NEU IM KINO: Diese Woche frisch

Die Liebesfälscher

Abbas Kiarostamis neuer Film handelt von Kunst: von europäischer Kunst und dem europäischen Kunstkino. Er erzählt von der Begegnung zweier Fremder an einem Ort, der im europäischen Kino sozusagen romantisch vorbelastet ist: der Toskana. Der Mann (gespielt vom englischen Opernstar William Shimell) ist Autor und zu Besuch, um sein neues Buch „Die perfekte Kopie“ vorzustellen. Die Frau (Juliette Binoche) ist Kunsthändlerin und fasziniert von seiner These, die das Buch knapp gefasst im Untertitel trägt: „Vergessen Sie das Original, kaufen Sie eine gute Kopie.“ (Außerdem hat sie ein Auge auf den graumelierten Intellektuellen mit dem verschmitzten Lächeln geworfen).

Ein romantischer Film mit Juliette Binoche vor der Postkarten-Kulisse der Toskana: Kiarostamis erster außerhalb des Iran gedrehter Spielfilm klingt zunächst nach einer europäischen Arthouse-Fantasie par excellence. Doch die Täuschung liegt im Wesen der Kopie. „Die Liebesfälscher“ nimmt Bezug auf einen Topos des europäischen Kinos, emblematisch in Roberto Rossellinis Klassiker „Reise in Italien“, wirft darüber aber grundlegende Fragen über das Rollenverhältnis von Mann und Frau auf. In 6 Kinos