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Die bolivianische Utopie vom guten LebenDer geplatzte Traum

In Bolivien haben Bauern und Arbeiter einen neuen Staat gegründet. Allen sollte es besser gehen. Ein großartiger Plan, der nicht funktioniert. Warum?

Der Präsident und sein Außenminister: Evo Morales (l.) und David Choquehuanca (r.).

Auch einer wie David Choquehuanca war mal ein Kind. Ganz oben war er schon damals. So weit oben, dass Fremden, die in das ärmliche Andendorf am Titicacasee kamen, die Luft wegblieb. Dreitausendachthundert Höhenmeter - das hält ein verweichlichter Tieflandmensch nur schlecht aus.

Womöglich hat das Kind David damals, in den siebziger Jahren, für sich entschieden, das Obensein nicht mehr herzugeben in seinem Leben. Seine Familie war arm, ja. Aber er konnte sich etwas Besseres vorstellen als das, was die Politik für einen Indigenen wie ihn vorsah: arm zu leben und arm zu sterben und bis dahin für einen Hungerlohn zu schuften.

Er mag dort am Titicaca-See gestanden und gedacht haben: So weit oben will ich es - nur besser. Er hat es geschafft.

Heute ist David Choquehuanca der Außenminister Boliviens. Die Bürger des ärmsten Landes Lateinamerikas haben ihn vor fünf Jahren an die Macht gebracht.

taz

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Damals haben sie den politischen und ideologischen Wechsel gewählt. Ihr Päsident heißt seither Evo Morales, und er ist – wie die Mehrzahl der Bolivianer – Indio. Der Gewerkschaftsfunktionär und sein Weggefährte David Choquehuanca stehen für den politischen Umbruch in Lateinamerika, den die Welt mit Staunen und Befremden verfolgt.

„Das gute Leben", sagt der Außenminister, das gute Leben will seine Regierung den Bürgern bringen. Doch das bolivianische Sozialismusexperiment droht zu scheitern.

Wohl hat die neue Regierung mit den westlichen Gas-, Öl- und Minengesellschaften Verträge ausgehandelt, die dem neuen Bolivien Milliardengewinne bringen. Wohl bekommen die Mittellosen in diesem ärmsten Land Lateinamerikas nun 200 Bolivianos Unterstützung im Monat, ebenso wie Schwangere und ihre Kinder.

Und wohl hat die neue Regierung den Indigenen Selbstbewusstsein und Identität zurückgegeben. Trotzdem protestierten in den letzten Monaten Morales' Wähler mit Straßenblockaden und Dynamitböllern gegen zu hohe Zucker- und Benzinpreise und für mehr Lohn. Der Präsident reagierte: Er beschwichtigte, nahm Preiserhöhungen zurück, erhöhte Löhne, er tat, was ein Politiker in der Klemme tut.

Aber reicht das? Unterwegs in den Provinzen spürt man, wo es hakt in dieser Gesellschaft. Erst vor zwei Jahren wurde aus Bolivien der "Plurinationale Staat Bolivien". Das klingt nach friedlichem Miteinander. Aber es bedeutet auch, dass Choquehuanca und seine Kollegen gerade darüber nachdenken, dies als Staatsneugründung zu werten, damit sie für eine zusätzliche Legislaturperiode gewählt werden können.

Und es bedeutet, dass in diesem Vielvölkerstaat nun zweierlei Recht gilt: das bürgerliche und das indigene, traditionell überlieferte Recht. Eine Katastrophe für ein Land, das doch Gerechtigkeit für alle versprochen hat, dessen Regierung aber nun der Ansicht ist, Recht sei teilbar.

Schon hängen in den Vierteln der Indigenen Puppen an den Laternenpfählen, die Kriminellen zeigen sollen, wie man hier mit ihnen zu verfahren gedenkt. Es sind Botschaften an jene im Land, die nicht der neuen herrschenden Klasse angehören, die Intellektuellen und die Landbesitzer: Ihr könnt euch nicht mehr sicher sein, wir wenden das Recht nun so an, wie wir es brauchen. Gerechtigkeit und Gleichheit hatte Morales' Regierung versprochen – das Gegenteil ist daraus geworden.

In Potosi, der alten Bergbaustadt in den Anden, warten die Kumpel noch immer auf das Leben, das Leute wie Choquehanca und Morales ihnen versprochen haben. Dort, auf über viertausend Höhenmetern, schuften sie unter lebensgefährlichen Bedingungen in den Minen.

Fünf Jahre schon sind Indigene wie sie Teil der herrschenden Klasse, und doch ist ihre Lage miserabel. Längst sind die Minen, in denen nach Silber und Zinn geschürft wurde, erschöpft. Heute suchen die Arbeiter auf eigene Faust nach den Schätzen im Cerro Rico, dem Berg, der die Stadt überragt.

Sie haben keine Hoffnung mehr, sie vertrauen nur noch auf die eigene Kraft – und die Macht des Teufels, den sie mit Gebeten, Koka und Schnaps milde zu stimmen versuchen. Auf die Milde der Politik, des Präsidenten hoffen sie schon lange nicht mehr.

"Evo", sagt einer der Bergleute, „der hat vor zwei Monaten gesagt, er würde nach Potosí kommen. Aber er ist nicht gekommen. Besser für ihn. Wir hätten ihn mit Tomaten und Dynamit empfangen.“

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36 Kommentare

 / 
  • D
    dietah

    Ok, die Justizreform war ein Schuss in den Ofen.

    Aber hey, jetzt mal Klartext, dass war ein bisschen dünne und das mal jetzt abseits vom iwelchem Kulturpillepalle aufgrund dessen sich die Menscheit immer so genr die Schädel einschlägt.

     

    Was ist denn nun wirtschaftlich gescheitert?

    Hat das Grundeinkommen + Lohnerhöhung ein Inflation ausgelöst, so wie es die Konservativen seit Marx behaupten, da der "Markt" seine Poduktionskapazitäten nicht schnell genug ausweiten kann/ will/ muss?

    Externe Effekte des Weltmarktes?

    Inwiefern ist die Wirtschaft dort jetzt sozialistisch?

    Wurden Privatunternehmen in eine öffentlich rechtliche Genossenschaftsstruktur überantwortet?

    Wie funktioniert der Sozialismus da?

    Wird tatsächlich der Bedarf der Bevölkerung erfasst und dahingehend produziert?

    Oder immer noch auf den blinden, wirren Mechanismus des Marktes zurückgegriffen, wo Angebot und Nachfrage eher so zufällig aufeinander treffen?

    Wie stehts mit dem Kreditwesen?

     

    Das Ganze ist doch viel zu interessant um es nur mit so einem Emo Trip abzuspeisen und die anderen weigern sich ja beharrlich dies auch nur zur Kenntnis zu nehmen.

  • J
    juan

    Dieser Beitrag ist keine Neuheit. Seit Papa Evo- Präsident ist, geht meines Erachtens das ganze Land bergab.

    Jeder, der eine gute Schulbildung und Studium abgeschlossen hat, versucht das Land zu verlassen.

    Verständlich.

    Das Land hat Kulturelle Ereignisse auf ein minimum zusammengekürzt. - es ist eine sehr schwierige und sehr unsichere Zeit. Um die Jahreswende war Bolivien nach meiner Ansicht nach kurz vor einem Sturz des Präsidenten.

    Der Sozialismus hat bereits Einzug genommen.

    Der Staat bestimmt sehr viele Dinge.

    in Land lässt sich halt nicht nur von Bergbauern regieren.

    Und die Weltpolitik schaut zu, tut nichts und lässt sehr viel Geld nach Bolivien fließen.

  • A
    Apollo

    "Doch das bolivianische Sozialismusexperiment droht zu scheitern."

     

    Na, da sind wir aber froh, dass nur der bolivianische Sozialismus scheitert. Alle anderen Sozialismen funktionieren bekanntlich hervorragend.

  • C
    Chipaya

    Ich denke für diesen Artikel sollte man Frau Maier zur Chefredakteurin der TAZ machen. Dann könnte man vielleicht auch Artikel wie "Der Nigger kann's nicht" über Präsident Obama, oder "Tusse und Tucke gescheitert" über Merkel und Westerwelle lesen. Der Informationsgehalt bliebe zwar auf der Strecke , aber dafür hätte man interessante Diskussionen.

     

    Hinweis: Dieser Kommentar enthält Sarkasmus!

  • A
    Anna

    Ich kenne argentinische (indigene) Menschen, die neidisch nach Bolivien schauen (und auch kennen, weil sie es bereist haben), weil diese zumindest ihre Würde zurückerhalten haben und ihre Kultur endlich wieder etwas zurückerlangen. Dass Frau Maier sich offenbar nicht in diese Kultur einleben konnte und ihre festen Wertvorstellungen als Maßstab für ihre Beobachtungen genommen hat ist schade, schlimm finde ich, dass die Taz dieses nicht bemerkt hat und solche Artikel auch noch abdruckt.

  • L
    Linsenspaeller

    Das Problem ist doch, daß es den Menschen stets schwer fällt, sich auf das zu bescheiden, was ihnen in gegebener Situation aus eigenem Antrieb möglich ist. Statt dessen schauen sie wie früher die DDR-Bürger ins Westfernsehen, wie gut und toll es andere haben. Danach gieren sie dann auch.

     

    So eine gesellschaftliche Struktur lebt und erhält sich dadurch, was die Leute zu leisten bereit sind, nicht von dem, was sie sich wünschen. Deren Instabilität ist dann direkt proportional zu der Diskrepanz zwischen ökonomischer Realität und Trugbild in der Phantasie der Leute. Leider spielen die Intellektuellen oft eine Rolle, die den negativen Effekt verstärkt. Das gilt auch in Deutschland hier und heute.

  • NJ
    Nicole Jullian

    Es ist absolut falsch, dass der "großartiger Plan" nicht funktioniert. Bolivien hat hingekriegt, sich eine neue Verfassung zu geben. Zentrale Straßen des Landes werden asphaltiert. Die Indigene Bevölkerung wird zum ersten Mal von einem Indigene an der Macht represäntiert. Der Kohlenwasserstoff-Sektor wurde nationalisiert, da alle Gewinne ins Ausland geflossen sind. Welche tolle Demokratie schafft heute eine neue Verfassung zu schreiben? Wir selber in Chile etwa leben mit einer Verfassung, welche Pinochet geschrieben hat. Wir selber in Chile wenden ein krasses Antiterrorgesetz an, wenn es darum geht, den Widerstand der indigenen Bevölkerung, die Mapuches, zu bremsen. In einem Land, wo mindestens 70% der Bevölkerung indigener Abstammung ist, hat stets ein "weißer" regiert. Könnte sich jemand damit auseinandersetzen, um Evosplan besser zu kritisieren?

     

    Die Kritik in diesem Artikel basiert auf die leichtsinnige Behauptung, dass es den Leuten in Bolivien nicht besser geht. Es gibt oft viel zu viel Unwissenheit und Beschränktheit, wenn man versucht, über eine andere Gesellschaft zu berichten. Es ist bedauerlich zu merken, dass es immer mal wieder Leute gibt, die über Evosplan reden oder schreiben, und haben keine Ahnung von Bolivien VOR Evo haben. Es wird von Bolivien geredet, als ob Evo der erste Präsident wäre und früher kein Problem und keine Diktatur existiert hätten...

    Klar muss man allerdings sagen, das Evo gerade nicht der klügster Kerl ist. Und das ist ein konkretes Problem. Beispielsweise implementierte er Ende Dezember 2010 eine Maßnahme, welche die Erhöhung des Benzinspreises zum Ziel hatte(eigentlich hat er die Subventionen der Benzin gestrichen und hatte vor, den normalen Preis davon zu verlangen). Das lief ganz offiziel und wurde dafür ein Dekret erlassen. Aber nach einer Woche Unruhen auf den Straßen und Druck seitens der Gewerkschaften entscheidet sich Evo dafür, das Dekret nicht gelten zu lassen. Das Volk hat gegenüber die Erhöhung protestiert, Evo trifft sich mit seinem Kabinett und beschließt doch keine Erhöhung. So was sollte einem Präsident nicht passieren. Auch auf der ewigen diplomatischen Diskussion mit Chile bezüglich des Zugangs zum Meer reagiert Evo fast wie ein verwöhntes Kind und jetzt will er den Zugang zum Pazifik doch einklagen. Vor 10 Tage ging der Diskurs in eine ganz andere Richtung. Nach Boliviens Niederlage im Pazifischen Krieg ist das verlorene ein nationales Trauma.

     

    Trotz einiger Probleme, die tatsächlich in Bolivien(wie in allen Länder dieser Erde)gibt und trotz Besprechungen, die(noch)nicht in Erfüllung gehen, es ist absolut anmaßend zu behaupten, dass der Plan in Bolivien nicht funktioniert. Der Inhalt dieses Artikels bleibt an der Oberfläche, genauso wie die Autorin, wenn sie in Bolivien verreist ist.

     

    Ich frage mich natürlich, was bezeichnen die Bolivianer selber in Bolivien als ein Problem und was können Aussenstehndern als Problem in Bolivien heute bezeichnen.

  • TA
    Tim aus Bolivien

    Au weia, Frau Maier.

    Das war wohl ein Schuss in den Ofen.

     

    Kann mich den negativen Kommentaren nur anschließen.

     

    Offenbar waren Sie für einige Zeit mit Hilfe einer Finanzierung durch die Bundeszentrale für politische Bildung in Bolivien.

     

    Sehr schön. Es sei Ihnen gegönnt.

    Nur hätten Sie sich bei ihren Ausführungen vielleicht auf eine Art Erfahrungsbericht beschränken sollen, so à la Ines Pohls Schilderungen über ihren Afghanistan-Trip. Der war recht gut und Frau Pohl hat sich - im Gegensatz zu Ihnen - nicht angemaßt, Sachverhalte zu beurteilen, von denen sie keine Ahnung hat.

  • HA
    Hoher Amüsierfaktor!

    Doch, doch. Auch an diesem journalistischen Beitrag der Extraklasse aus der goldenen Feder Frau Maiers sehe ich etwas Positives.

    Damit meine ich natürlich nicht die vermutlich aus Unkenntnis und Ignoranz entstandenen Despektierlichkeiten gegenüber der indigenen Bevölkerung Südamerikas und auch nicht den – von einem offenkundig immensen Mangel an Sachkenntnis geprägten – Erklärungsversuch für das angeblich Scheitern der bolivianischen Regierung.

     

    Sondern die teilweise herzerfrischenden Leserkommentare. Tim und Struppi als Recherchegrundlage… Großartig! Die Vermutung drängt sich allerdings auf.

     

    Weiter so, Frau Maier! Ich finde es ganz wundervoll, mich von Zeit zu Zeit mal so richtig köstlich zu amüsieren!

    Zu mehr als zur allgemeinen Erheiterung taugt ihr Artikel weiß Gott nicht.

     

    Liebe taz-Redaktion, nun mal ernsthaft: Ihr seid für eure wirklich sehr gute Auslandsberichterstattung bekannt. Aus meiner Sicht liegt hier eure Kernkompetenz. Versaut euch den guten Ruf doch bitte nicht mit so einem Sondermüll wie dem vorliegenden Beitrag.

