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Archiv-Artikel

„Die lautstarke Tribüne hilft der Mannschaft sehr“

Thorsten Storm, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, über den Sinn von Stehplätzen beim Handball, Flensburger Fans als Buhmänner und die Daseinsberechtigung von Ultras

taz: Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an der Stehplatztribüne?

Thorsten Storm: Man muss da zwei Seiten betrachten: Zum einen geht es hier um die Stimmung in der Halle, zum anderen um die finanzielle Seite. Würden wir nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln, wären Sitzplätze besser, schließlich kostet eine Stehplatzdauerkarte gerade einmal 99 Euro. Allerdings ist das auch eine Investition in die Zukunft. Immerhin sind diejenigen, die heute zu uns auf die Stehplatztribüne kommen, die Sitzplatzkartenkäufer von morgen.

Und dann ist da noch die andere Seite.

Richtig, für die Stimmung in der Campushalle ist die Tribüne ungemein wichtig. Unsere Fans sind kreativ und sehr emotional, die feiern sich selbst. Dieses Energiefeld, das dort erzeugt wird, strahlt auf die anderen Zuschauer ab. Eine solche Tribüne würde allen Arenen gut tun. Es ist ein bisschen wie im Fußball. Dort gibt es die Ost- oder die Westkurve, bei uns ist es halt die Nordtribüne. Sitzplätze wird es dort auch in Zukunft nicht geben.

Wie hat die Mannschaft anfangs diese etwas andere Atmosphäre wahrgenommen?

Früher hat die Mannschaft lieber auswärts gespielt: Da war der Druck nicht so hoch, und die Leistung des Teams wurde weniger kritisch betrachtet. Das hat sich allerdings gewandelt; jetzt spielt sie lieber vor eigenem Publikum. Die Fans sind für uns der achte Mann – das wird ja auch vor jedem Spiel zelebriert. Heute hilft die lautstarke Stehtribüne der Mannschaft sehr.

Zuletzt war davon zu hören, dass es Reibungen mit Fans anderer Vereine gab. Wie viel Spielraum haben ihre Fans auf der Stehtribüne, vor allem die Gruppe der Ultras?

Reibungen gab es beim Spiel in Kiel, sonst nicht. Ich kann es nicht akzeptieren, dass unsere Fans als Buhmänner dargestellt werden. Sollten sich allerdings jemand von uns daneben benehmen, werden wir Maßnahmen ergreifen, die das verhindern.

In Großwallstadt gab es aber auch einen Vorfall.

Diesen Vorfall galt es intern zu besprechen, aber man muss doch auch mal die Kirche im Dorf lassen. Ich hätte in Großwallstadt vor Ärger auch die Tür eintreten können. Die Fans haben ihren Frust herausgelassen. Aber eines steht fest: Wir dulden keine Gewalt. Wir sollten nicht zuerst etwas Gutes schaffen und es dann mit dem Arsch umschubsen. Ich sehe bei unseren Fans keine Gewaltbereitschaft.

Wie geht der Verein mit den Ultras um?

Ein Sprachrohr der Ultras arbeitet bei einem unserer Partner und betreut dort das Merchandising. Der Mann arbeitet also auch für den Verein – und das als Fan für die eigene Zielgruppe. Einen besseren Kontakt gibt es kaum. Wir setzen mit allen Fangruppen auf Kommunikation und versuchen, mit einer jungen Zielgruppe zu arbeiten und Schwung in den Laden zu bekommen. Nochmals: Es darf keine Gewalt geben, aber wir sollten jetzt auch nicht verbal auf die Ultras draufknüppeln und sie aussperren. Die Ultras haben bei uns sehr wohl ihre Daseinsberechtigung. GÖRT