: „Die verbüßte Haftzeit spricht für sich“
Heinz-Jürgen Schneider, der Anwalt von Christian Klar, drängt weiter auf eine Begnadigung seines Mandanten
taz: Herr Schneider, was bedeutet die jetzt beschlossene Freilassung von Brigitte Mohnhaupt für Ihren Mandanten Christian Klar?
Heinz-Jürgen Schneider: Die Freilassung von Brigitte Mohnhaupt ist erfreulich und kommt ja nicht überraschend. Sie hat ihre Mindesthaftzeit abgesessen und es besteht keine Rückfallgefahr. Ich sehe keine rechtlich relevanten Unterschiede zwischen ihrer Situation und der von Christian Klar – außer dass seine Mindesthaftzeit erst Anfang 2009 endet. Dann müsste aber auch er auf Bewährung entlassen werden. Ich hoffe allerdings, dass mein Mandant vorher begnadigt wird.
Eine Begnadigung wird ja nicht von heute auf morgen erfolgen. Macht das überhaupt noch einen Unterschied, ob er begnadigt wird oder regulär auf Bewährung entlassen wird?
Ein Begnadigungstermin zum Jahresende 2007 wäre noch eine spürbare Erleichterung im Vergleich zur regulären Entlassung Anfang 2009.
Wie hat Christian Klar seinen Antrag auf Begnadigung begründet?
Dazu kann ich nichts sagen. Das Gnadenverfahren wird nicht öffentlich geführt. Daran hat er sich gehalten und das Bundespräsidialamt auch. Die verbüßte Haftzeit von rund 24 Jahren spricht allerdings für sich.
Verfolgt Ihr Mandant die Debatte um seine Freilassung?
Ja. Er hat Zugang zu Fernsehen und zu Zeitungen. Er kennt die Debatte also. Er wird aber bei seiner Linie bleiben, sich in Unfreiheit an solchen Debatten nicht zu beteiligen. Es gab zahlreiche Anfragen in den letzten Wochen, die er abgelehnt hat.
Warum?
Was er sagen wollte, hat er Horst Köhler geschrieben.
Hat Klar sich in diesem Schreiben auch mit den Anschlägen der RAF und den Folgen auseinandergesetzt?
Der Inhalt dieses Schreibens unterliegt der anwaltlichen Schweigepflicht.
Jüngst gab es Meldungen, dass der Bundespräsident sich mit Herrn Klar treffen möchte, um sich ein eigenes Bild zu machen. Gibt es solche Überlegungen?
Ich habe das nur aus den Medien erfahren und das Bundespräsidialamt hat es dementiert.
Wäre Christian Klar bereit, sich mit dem Bundespräsidenten zu treffen?
Ja.
Steht das Angebot noch, dass Christian Klar nach seiner Entlassung am Berliner Ensemble als Bühnentechniker arbeiten kann?
Ja. Es gab und gibt Gespräche mit dem Betriebsrat des Theaters, der das Angebot inzwischen mitträgt. Es ist ja wichtig, dass das nicht nur von der Leitung des Hauses ausgeht.
Was würde Klar am Berliner Ensemble konkret machen?
Er würde eine dreijährige Ausbildung zum Bühnentechniker absolvieren. Da geht es um eine richtige Ausbildung mit Abschlussprüfung, nicht nur ein kurzes Reinschnuppern.
Warum gerade das Berliner Ensemble?
Es gab Gespräche mit verschiedenen Theatereinrichtungen. Und das Berliner Ensemble hatte eben Interesse.S
INTERVIEW: CHRISTIAN RATH