  • KB
    Klaus Braunert

    Ihnen, Frau Anja Maier, möchte ich wegen der vielen negativen Kommentare weiterhin ideologisch traumtänzender Leserbriefschreiber ein großes Lob dafür aussprechen, daß Sie versucht haben, die links-ideologischen Scheuklappen beiseite zu legen und Schein und Sein in Bolivien auseinander zu halten. Ihre Beurteilung der Verhältnisse dort ist übrigens sehr zurückhaltend. Wenn man noch Einiges in Ihrem Artikel klarstellen müßte, ist das verständlich, denn Sie leben nicht dort.

  • C
    Christoph

    Bleibt einem mal wieder die Worte im Halse stecken.

     

    Kein Kommentar wert.

     

    Lg

     

    Chris

  • FF
    Frank Fenster

    Auch die Printversion dieses Artikels las sich, wie nach einer Handvoll Eimern Chicha geschrieben. Entsetzt wie die Autorin beim Anblick des 'tío' in der Silbermine sprangen mir bei der Lektüre des Artikels Wortschöpfungen wie 'Inkavölker', 'indigener Mob' und 'Indiojunge' in die Augen. Der arme 'tío' wurde zum Ende des Textes als 'Voodostatue' bezeichnet.

     

    Groß! Der Autorin dienten als Recherchegrundlage für den Artikel wohl Tim und Struppis 'Arumbayafetisch' und 'Sonnentempel'. Niemand muss sich ab jetzt in viertausend Meter Höhe aus dem Flugzeug quälen, um einen Artikel über Bolivien in der Taz veröffentlichen zu können. Er muss nur, erregt nach der Lektüre eben dieser Comicabenteuer, auf seinem Altbaubalkon hin und her laufen und ins Tal, beziehungsweise auf den Kollwitzplatz rufen: Die spinnen, die Indianer!

  • B
    Bolivien-Lektüre

    Ich empfehle der Autorin und anderen TAZlern die Lektüre des Bolivien-Buches Bolivien und das Lithium (ist auch auf Deutsch, damit keine Missverständnisse auftreten, wie anscheinend auf der Recherche-Reise geschehen:

     

    http://www.rotbuch.de/programm-3/titel/1012-Das_weisse_Gold_der_Zukunft.html

     

    Gruß!

  • A
    ArschMitOhren

    Also erstmal ist festzuhalten, dass Europa und vorallem die USA Schuld sind für so ziemlich alle Probleme dieser Welt.

    Teure Lebensmittel? Ja und? Ich bezahle gerne mehr Geld für gesunde Biolebensmittel - außerdem bin ich der Meinung, dass sich alle Menschen so nachhaltig zu ernähren haben.

    Ich starte demnäst eine Petition bei Facebook, damit der Großkonern Mitsubishi seinen "Pajero" umbenennt. Schließlich werden Millionen Südamerikaner diskriminiert, wenn sie einen Wagen fahren müssen, der "Wichser" heißt.

  • PS
    Peter Strack

    Der Prozess des Wandels in Bolivien ist in einer tiefen Krise, keine Frage. Aber ausgerechnet die Justizreform fuehrt die Autorin in ihrem Beitrag voller Projektionen und Bewertungen als angeblichen Beleg dafuer an, dass es mit dem Prozess hakt. So als ob die formale Integration von traditioneller indianischer Gemeindejustiz in das Rechtswesen Ursache fuer Lynchjustiz seien, wie die Rechte im Lande gerne behauptet. Tatsaechlich ist sie Verlierer der Justizreform. Denn frueher profitierte sie Jahrzehntelang von einem tatsaechlich gespalteten und korrupten Rechtswesen, in dem Geld und Einfluss wichtiger als Grundrechte waren, und angesichts dessen schon frueher sich hilflos fuehlende Bewohner der Armenviertel zur Selbstjustiz griffen. Dass der Staat auch heute noch weit davon entfernt ist, sie zu schuetzen, ist nicht nur eine Erbe der Geschichte, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass die Umsetzung der Justizreform, die mit der Zweiklassenjustiz Schluss machen will und zum Beispiel interessante Neuentwicklungen wie die Verknuepfung indigenen Denkens mit Frauenrechtsaspekten gebracht hat, noch in den Kinderschuhen steckt.

  • D
    daniel56

    Mal wieder ein Artikel, der zeigt, wie oberflächlich, niveaulos und reaktionär taz.de geworden ist (oder war es je anders? - jedenfalls war die print-Taz unter Bascha Mika viel viel besser).

    Natürlich ist es richtig, die Probleme aufzuzeigen, die beim Aufbau eines "neuen Staates" entstehen. Wenn aber schon in der Überschrift behauptet wird, ein "großartiger Plan, der nicht funktioniert. Warum?" dann MUSS dieses "Warum" wenigstens präzise beantwortet werden. GENAU DAS TUT DER ARTIKEL LEIDER NICHT, d.h. weder die genauen Probleme noch ihre URSACHEN werden analysiert!

     

    Zum einen wird sowohl der aussen- wie auch der innenpolitische Druck, der auf die Morales-Administration ausgeübt wird, gar nicht erwähnt. Unerwähnt zB die gewaltsamen Angriffe der Unión Juvenil Cruceñista, unerwähnt die beinahe separatistischen Bestrebungen der Media Luna departamentos, unerwähnt die aufgrund internationalen Druckes hin (vor allem der DEA und der UNO) ausgeübte Vernichtung vieler Kokaanbauflächen, die traditionell zum Eigenbedarf (auch zur Teezubereitung) bestehen und unerwähnt die Kompromisse der neuen Verfassung von 2009. Die neuen Freihandelsabkommen zwischen den USA und Ländern wie Kolumbien und Peru erschwerten den vorher bestehenden Sojaexport Boliviens in diese Länder.

