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Die drei FragezeichenPlastikfressende Raupe

WAS? Eine Forscherin in Spanien hat entdeckt, dass die Raupen der Großen Wachsmotte Polyethylen, also Plastik, fressen kann.

taz: Herr Werning, können wir von einer Sensation sprechen?

Heiko Werning: Das ist für viele Menschen eher eine ganz tri­via­le Alltagserfahrung. Ich ärgere mich mit dem Phänomen seit Jahrzehnten herum. Die sogenannten Wachsmaden sind nämlich einerseits als weit verbreitete Parasiten in Bienenstöcken bei Imkern ebenso gut bekannt wie verhasst. Und andererseits sind sie beliebte Futtertiere für Reptilien, Amphibien, Kleinsäuger und Vögel. Die kann man überall im Zoohandel kaufen. In Plastikdosen. Eine Sensation ist für mich eher, dass das offenbar erst jetzt jemand wissenschaftlich untersucht hat; ich hätte das als sozusagen längst gegessen vermutet.

Welche biochemischen Prozesse laufen da ab?

Ich hätte angenommen, dass die Raupen das in erster Linie mechanisch mit ihren Beißwerkzeugen erledigen, dass das Plastik also nicht wirklich abgebaut, sondern nur zerkleinert wird. Die neue Studie jetzt zeigt aber, dass es auch eine biochemische Komponente gibt, ein Enzym im Speichel oder von symbiontischen Darmbakterien, das die Plastikpolymere tatsächlich aufspaltet, also unter Energieabgabe in andere Verbindungen umwandelt.

Wie kann die Menschheit diese Entdeckung für sich instrumentalisieren?

Interessant wäre natürlich vor allem, wenn es gelänge, damit das Plastikmüllproblem in der Umwelt anzugehen. Auf Mülldeponien etwa landet immer noch viel Plastik, das dort nur sehr langsam abgebaut wird. Könnte man die mit dem noch zu entwickelnden Wachsraupensaft impfen und damit den Abbau deutlich beschleunigen, wäre das sicherlich hilfreich. Toll, aber schwer vorstellbar wäre, eines Tages die riesigen Plastikmüllinseln in den Ozeanen mit dem Zeug zu bearbeiten, damit die sich dann einfach in Wohlgefallen auflösen. Aber da wäre ich dann doch skeptisch. Und für Plastikmüll an sich gibt es ja eigentlich bereits zwei recht effiziente Möglichkeiten: Wiederverwertung oder Verbrennung. Das könnten die Raupen wohl auch nicht besser hinbekommen.

Interview Maike Brülls

Heiko Werning ist studierter Biologe und Raupen-Experte der taz.

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