 2 Jahre), 1050€ netto in Monat, 60 Stunden die Woche Minimum, und dabei oftmals noch Verzicht auf Urlaub wegen zu knapp bemessener Projektzeiten. Und dazu kommen noch Lehre, Betreuung von Studenten und Gremienarbeit. Und ja, ich arbeite an einer Exzellenzuni. Spaß macht es trotzdem, man darf über das alles nur nicht soviel nachdenken.

  • E
    elevatorpitch

    Bravo! Mutige voran!

    Schluss mit der Aldidisierung in der Wissenschaft.

     

    Es müssten sich noch viel mehr aufrühren!