     

    Zum anderen ist es zwar richtig, dass die Bevölkerung - besonders die Indigene (und - bitte NICHT "Indios" nennen, das ist in Lateinamerika ein Schimpfwort!) - für ihre eigenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in erster Linie die Regierung verantwortlich macht - aber es ist doch fraglich, ob diese tatsächlich allein daran schuld ist - aber der Artikel suggeriert genau das. Eine Journalistin sollte über ökonomische und weltpolitische Zwänge aber besser informiert sein als ein Bauer, der nie aus seinem Andendorf herausgekommen ist.

     

    Offenbar gehören die AutorInnen von taz.de nunmehr zu denjenigen, die einen "politischen Umbruch" in Lateinamerika mit "Befremden" verfolgen - anders kann ich mir nicht erklären, dass nicht einmal der grosse Erfolg der Alphabetisierungskampagne erwähnt wird - der Anteil der Alphabetisierten stieg von ca 75% auf nun 97% in nur 3 Jahren!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Die Autorin kann unmöglich da gewesen sein, wo arbeitende Menschen einst, wie Tiere in Slums hausten. Dumm ist, dass der Leser nicht erfährt, dass der Ausgangspunkt der Evo Morales- Epoche auf unmenschliche Hinterlassenschaften aufbaut. Liebe Autorin, es gibt Keinen der mit dem Finger schnipst und die Welt ist gut. Gerechtigkeit ist ein Weg, auf dem Arbeiter einer erschöpften Mine verzweifeln. Ihre Rohstoffe wurden einst barbarisch ausgebeutet. Einstürzende Bergwerke waren Europäischen Zeitungen keine Zeile wert. Extreme Lebensverhältnisse waren normal. Die Zielrichtung des Artikels stinkt nach wissensloser Überheblichkeit. Vielleicht sollte sie mal mit den Leuten reden die sie da beschreibt. Sie haben Evo Morales auf den Schild gehoben, und seitdem hat sich ihr Leben gewandelt. Denen kann die Autorin unmöglich begegnet sein. Denn diese Leute hätten ihr vielleicht von den zahlreichen vielen Fortschritten in der bolivianischen Menschwerdung erzählt, seit Evo an der Regierung ist. Einen solchen Artikel kann jeder deutscher billige Medienbesitzer lassen der das Land und seine Einwohner verächtlich machen möchte. Das fragt man sich doch, wer inzwischen genossenschaftliche Anteile gekauft hat damit die geschätzte Redaktion solch einen journalistischen Euft veröffentlicht.

  • AD
    anne decke

    „nun wacht das Land unsanft auf“

     

    Wenn sich jemand, mitfinanziert von der Bundeszentrale für politische Bildung, nach Bolivien aufmacht, erwarte ich als Leser vielmehr eine Berichterstattung, denn eine lose Reihung von Erlebnissen.

    Sich etwa daran aufzuhängen, das der bolivianische Außenminister Zürich in Deutschland verortet, zeigt meines Erachtens die Färbung des Artikels. Dachte ich doch, die taz widerspräche den gängigen Regeln des Schlagzeilenjournalismus`. Inwieweit ist es aussagekräftig, wo Westerwelle beispielsweise Antofagasta verorten würde? Es gibt rund 195 Staaten weltweit, allein in Deutschland sind es 17 Städte, die der Einwohnerzahl Zürichs entsprechen oder diese übersteigen. Mich verstört weniger Choquehuancas fehlerhafte Aussage, denn diese aus westeuropäischer Sicht als geografische Unkenntnis zu bezeichnen. Notwendig für den Artikel? Nein. Belanglos? Ja.

    Weiter stellt sich mir die Frage, wie man einer Regierung innerhalb von 5 Jahren zumuten kann, einem ganzen Land Milch und Honig zu schenken. Fakt ist, ab von jedweder Diskussion ob der HDI die beste Möglichkeit ist, den Entwicklungsstand eines Landes zu beschreiben, dass der HDI in Bolivien 2005 bei 0,631 lag und sich bis 2010 auf 0,643 verbesserte.

    Auch sollte sich der Journalist vor Schreiben des Artikels überlegen, ob er nun einen Anteil von rund 50 Prozent als viel oder wenig erachtet: „Sie holte lausige 3,9%. 2002 waren es schon 21, und 2006 holte MAS 54% der Stimmen“. In diesem Zusammenhang scheinen 54% der Stimmen sehr viel. „Esteban Cuéllar ist wohl selbst etwas erschrocken, als er das Ergebnis sah: 53 Prozent für ihn, den Bauern, der gerade so lesen kann.“ Ebenfalls hier scheint der Schreiber beeindruckt von der Prozentzahl. Doch auf der anderen Seite liest sich: „Beim Verfassungsreferendum 2009 hat jeder zweite Bolivianer gegen seine Partei gestimmt.“ Das meint im Umkehrschluss, wenn ich nicht irre, dass jeder zweite Bolivianer, also rund 50 Prozent, für die MAS stimmte, oder? Irreführend, verstörend.

