neue filme : Diese Woche neu im Kino
2046
Hongkong 2004, Regie: Wong Kar Wai, 127 Min.
Es wäre ein Trugschluss, sich von „2046“ eine Fortsetzung von „In the Mood for Love“ zu versprechen. Zwar trifft man auf denselben Protagonisten, Chow (Tony Leung). Doch statt des Mannes mit den hehren Motiven lernt man nun einen Frauenhelden kennen, und an Stelle einer fest gefügten Geschichte mischt der neue Film Zeitebenen, Handlungsorte und unterschiedliche Fiktionsgrade.
Statt der perfekten Frauenfigur wie in „In the Mood for Love“, führt der neue Film vier weibliche Figuren ein. „2046“ gelingt etwas Besonderes: Die nichtlineare Erzählung und die gleitenden Räume erschöpfen sich nie im postmodernen Gemeinplatz, sondern erhalten eine betörende Stofflichkeit.
Comandante
USA/Spanien 2003, Regie: Oliver Stone, 99 Min.
Politik und Geschichte anhand großer Männer zu inszenieren und zu interpretieren ist bei Oliver Stone nichts Neues. In diesem Dokumentarfilm ist er zum ersten Mal physisch richtig nah dran. Er inszeniert sich auf Augenhöhe, mal stirnrunzelnd, mal kumpelhaft scherzend. Man mag ihm das gönnen, es hätte auch spannend sein können. Das Problem ist nur, dass der Film sich in Angeberei erschöpft: Schaut her, ich hab Fidel Castro getroffen! Zugleich will Stone nichts Geringeres, als die Geschichte Kubas in 99 Minuten zu erzählen. Stone hat es verpasst, aus der Begegnung eine eigene Geschichte zu machen.
Dreißig Stunden Interview am Stück gewährte Castro der Crew im Februar 2002, und Stone hatte das ehrgeizige und naive Ziel, „den Menschen hinter der Ikone“ zu finden. Doch die aufgeregte Kamera dringt nicht unter die Haut.