piwik no script img

Do It Yourself

■ Mit den Delgados und Arab Strap kommen zwei Bands von Chemikal Underground

Hier musizieren die Chefs selbst. Daß die vier Musiker von den Delgados das Indie-Label Chemikal Underground gründeten, entsprang einer Do-It-Yourself-Haltung, wie sie Tradition ist in Glasgow – fernab von London und doch mit einer lebhaften Musikszene. „Monica Webster“ hieß die erste Single, ein krachiges Stück Pavement-Pop, und sie war ein „Versuchsballon“, wie Paul Savage, Schlagzeuger der Band, sagt: „Können wir es schaffen, unsere Musik selbst zu vermarkten?“

Es klappte zumindest soweit, daß John Peel und die Weeklies aufmerksam wurden. Der logische nächste Schritt war, auch Platten von Freunden zu veröffentlichen. Daß dann die EP Secret Vampire Soundtrack von Bis sogar in die britischen Charts einstieg, hätte wohl niemand erwartet. Damit umzugehen, sei ein ständiger Lernprozeß während des Handelns gewesen, erzählt Savage. Plötzlich galt Chemikal Underground als das hipste Indie-Label des Landes. Daß sich dabei die öffentliche Aufmerksamkeit von den Delgados abwandte, hat auch mit dem etwas unspektakulären, heute eher folkig als krachig klingenden Pop der Band zu tun.

Wenige Tage nach ihren Labelchefs kommen Arab Strap, zur Zeit Schottlands spannendste Band – neben Belle & Sebastian, die ihre neue Platte The Boy With The Arab Strap genannt haben, auch als Hommage. Umgekehrt helfen Musiker von Belle & Sebastian bei den Platten von Arab Strap aus, die wiederum zu Teilen von Savage aufgenommen wurden. Was da im Klüngel entsteht, ist aber die äußerst eigensinnige musikalische Vision von zwei Männern, die sich einst im Clinch um die gleiche Frau kennenlernten. Die Texte von Aidan Moffat kreisen stets und explizit um Sex, Eifersucht, Mißtrauen, entwickeln aber gerade in Momenten größten Selbsthasses einen trockenen Humor. Während Moffat mit schwerer Stimme in tiefstem schottischen Dialekt seine Lyrik spricht, entwickelt sein einstiger Rivale Malcolm Middleton dazu eine Musik, die aus Monotonie eine Dramatik gewinnt. Das klingt großartig zusammen. Aber als Soundtrack für eine Guinness-TV-Reklame? Das gibt es eben nur im Popland. Felix Bayer The Delgados, Six By Seven: Mi, 14. Oktober, 21 Uhr, Logo Arab Strap: Mo, 19. Oktober, 21 Uhr, Knust

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen