Neue Filme : Diese Woche neu im Kino
Fahrenheit 9/11
USA 2004, Regie: Michael Moore. 123 Min.
Obwohl er die Goldene Palme in Cannes bekommen hat, hält sich seit den ersten Screenings von „Fahrenheit 9/11“ der Vorwurf, der Film sei eine schlecht montierte Zitatschlacht, wenn nicht eine geschmacklose Fiktion, mit der Michael Moore in einem unpatriotischen Akt den Präsidenten als von der Wirklichkeit überforderten Trottel bloßstellen wolle. Dabei ist es erstaunlich, wie häufig sich die Kritik vor allem vom liberalen Lager bis zum linken Rand ähnelt. Kein Bedenkenträger kommt ohne den Hinweis aus, er habe ansonsten null Sympathien für die Bush-Regierung, aber Moores Argumentation sei selbst nur Propaganda, die Parallelmontage der Bilder würde auf Emotionen statt auf Analyse setzen, und überhaupt: Geht es nicht ein bisschen dialektischer? Umgekehrt funktioniert vieles, was Moores Befürworter ins Spiel bringen, nach dem Prinzip: Augen zu und durch. Wenn es der Abwahl von Bush nützt, ist auch dumpfe Übertreibung okay. Nachdem Moore bei seinem Filmdebüt „Roger & Me“ noch als Anwalt der Working Class auftrat, nimmt er nun mitunter einen unguten Feldherrenhügelton an.