Die Wochenvorschau von Thomas Mauch: Die Liebe und die Freiheit, für die man erst mal bereit sein muss
Am Mittwoch dieser Woche, ein 11. April, ist es fünfzig Jahre her, dass vor dem damaligen Büro des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds am Kurfürstendamm auf Rudi Dutschke geschossen wurde. Drei Mal. Zweimal in den Kopf, einmal in die linke Schulter. Der Wortführer der Studentenbewegung überlebte das Attentat nur knapp. Er starb 1979 an den Spätfolgen seiner Verletzungen.
Man muss sich daran erinnern. Man kann das mit einem Lied machen, Bernd Begemann hat es vor vielen Jahren schon geschrieben. Eine Art elektronischer Talking Blues, er heißt „Liebe und Freiheit (Josef Bachmann erzählt seine Geschichte und erteilt Rudi Dutschke eine bittere Lektion)“.
Erzählt wird aus der Perspektive des Attentäters, dem jungen Hilfsarbeiter Josef Bachmann. Er spricht von dem Hass, der ihn trieb, und er von den Briefen, die ihm Dutschke ins Gefängnis schickte: „Er schrieb mir, ‚Du wirst frei sein‘. Dieser Dutschke muss verrückt sein. Liebe und Freiheit“, sagt dann dieser Bachmann in dem Lied, und wohl doch mit einer ganzen verstockten Gesellschaft als Chor in ihm drin: „Liebe und Freiheit sind die zwei Dinge, für die ich noch längst nicht bereit bin.“
Eine bittere Lektion. Ein bitteres Lied. In Erinnerung an das Attentat auf Dutschke wird heute am Montag auch eine Sonderausstellung in der Polizeihistorischen Sammlung im Polizeipräsidium am Platz der Luftbücke eröffnet. Neben Fotos und Ermittlungsakten werden dabei erstmals auch die Kugeln, die Dutschke trafen, gezeigt.
Freedom can’t be found
Die Schau ist bis zum 20. Juli immer montags bis mittwochs von 9 bis 15 Uhr zu sehen. Und am Mittwoch, dem 11. April, trifft man sich um 16.30 Uhr Ecke Kurfüstendamm, Joachim-Friedrich-Straße zu einer Gedenkveranstaltung, bei der unter anderem Dutschke-Witwe Gretchensprechen wird.
Und noch mal ein Lied, in dem auch von der Freiheit die Rede ist. David Hasselhoff wird es am Mittwoch im Friedrichstadtpalast singen, zum Auftakt seiner Tour, bei der der Baywatch-Star 30 Jahre „Looking for Freedom“ feiern will. Weil da ja auch mal eine Gesellschaft bereit sein wollte, gilt das Lied hier als Wende-Hit. Dabei heißt es in dem Lied, als hübsche Pointe wenig hymnisch, sondern eher resignativ, am Schluss: „I’ve been looking for freedom. Still it can’t be found.“ Die Freiheit. Nicht aufzufinden.
Aber trotzdem muss man immer in Bewegung bleiben. „Bürger, lasst das Glotzen sein. Kommt herunter, reiht euch ein!“, hat man zu Dutschkes Zeiten in den Sechzigern noch wenig gendersensibel auf den Straßen skandiert. Am Samstag kann man das wieder mal machen, um ein *innen ergänzt. Geht ja wirklich alle an! Der Mietenwahnsinn. Motto der großen Mietendemo ist „Widersetzen“. Treffpunkt ist um 14 Uhr auf dem Potsdamer Platz.
Wenn man zwischendurch aber doch einfach mal nur glotzen will: Hübsche Ausblicke finden sich dafür am Sonntag beim Kirschblütenfest in den Gärten der Welt in Marzahn.
Und nächste Woche, am 20. April, ist dann der bereits erwähnte Bernd Begemann im Quasimodo zu hören.
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