„Die coole Schule“: Hotline zensiert?
■ Schülervertreter und Bildungsbehörde zanken über Ratgeber-Telefon
SchülerInnen sind von mannigfachen Sorgen geplagt. Ein Schulleiter verbietet zum Beispiel, auf dem Schulgelände modische Basecaps zu tragen. An einer anderen Penne müssen Mädchen im Sportunterricht weiße T-Shirts tragen, BHs drunter sind nicht erlaubt. In der Schulkonferenz werden die Jugendlichen nicht ernst genommen. Das sind nur einige der Beschwerden, mit denen sich SchülerInnen hilfesuchend an ihre Gesamtschülervertretung (GSV) wenden.
Darum hat die GSV jetzt unter dem Etikett „die coole Schule“eine Telefon-Hotline eingerichtet. Allerdings ist zwischen SchülerInnen und Bildungsbehörde jetzt ein Streit entbrannt. GSV-Vetreter Thomas Ehmke fühlt sich gar von der Behörde erpreßt. Denn eine Mitarbeiterin will Werbeflugblätter, die laut einer Vereinbarung die Schulbehörde bezahlen soll, nicht in der von den SchülerInnen gewünschten Form drucken lassen.
„Die coole Schule“, schrieb die Beamtin, „kann ich nun wirklich nicht als Ziel der Hotline sehen“. Und: „Wenn der Senator für Bildung die Kosten übernehmen und Werbung machen soll, muß eine inhaltliche Mitwirkung möglich sein“.
Die SchülerInnen fürchten, daß wichtige Fragen keinen Platz auf der Hotline haben sollen, die von der Behörde angeblich auf reine Gremienprobleme beschränkt werden soll. Da ist aber auch der Bio-Lehrer, der im Unterricht schweinische Witze erzählt. Wie können SchülerInnen dagegen vorgehen? Eine Lehrerin fühlt sich bedroht und schlägt einen Schüler. Darf sie das? In einer Schule müssen SchülerInnen, die rauchen wollen, einen von den Eltern unterschriebenen Raucherpaß vorzeigen, obwohl sie schon 16 Jahre alt sind. Auch bei solchen Problemen sollen die GSV-Leute über die „coole Schule“helfen können, fordern die SchülerInnen. Sie verlangen einen weiteren Telefonanschluß für die Hotline, nachdem sie bisher einen regulären GSV-Anschluß dafür hergegeben haben. „Die setzen uns die Pistole auf die Brust, weil wir nicht alles so machen, wie die das wollen“, klagt Schülersprecher Thomas Ehmke.
In der Behörde weist man entschieden zurück, solche Hintergedanken zu verfolgen. Die Beamtin habe sich in einem „komischen Brief“wohl „nicht jugendgerecht ausgedrückt“, sagt André Schulz, Referent von Senatorin Bringfriede Kahrs. Keineswegs werde man den Inhalt der Werbeblätter oder der Hotline vorschreiben. Man sei dabei, für die GSV eine eigene Hotline-Nummer zu bekommen. jof
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen