NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Le Silence de Lorna – Lornas Schweigen
B/F/D 2008. Luc und Jean-Pierre Dardenne. 105 Min.
„Menschenhandel“ ist ein Reizwort unserer Zeit, und die Sensation des neuen Films der belgischen Brüder Luc und Jean-Pierre Dardenne besteht vielleicht genau darin: dass er ohne jede Sensationslust davon erzählt, wie Menschen und Beziehungen zur Ware werden. Wo sonst die Filme zu dem Thema oft die physischen Qualen der Frauen in den Vordergrund stellen, steht hier die schweigsame Gestalt Lornas, von der albanischen Schauspielerin Arta Dobroshi dargestellt als eine Frau, die zunächst alles andere als Opfer ist und sein will. Realismus, das wissen die Dardennes genau, ist eine Konvention der Darstellung. Als solche muss man ihn ständig erneuern, um weiter „realistisch“ zu wirken. Mit „Das Versprechen“ und „Rosetta“ haben sie in den Neunzigern dabei Maßstäbe gesetzt: Unvergessen die Handkamera, die an Rosettas Nacken klebte und ihr in ein Leben folgte. An deren Stelle ist hier nun eine Serie von ruhigen Einstellungen getreten. In fast jeder davon steht Lorna im Zentrum, umgeben von jenen Männern, die mit ihr, ihren Träumen und Gefühlen auf je verschiedene Art Handel treiben.
LE SILENCE DE LORNA – LORNAS SCHWEIGEN: Cinema Paris, fsk, FT am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, Passage, Thalia Potsdam