NEU IM KINO : Diese Woche frisch
„Ajami“ von Yaron Shani und Scandar Copti über das Leben im gleichnamigen arabischen Viertel von Jaffa in Israel ist als kollektive Falle angelegt, in die der Betrachter tappen muss. Wer den Film sieht, erfährt quasi am eigenen Leib, wie schnell unser Gehirn nur fragmentarisch vorhandene Informationen über eine Situation interpretiert und ihnen eine vermeintlich passende Geschichte zuordnet. Die beiden Regisseure nennen ihre Methode „absoluten Realismus“, ihr Ziel ist ein „Kino des menschlichen Dramas“. Und tatsächlich wirft ihr Film auf höchstem erzählerischen und filmischen Niveau einen überaus realistischen Blick in die Lebenswelten von Menschen aus dem Nahen Osten. Unrealistisch ist dabei nur die Menge der Todesfälle, die sich in kurzer Zeit ereignen. Sie sind dem Umstand geschuldet, dass es sich bei „Ajami“ trotz der Laienschauspieler, die mit einer quasi-dokumentarischen Kameraführung aufgenommen werden, doch um einen Krimi handelt. Obwohl sich die Regisseure gegen Metaphorik im Film aussprechen, ist der Tod ein Symbol: Er steht für das Scheitern eines individuellen Lebens an Umständen, die ihm feindlich sind. Broadway, FaF, Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, Moviememto, Neues Off, Thalia Potsdam