    Weiter verstört folgender Kontrast: Anklage der Vertreter der MAS bezüglich der Mineros im Gegensatz zur Schilderung des Ruhms Deutschlands mit „schwulem Außenminister“ und „ostdeutscher Kanzlerin“. Wirklich ein Vorzeigeland, die Bundesrepublik. Zwar verdoppelt sich seit 1989 die Kinderarmut; die Löhne – inflationsbereinigt – sind geringer als 1990, aber wichtig ist die sexuelle Gesinnung bzw. der Geburtsort unserer Politiker.

    Letztlich bleibt die Frage offen, auf welche Quelle sich die Aussage „Morales Beliebtheit ist um ein Drittel gesunken“ stützt und auf welchen Zeitraum sich diese bezieht.

    Schade.

  • NS
    Niels Seidel

    Dieser Artikel zeugt von Unkenntnis der Lage. Die Intellektuellen sind Teil des Prozesses, sogar wichtige Antriebskraft. Linera ein "weißer" Uniprofessor und ehemaliger Guerrillero ist der Vizeminister. Auch indigenes Recht mit einer beliebigen Lynchjustiz gleichzusetzen ist eine absolute Frechheit. Die Autorin unterstellt den Indigenen (welchen auch immer?) das sie folgende Position vertreten:

    "Ihr könnt euch nicht mehr sicher sein, wir wenden das Recht nun so an, wie wir es brauchen"

    Das ist totaler Unsinn. Bei indigenem Recht geht es dadrum, alte Rechtsysteme, die in kleinen Gemeinden schon lange vorherrschen und quasi das Zusammenleben regeln, auch in diesen Gemeinden zu dulden. Dort ist der "Rechts"-Staat, sowieso nicht präsent. Es geht aber nicht darum ein neues Recht zu erfinden und beliebig anzuwenden. Erst recht nicht auf nationaler Ebene.

    Unter Umständen gibt es im indigenen Recht auch die Todesstrafe, das ist nicht zu akzeptieren. Aber es wird hier so getan als sei es ein Aufruf zu Völkermord.

    Sehr hetzerisch und verfälschend.

  • M
    MöchtegernLatino

    Ein seltsamer Artikel! Er verspricht Antwort zu geben auf ein von ihm behauptetes Scheitern der Politik der Regierung Morales, wobei ihm noch nicht einmal der Nachweis dieses Scheiterns gelingt, ganz zu schweigen von der versprochenen Antwort. Es kann wohl niemand im Ernst erwarten, dass unter den zur Zeit gegebenen Bedingungen auf der Welt, von denen die taz auch ein Teil ist, etwas anderes als ein vorsichtiges Experiment weg vom Neoliberalismus und von der repräsentativen Demokratie möglich sei. Und wer vorsichtig vorgeht, kann nur auf langsamen Fortschritt hoffen. Ich glaube hier wurde Rückschlag mit Scheitern und Irrtum mit Irrweg verwechselt. Selbst wenn die Regierung Morales bei der nächsten Wahl abgewählt werden sollte, dann wird von ihr mehr bleiben als von dutzenden Vorgängerregierungen. Und so etwas nennt man in der Demokratie ein Scheitern?

  • CP
    Cuca Pereyra

    So etwas hätte ich von der TAZ nicht erwartet: Eine eurozentristische und einseitige Bestandsaufnahme.

     

    Tatsache ist, dass unter Morales Regierung Bolivien von der UNICEF als frei von Analphabetismus erklärt wurde. Das nenne ich „besseren Leben“

     

    Die „bolivianischen Scharia“ ist ohne Frage alles andere als richtig, jedoch muss man einsehen, dass nach fünfhundert Jahren grausamste Unterdrückung und Sklaverei plötzlich eine, nach westlichen Maßstäben korrekte Vorstellung vom Recht, nicht vorhanden ist. Ich bin mir aber sicher, dass die Entwicklung dieses Rechts weniger Zeit in Anspruch nehmen wird, als es hier in Europa von der Hexenverbrennung und Ghetto gebraucht bis Heute nahm.

     

    Europäer sind zuletzt auch nicht in der Lage, wirtschaftliche Kritik an anderen zu üben, da „auf Kredit“ zu leben wie hier, weder ein Grund ist, stolz zu sein, noch wirtschaftliche Kompetenzen aufweist.

  • C
    Carlitos

    Ein wahrlich unkompletter Bericht; er zeugt von Unkenntnis der politisch und oekonomisch-gesellschaftlichen Entwicklungen in Bolivien der letzten Jahre, in einem Land, dem selbst die Weltbank ob des stetigen Wirtschaftswachstums und guten Haushaltsentwicklungen Respekt zollt. Im Artikel wird das neue Rechtssystem in Bolivien kritisch beaeugt, positive Aspekte fallen aber unter den Tisch:

    Nationalisierung der Bodenschaetze, Erhoehte Sozialleistungen, mehr partizipative Demokratie, ernsthafte Bestrebungen, die Lithium-Vorkommen im Salar de Uyuni nicht den transnationalen Multis zu ueberlassen, nach Jahren/Jahrhunderten der Unterdrueckung, sind Indigene und bauerliche Bevolkerungsgruppen an der Macht beteiligt, wenn auch mit Defiziten und oft mit mehr Symbolik als konkreten Einfluss, aber erfreulich in einem Land in dem die rassistische und gewalttaetige Juventud in Santa Cruz lange von Regierung und Staat geduldet wurde.

