piwik no script img

Archiv-Artikel

Discounter drücken auch Fruchtmultis

Aldi und Co fordern von Dole und Chiquita niedrige Preise. Auch deshalb geht es Bananenpflückern schlecht, so Oxfam

BERLIN taz ■ Was fragt der Arbeiter einer Bananenreiferei in Ecuador seine Kollegen morgens als Erstes? Laut Oxfam: „Wie steht der Aldi-Preis für Bananen?“ Die Entwicklungsorganisation stellte am Montag eine Studie vor, die besagt, dass Aldi, Edeka, Lidl, Metro und Rewe ihre Südfruchtlieferanten erfolgreich unter Druck setzen, möglichst niedrige Preise zu machen – und deswegen mit verantwortlich dafür seien, dass Menschen in Costa Rica und Ecuador Ananas und Bananen unter menschenunwürdigen Bedingungen ernten müssen.

Schlecht waren die Arbeitsbedingungen in Bananenplantagen und auf Ananasfeldern schon immer. Während früher jedoch meist die internationalen Südfrüchtehändler wie Dole, Chiquita und Del Monte dafür verantwortlich gemacht wurden, nimmt die neue Studie der Oxfam-Handelsexpertin Marita Wiggerthale nun die Rolle der großen deutschen Supermarktketten in den Blick.

Laut Studie verkaufen Aldi, Edeka, Lidl, Metro und Rewe den Deutschen schon heute 70 Prozent aller Lebensmittel. Das gebe ihnen die Macht, selbst Chiquita und Co zu niedrigen Preisen zu zwingen. Wiggerthale wollte die internationalen Fruchthändler zwar nicht aus ihrer Verantwortung für die Arbeitsbedingungen entlassen. Doch sie betonte, der von deutschen Einzelhandelsketten erzeugte Preisdruck führe dazu, „dass die Lieferanten Arbeits- und Menschenrechte verletzen, um in dem harten Wettbewerb gut abzuschneiden“.

Die 20.000 Menschen, die auf den Feldern Costa Ricas die Hälfte aller in Deutschland verkauften Ananas ernten, arbeiten demnach häufig über zwölf Stunden am Tag für 75 Cent Stundenlohn. Gewerkschaften würden behindert, oft setzten die Arbeitgeber rechtlose Migranten ein. Schlimmer noch sei die Arbeit in den Plantagen Ecuadors. Dort wächst ein Drittel der in Deutschland verkauften Bananen. 120.000 Menschen arbeiten hier in Armut, davon 30.000 Kinder. Der ständige Kontakt mit Pestiziden führt zu Augenschäden und Verbrennungen.

Die deutschen Supermärkte wollen daran allerdings nicht schuld sein. Der Geschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr, sagte der taz, man habe nicht den Einfluss, den Oxfam festgemacht haben will. Und: „Man kann funktionierenden Wettbewerb nicht für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich machen“. Einig war er sich mit Oxfam nur in einem: „Bei uns entscheidet der Verbraucher, was er kauft.“

CHRISTIAN SIEPMANN