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■ Diepgen, der große Diktator

Würden Wahlen etwas ändern, wären sie verboten, sagt eine alte Anarchistenweisheit. Falsch – andersrum wird ein Schuh draus: Gerade weil sich nach Abgeordnetenhauswahlen in Berlin so gut wie nie etwas ändert, sollte die Große Koalition ein Gesetz dagegen erlassen – ein Verbot dieser postmodernen Beschäftigungstherapie ist längst überfällig. Schließlich kann die Welt so viel einfacher sein: Eberhard Diepgen wird per Akklamation zum großen Diktator auf Lebenszeit ernannt, Klaus Böger erhält eine Anstellung als Hausmeister im Abgeordnetenhaus. Die Opposition gilt als abgeschafft. Schließlich ist Diepgen mit demokratischen Mitteln ohnehin nicht zu beseitigen. Er regiert, seit andere in der D-Jugend ihres Fußballvereins ihr erstes Tor geschossen haben. Angesichts dieser Zustände ist Politikverdrossenheit das Gebot der Stunde: Nichts macht verdrossener als die Aussicht, das Kartell der Mittelmäßigkeit im Preußischen Landtag weitere fünf lange Jahre ertragen zu müssen. Andreas Spannbauer

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