  • W
    wolfgm

    Was wollen sie denn ,es ist ein Versuch das Leben gerechter zu machen.Sie wollen die Diktatur der Landräuber und Antidemokraten abschaffen,das Land neu ordnen.

    Auf jeden Fall ein guter Versuch und ich wünsche den Bolivianischen Menschen Glück auf ihren Weg in die Zukunft.Anders wie hier im Rest der Welt ,Mord und Totschlag Versklavung der arbeitenden Menschen zu Gunsten der Parasiten in dieser Welt.Seit tausenden von Jahren rauben diese sogenannten Demokratisierer die Menschen aus,übersehen anders Denkende mit Krieg und Terror.

    Nun wollen diese Ratten auch noch den Weltraum erobern und falls sie jemanden dort finden nach vorgenannten Handeln zu Demokratisieren.(Auszurauben)Sie müssen sich verdammt beeilen sonst werden sie noch eingeholt von ihren Wahrheiten.

  • S
    Sozi

    Was, Sozialismus funktioniert nicht??? Da bin ich aber überrascht.

  • A
    A.W.G.

    Ich notiere mir jetzt im Kalender, in welchen Dekaden ihr die immer gleichen Themen bezüglich der lateinamerikanischen Bewegungen auf den Tagesplan zu rufen versucht. Als nächstes ist dann wieder Hugo Chavez an der Reihe, weil die Kriminalität immer noch so hoch ist, dann wieder der archaische Aberglaube Morales´, dann wieder Chavez´ Fernsehsender, dann wieder... usw.usf.

  • C
    cegbering

    Die Situation in Bolivien könnte wahrlich besser sein. Jedoch sitzt dieser Artikel einer maßlosen Übertreibung und Fehleinschätzung eurozentristischer Sichtweise auf. Die Anerkennung indigener Rechtssprechung hat, entgegen der großen Befürchtungen europäischer Wissenschaftler und Journalisten, nicht die Lynchjustiz legalisiert. Diese existiert zwar in Bolivien, jedoch ist sie nicht Teil indigenen Rechts. Vielmehr kann sie als eine Folge der mangelhaften Strafverfolgung und der katastrophalen Rule of Law im Andenstaat betrachtet werden. Die Lynchmorde haben nach der rechtlichen Gleichstellung indigenen Rechts nicht zugenommen. Und die Strohpuppen an den Laternen sind seit jeher Ausdruck von Nachbarschaftsverbänden um Diebe und Einbrecher zu warnen, und zwar nicht nur in Bolivien, sondern in ganz Lateinamerika. Was die Spaltung des Bündnisses der Regierungspartei "Movimiento al Socialismo" - MAS anbelangt, stimmt es, dass sich einzelne soziale Bewegungen abwenden. Zahlreiche Versprechen wurden (konnten) nicht gehalten werden. Jedoch darf man diese Abspaltungen nicht überbewerten. Die Basis der MAS ist weiterhin geeint und die Aufbruchsstimmung im Land ungebrochen. Dennoch wird sich die Regierung Evos und die neue Verfassung an Ergebnissen messen lassen müssen. Insbesondere auf lokaler Ebene, insbesondere in Potosi, Oruro, La Paz und El Alto entstehen kleine Gegenbewegungen zur MAS, die versäumt diese weiter in ihr heterogenes Bündnis unterschiedlichster sozialer Bewegungen zu integrieren.

  • R
    Redbranch

    Wie gut, dass über Bolivien berichtet wird. Wie gut, dass die Frage, warum es dort - trotz guter Ansätze - nicht funktioniert gestellt und erörtert wird.

     

    Ich fühle mich jetzt ein klein wenig besser informiert.

    Nur bleibt die Autorin aus meiner Sicht doch sehr an der Oberfläche, die verschiedenen Gründe und Aspekte für das bolivianische Scheitern werden nicht scharf genug herausgearbeitet. Die Eingangsfrage „In Bolivien haben Bauern und Arbeiter einen neuen Staat gegründet. Allen sollte es besser gehen. Ein großartiger Plan, der nicht funktioniert. Warum?“ ist für mich nicht wirklich beantwortet worden. Ich habe den Eindruck, der Autorin mangelt es in Bezug auf dieses Thema ein wenig an Sachkenntnis.

     

    Diese Hypothese sehe ich insbesondere in der Aussage über Evo Morales bestätigt: „…er ist – wie die Mehrzahl der Bolivianer – Indio.“

     

    Ich habe längere Zeit in Ecuador gelebt. Anfangs wusste ich es nicht besser und habe ebenfalls munter über „Indios“ gesprochen. Und wurde freundlich darauf hingewiesen, dieses Wort doch bitte auf gar keinen Fall in den Mund zu nehmen. Es sei überaus abwertend, verletzend und despektierlich, in etwa vergleichbar mit Begriffen wie „Nigger“ oder „Rothäute“.

     

    Wahrscheinlich hat die Autorin es auch nicht besser gewusst.

    Trotzdem: Ich möchte gerade in der taz weder von Niggern noch von Rothäuten lesen. Und von Indios auch nicht.

