Diskussion um Grillverbot: Grillen stinkt den Anwohnern
Falkplatz und Mauerpark sind beliebte Treffs der Freiluftgriller. Nach einer Anwohnerversammlung denkt der Bezirk über ein teilweises Grillverbot nach.
Gullygestank, Mückenstiche und Mitmenschen, die sich im öffentlichen Raum breit machen: Der Sommer, wenn er denn warm ist und heiter, bringt nur Verdruss. Zum Beispiel den Anwohnern des Falkplatzes und des Mauerparks in Prenzlauer Berg, denen die öffentliche Grillerei dort auf den Wecker geht. Beide Orte gehören allerdings seit sechs Jahren zu den 16 Berliner Arealen, in denen das offiziell erlaubt ist. Im Kieztreff Gleimviertel trafen sich deshalb am Mittwochabend rund 60 Anwohner mit SPD-Bezirksbürgermeister Matthias Köhne und drei Vertretern des Bezirksumweltamtes, um über Lösungen zu diskutieren.
Insbesondere am Falkplatz, der dichter von Häusern gesäumt ist als der Mauerpark, häufen sich die Beschwerden über das unmäßige Grillen - und seine üblichen Begleiterscheinungen, als da wären Krach, Gestank und Müll. Eine Anwohnerin aus der Gleimstraße klagt, es herrsche ein regelrechter Grilltourismus, Besucher aus dem gesamten Umland kämen in ihren Kiez. "Das ist hier wie im Freizeitpark." Neben der Überbelegung der Grünfläche würden so Parkplatznot und Sachbeschädigungen an Autos zur ständigen Belastung. Dass die Zugereisten zudem ihre Notdurft im nahen Gebüsch oder im nächsten Hauseingang verrichten, ist ein weiteres Ärgernis. "Im Sommer liege ich hier in Schweinskotelett und Gurkensalat", gibt eine Frau ein eindrückliches Bild vom Speiseplan der Freiluft-Esser. Giftigere Gerüche entstünden am Ende des Abends, wenn der Grill mit Tetrapaks und anderen Abfällen zum Lagerfeuer ausgeweitet wird, ergänzt ein Mann. "Dieser Zustand ist nicht mehr tolerabel", findet auch Christiane Martens, beim Bezirk zuständig für technischen Umweltschutz. Ein weiterer Anwohner vergleicht die Situation mit der von Nichtrauchern, für die es inzwischen Schutzzonen in Kneipen gibt - und fordert entsprechende Bereiche für Nichtgriller.
Nach den zahlreichen Schilderungen der Genervten kommt auch noch ein Freund des öffentlichen Grillens zu Wort: "Das macht doch ein Stück der Lebensqualität des Viertels aus." Man müsse das Grillen aber "in kontrollierte Bahnen" lenken, sagt Alexander Puell, Mitglied des Vereins Freunde des Mauerparks. Dafür fordert er fest eingerichtete Grillplätze und entsprechende Genehmigungen, die zugleich Hinweise zum richtigen Grillen enthalten.
Auf diesen Vorschlag gab es allerdings zahlreiche Einwände: zu viel Bürokratie, eine mögliche Gebühr, die notwendige Kontrolle der Grillerlaubnis. Und vor allem: was ist, wenn der beantragte und genehmigte Grilltag von Orkanböen und Hagelschlag begleitet wird. Trotzdem grillen?
Am Ende des Abends brachte Bezirksbürgermeister Köhne seine Erkenntnisse auf den Punkt: "Auf dem Falkplatz müssen wir handeln." Ein Grillverbot erscheine ihm als die beste Lösung. Damit das Problem aber nicht nur durch Verdrängung in den Mauerpark verschoben wird, soll eine weitere Diskussionsrunde mit Vertretern anderer Bezirke stattfinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“