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Die Wochenvorschau von Manuela HeimErst mal den Kopf waschen oder: Nennen Sie uns Mama!

Wochenstart: Wir strukturieren Ihnen mal die Woche vor. Es soll schließlich Menschen geben, denen die engen Freiheitsgrade dieser Zeit nicht nur kein Unbehagen bereiten. Sondern die gar eine willkommene Erinnerung an die kindliche Freiheit von Eigenveranwortung verspüren. Die sich geborgen fühlen im Mangel an Möglichkeiten wie im üppigen Schoß einer alles entscheidenden Mama. Sie wissen schon: Es gibt zwei Arten von Freiheit – die „Freiheit von“ und die „Freiheit zu“. Den Verfechter*innen der Ersten wird es also nicht nur gefallen, dass die Event-Vorschauen derzeit von ungeahnter Übersichtlichkeit sind. Sondern dass an dieser Stelle auch noch unsere Vorauswahl den Geist entspannt.

Ab dem heutigen Montag dürfen die Friseur*innen in Berlin und Brandenburg wieder öffnen. Aus irgendeinem Grund darf nicht trocken geschnitten werden, aber wer will das schon nach wochenlanger Abstinenz. Weil man auf 1,50 Meter Entfernung weder Köpfe waschen noch Haare schneiden kann, haben sowohl Haarschneidefachkraft als auch Sie Maske zu tragen.

Frisch frisiert, dürfen sich insbesondere die Bewohner*innen von Frankfurt (Oder) auf echte Live-Konzerte freuen. Und zwar vor allem diejenigen, denen in den vergangenen Wochen vorrangig der Fernseher als kultureller Input blieb – von Sozialkontakten ganz zu schweigen. Auf den Außenflächen vor, hinter und zwischen Senioren-, Behinderten- und Kinderbetreuungseinrichtungen will das Brandenburgische Staatsorchester jeweils 20-minütige Mini-Open-Air-Konzerte geben. Das Ganze beginnt ebenfalls am Montag. Fenster auf!

Auch die Museen dürfen diese Woche wieder öffnen, machen davon aber nur gemächlich Gebrauch. Mittwoch wäre dann, im 25. Jahr nach der Reichstagsverhüllung, der Start der Christo- und Jeanne-Claude-Ausstellung mit Projekten aus fast 50 Jahren künstlerischen Ehelebens dran.

Im Palais Populaire der Deutschen Bank, zu wählerisch will man in diesen Zeiten ja nicht sein.

Da hat sich Berlin im vergangenen Jahr mit dem internationalen Frauentag einen zusätzlichen Feiertag gegönnt, und dann fällt der doch prompt auf einen Sonntag. Macht nüscht, gedenken wir in diesem Jahr halt des 75. Jahrestages des Kriegsendes mit einem Homeoffice-freien Tag. Wer daraus einen Feiertag machen will, kann auch die Petition der Holocaustüberlebenden Esther Bejarano und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) unterschreiben. Haben schon 60.000 gemacht – Sie können sich anschließen.

In der Samstagsausgabe sind wir dann wieder mit einer sachten Wochenendplanung für Sie da. Wir lassen Sie nicht allein, nennen Sie uns Mama!

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