■ Die anderen: "La Croix" schreibt zu der erwarteten Rekordenthaltung bei den Europawahlen / "Sewodnja" zur Kritik an Tschernomyrdin / "The Times" empfiehlt der Nato eine harte Linie / "Le Figaro" schreibt zum Kursverfall des Euro
„La Croix“ aus Paris schreibt zu der erwarteten Rekordenthaltung bei den Europawahlen am Wochenende: Europa als Strafarbeit oder Europa als Projekt? Die europäischen Wähler gehen ohne große Aufregung an die Bestimmung der Euro-Abgeordneten am kommenden Sonntag. Die letzten zugelassenen Umfragen zeigten alarmierende Aussichten für eine Rekord-Wahlenthaltung. Wie sich die Dinge entwickeln (oder hinziehen ...), könnte man glauben, daß die Bürger sich – im besten der Fälle – anschikken, eine Formalität abzuhaken wie jemand, der aufs Rathaus kommt, um seinen Personalausweis zu erneuern.
„Sewodnja“ aus Moskau zur Kritik russischer Politiker an dem Sonderbeauftragten für Jugoslawien, Wiktor Tschernomyrdin: „Bekanntlich hat sich Jelzin am Freitag nicht mit Tschernomyrdin, sondern mit (Außenminister) Igor Iwanow getroffen, um mit ihm die Ergebnisse der Mission Tschernomyrdins zu erörtern. Nach Informationen aus der Umgebung Tschernomyrdins war ein Ergebnis dieser Begegnung, daß Tschernomyrdin im Unterschied zu dem anderen Vermittler, dem finnischen Präsidenten Ahtisaari, nicht einmal zum Bonner Treffen der Außenminster der G 8 eingeladen wurde. Und das ist nur eine äußere Erscheinungsform der Ungnade.
„The Times“ (London) empfiehlt der Nato eine harte Linie gegenüber Miloevic: Miloevic will seine Feinde in einem diplomatischen Teufelskreis gefangenhalten. Doch General Michael Jackson hat die jugoslawischen Generäle zu Recht zu ihm zurückgeschickt. Miloevic hat vieles überlebt, aber selbst er müßte erkennen, daß seine Glaubwürdigkeit nun vollends verloren ist. Die einzige Strategie, die ihm noch bleibt, ist, den Moment zu verzögern, in dem das Ausmaß seiner Niederlage offenkundig wird. Die Nato sollte sich an die bitteren Lektionen der jüngsten Balkangeschichte erinnern: Miloevic fürchtet Stärke genauso, wie er Schwäche ausnutzt.
„Le Figaro“ aus Paris schreibt zum Kursverfall des Euro: Die Parität von eins zu eins gegenüber dem Dollar bedeutet ein Problem. Technisch, denn in der gegenwärtigen konjunkturellen Lage wäre es für die Europäische Zentralbank absurd, noch einmal die Zinssenkung vom 8. April in Frage zu stellen, um die Währung zu verteidigen. Politisch auch, denn die Regierungen fordern die Entscheidung der Märkte. Diese aber, das ist eindeutig, zweifeln an Europa. Da ist natürlich die zweitrangige Rolle, die die Europäer in der Kosovo-Krise gespielt haben. Aber das ist nur ein Symptom. Die Unruhe ergibt sich eher aus wirtschaftlichen Aspekten.
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