  • KB
    Klaus Braunert

    Schön, daß in diesem Artikel endlich mal der Versuch gemacht wird, wenigstens einige objektive Sachverhalte über die neue Situation in Bolivien zu berichten, statt unreflektierter, ideologisch bornierter Lobhudelei für die jetzige Regierung. Katastrophalen Verhältnissen in dieser Welt kommt man nicht mehr mit einem "Kampf der Systeme" bei, der in den betroffenden Ländern immer neue Konflikte und Elend produziert, sondern eher mit einem lösungsorientierten, kooperativen Pragmatismus.

  • QP
    Que pasa?

    ... wie einfach und diffamierend Journalismus (aus der Entfernung?) sein kann.

     

    Die Bolivianer warten nicht wie viele Deutsche auf "ein besseres Leben". Im Gegensatz zu TAZ-RedakteurInnen im fernen, satten Deutschland sind viele Frauen und Männer gerade kräftig dabei, ihr nach 500 Jahren Kolonialismus und Raubbau an Natur und Mensch durch Europäer und Nordamerikaner gemeinsam umzukrempeln. Mit oder ohne Evo Morales, MAS und Staat.

     

    Die meisten BolivianerInnen sind sich klar, dass sich Strukturen der Jahrhunderte nicht in fünf Jahren in Luft und Wohlgefallen auflösen. Die Bolivianer haben Mut wie nie geschöpft, Würde, direkte Beteiligung, Hoffnung und Vertrauen in ihre Demokratie sind groß wie nie (Latinobarometro-Index). Warum kein Lob: Ungleichheit geht zurück (UN-Bericht), mehr Frauen in Parlament und Regierung als in Deutschland, Anti-Rassismus-Gesetzgebung, Sozialprogramme, neue Handelspartner in der Region, wenige politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA, eine neue Verfassung durch selbstgewählten Konvent und Referendum, Ende des Anti-Koka-Krieges, Ende der US-Militärpräsenz (DEA) usw.

     

    Kein Wort über die Gründe aktueller Proteste (weltweite Lebensmittel so teuer wie nie, was das ärmste Land des Kontinents sofort hart trifft), kein Wort zur staatlichen Preisstützung von Grundnahrungsmitteln.

     

    Vielleicht ist eher bei der Autorin ein linker Traum geplatzt, weil der "großartige Plan nicht funktioniert". Woher so viel Häme? Oberflächenwissen, Ungeduld, beides?

  • O
    Olivia

    Vorsicht mit der Verwendung von Superlativen:

    Das ärmste Land Lateinamerikas ist nicht Bolivien, sondern Haiti.

  • A
    Arndt

    Tja, so ist es halt mit jeder Regierung, denn Macht korrumpiert. Die Leute sollen lieber zusehen, dass sie sich und ihr Leben selbst organisieren, ohne Führer außer sich selbst.

  • P
    Peter

    Ja, und? Der Sozialismus funktioniert nicht. Und er führt immer dazu, dass sich eine herrschende Clique am Ende nur selbst bereichert und andere unterdrückt. Bekannt seit "Animal Farm, der Sowjetunion, der DDR und vielen anderen Beispielen. Bei Bedarf noch zu besichtigen in Nordkorea. Nun erfahren es eben auch die Bolivianer.

    Sozialismus sollte halt nur noch auf kleinen Inseln erlaubt sein, wo alle Betroffenen freiwillig dabei sind.

  • R
    Richard

    Keine Ahnung was der Artikel überhaupt soll? Die Benzin- und Zuckerpreise sind nicht nur in Bolivien gestiegen. Und warum soll jetzt das Sozialismusexperiment in Bolivien scheitern, wenn der Staat dort den Wünschen der Bevölkerung nachgeht? Hier gab es doch schon unzählige Proteste gegen Sozialabbau und die Regierung macht trotzdem nichts für die Bevölkerung. Und das indigene Recht in Bolivien ist in meinen Augen nichts schlimmes. Für gewisse Kulturvernichter wohl aber schon. Und wenn sich das indigene Recht in Bolivien gegen die Bourgeoisie richtet, dann umso besser. Die ingene Bevölkerung hat schließlich unter diesen Bestien sehr gelitten.

  • S
    Sanchez

    Anstatt seitenlang darüber schreiben, wie die Verhältnisse in Bolivien sind, sollten Sie das "warum" diskutieren. Es ist wie bei allen Regierungen Lateinamerikas, die nicht als Rohstofflieferant, Urlaubsort, oder Hurenhaus der USA existieren wollen und gerade von diesen und ihren verbündeten isoliert und sanktioniert werden. Jemand muss halt den Preis für Wohlstand und Fortschritt der Europäer und US-Amerikaner bezahlen...

  • K
    kluggeschissen

    wie kann man nur aufgrund eines kommentares einen tendentiöden artikel verfassen der ein gesammtes system hinterfragt, das so viel offensichtliche verbesserungen schaffft, die vorbildlich für viele räume dieser erde sind.

  • TH
    thomas henkel

    warum funktioniert er denn nicht? ich finde in dem artikel keine antwort darauf, es sei denn, sie machen wirklich die sache mit der indigenen justiz dafür verantwortlich, dass es den mineros in potosí schlecht geht...