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■ DigitalfernsehenARD-Unterschrift mit Hintertür

Die ARD hat gestern die unterschriebenen Papiere zum Digitalfernsehen an Vertragspartner verschickt, bestätigen ARD-Kreise. Es geht dabei um die Einigung mit dem geplanten Konzernkonglomerat Bertelsmann/Kirch/Telekom auf die technische Plattform der künftigen Fernsehtechnik, die d-box.

Die Öffentlich-Rechtlichen fügten ihrer Unterschrift jedoch einen „Beibrief“ an, der die Gültigkeit der Verträge für den Fall relativiert, in dem die EU-Kommission den Konzernplänen Auflagen auferlegt. In diesem Fall, heißt es in dem „Beibrief“, den die ARD gestern zusammen mit dem Vertragswerk an die Behörden in Brüssel schickten, seien die Vereinbarungen ungültig – „dann muß nachverhandelt werden“, erklärt man in der ARD.

Bei einer Veranstaltung der Hamburger Medienanstalt HAM hatte ARD-Vertreter Wolfgang Hagen solches am Dienstag bereits angekündigt und die d-box-Technik erneut kritisiert. Die ARD setze vorsorglich die Gespräche mit anderen Decoder-Herstellern fort und will weiter einer anderen Software für den Programmführer EPG basteln – im Rahmen des d-box-Konkurrenzsystems Open TV.

Hagen wurmt, daß der Kirch- Decoder weder den Online-Kanal noch das Lesezeichen abbilden kann. Er befürchtet gar eine „Marktverkrümmung“, sollten erst eine Million Decoder verkauft werden müssen, bevor andere Hersteller in den Wettbewerb eingreifen dürfen. Bis dahin ist lediglich die von Nokia produzierte Kirchsche Box am Markt.

Die Kirch-Gruppe ist weiter von ihrer technischen Kreation überzeugt. Die d-box sei, obwohl vor knapp vier Jahren zusammen mit Nokia entwickelt, mitnichten veraltet, versichert Manuel Dubero, von der Kirch-Firma Beta- Research. Man könne die Speicher der d-box jederzeit mit aktualisierter Software füllen, behauptet er. Skeptiker hinsichtlich der Chancengleichheit vertröstet Beta-Research auf den Sommer. Dann würden die Digitalarbeitsgruppen das entscheidende technische Merkmal (den sogenannten API) standardisiert haben. jl/lm

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