Diktator begnadigt Exdiktator: Schlächter von Guinea nun doch straffrei
Exmilitärdiktator Moussa Dadis Camara kommt aus der Haft frei. Erst im Juli 2024 wurde er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt.

In Guinea hat Militärdiktator Mamadi Doumbouya den ehemaligen Militärdiktator Moussa Dadis Camara begnadigt. Dadis Camara war am 31. Juli 2024 bei einem historischen Prozess der Verantwortung für Massaker an mindestens 156 friedlichen Demonstranten im Jahr 2009 schuldig gesprochen und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt worden, mit ihm weitere ehemalige hohe Militärangehörige.
Oberst Dadis Camara hatte Guinea von 2008 bis 2010 regiert, nachdem er nach dem Tod von Langzeitherrscher Lansana Conté die Macht ergriffen hatte. Als die Opposition des Landes am Nationalfeiertag 28. September im 2009 eine Großkundgebung für Demokratie im Stadion der Hauptstadt Conakry abhielt, ordnete er einen Großeinsatz des Militärs an.
Mindestens 156 Menschen wurden bei der Auflösung der Kundgebung durch Soldaten erschossen, erstochen, zerhackt oder auf sonstige Weise getötet, Verletzte wurden bis in Krankenhäuser verfolgt und zahlreiche Frauen vergewaltigt.
2010 gab es in Guinea freie Wahlen, der ehemalige Oppositionsführer Alpha Condé wurde Präsident. Der wurde 2021 durch einen neuerlichen Militärputsch gestürzt. Erst danach begann die umfassende juristische Aufarbeitung des Massakers von 2009. Die Vorfälle waren zuvor bereits von internationalen Untersuchungen bestätigt und ausführlich dokumentiert worden, aber Condé hatte die ultimative Kraftprobe mit seinen Vorgängern vermieden.
Nun aber scheint dies endgültig gestoppt zu sein. Am Freitag verkündete Juntachef Doumbouya aus „gesundheitlichen Gründen“ eine Begnadigung von Moussa Dadis Camara. TV-Bilder am Samstag zeigten, wie Guineas Justizminister den augenscheinlich gesunden Exdiktator im Gefängnishof abholt. Er wurde in eine Villa in einem Nobelviertel von Conakry gebracht, wo er von der Gendarmerie bewacht wird.
Opferverbände reagierten empört und sagten, das Leben von Zeugen sei nun in Gefahr. Gegen die Verurteilung war noch eine Revision anhängig, aber auch neue Klagen waren in Vorbereitung gewesen, erklärten Menschenrechtsgruppen. (mit afp)
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