Die braune Geschichte Dresdens: Rundgang auf der Spur der Täter
Dresden – Opfer oder Täter? Im letzten Jahr verbot die Stadt den Geschichtsspaziergang "Täterspuren" noch. Nun kann er zum ersten Mal stattfinden. Die Stationen.
Hier finden Sie die Karte als PDF.
1. Geschichtspolitik in Dresden (Comeniusplatz): Zum Auftakt des Rundgangs um 13 Uhr wird die Entwicklung der Gedenkpolitik in Dresden beleuchtet.
2. Mutschmann-Villa (Comeniusstr. 32): Martin Mutschmann war Ministerpräsident und Partei-Gauleiter in Sachsen und maßgeblich für die Judenvernichtung in Sachsen verantwortlich. An seinem früheren Wohnort erinnert heute nichts an sein Wirken.
3. Henriettenstift (Güntzstr./Pillnitzer Str.): Heute Studentenwohnheim, früher ein "Judenhaus": Im ehemaligen Henriettenstift wurden Juden für die Deportation nach Theresienstadt "gesammelt".
4. Gefängnis "Mathilde" (Mathildenstr./Pillnitzer Str.): Das Landgerichtsgefängnis "Mathilde" wurde im Nationalsozialismus zunächst als "Schutzhaftlager", später als Untersuchungshaftanstalt genutzt.
5. Adolf Bauer Kartonagenfabrik (Pillnitzer Str./Zirkusstr.): Dresdner Juden, sowjetische und französische Kriegsgefangene mussten in der - im Zuge der Bombardierung dann zerstörten – Fabrik Zwangsarbeit leisten, unter ihnen etwa der Romanist Victor Klemperer.
6. Synagoge (Am Hasenberg): Die von Semper geplante, 1840 eingeweihte Synagoge wurde 1938 während der Reichspogromnacht zerstört. Die Israelitische Religionsgemeinde musste noch den Abriss der Ruine bezahlen. 2001 wurde die neue Synagoge fertiggestellt.
7. Frauenkirche (Schießgasse/Rampische Str.): In der allgemeinen Erinnerung steht die Frauenkirche für Zerstörung, Wiederaufbau und Versöhnung. Dass an diesem Ort Friedrich Coch, Führer der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer, tätig war, ist heute kaum bekannt.
8. Polizeipräsidium (Schießgasse Nr. 7): Hier wurden Juden, Homosexuelle und "Asoziale" inhaftiert und gefoltert. Heute findet sich in dem Gebäude die Polizeidirektion Dresden.
9. Deutsches Hygiene-Museum (Lingnerplatz): Im Nationalsozialismus entwickelte sich das Museum zu einem Zentrum der Eugenik- und Euthanasiepropaganda in Deutschland. Der Leiter des Museums, Ernst Wegner, schrieb 1934 das Buch "Rassenhygiene für Jedermann". Er steht für die Verbindung von Medizin und Nationalsozialismus.
10. Gestapo-Hauptquartier (Bayrische/Fritz-Löffler-Str.): Das Referat IV der Staatspolizeistelle Dresden koordinierte die Deportation der Dresdner Juden. Durch die Bombardierung Dresdens wurde die Gestapozentrale getroffen, die für die nächsten Tage geplanten Deportationen der verbliebenen Dresdner Juden konnten nicht stattfinden. 70 Juden wurde dadurch das Leben gerettet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!