Die Wochenvorschau für Berlin: Arm, aber rechtsextrem
Wenn das Geld knapp wird, wächst der Widerstand: Ausstellungen setzen sich mit den Kürzungen im Kulturbereich auseinander.

Um Identität und Identitätsverlust geht es am Mittwochabend auch im Garten der Bezirksbibliothek Pablo Neruda in Friedrichshain. Die Autorin und Kommunalpolitikerin Mirrianne Mahn liest aus ihrem Debütroman „Issa“. Darin erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau, die in Deutschland als „zu schwarz“ und in Kamerun als „zu deutsch“ gilt – und sich in ihrer Familiengeschichte auf die Suche nach sich selbst begibt. Die Lesung ist Teil der Reihe „She*Talks“, die weiblichen Stimmen Sichtbarkeit verschaffen möchte. Im März war die Journalistin und Autorin Ciani-Sophia Hoeder mit ihrem Buch „Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher. Die Lüge von der Chancengleichheit“ zu Gast.
Dieses offene Geheimnis steht auch im Zentrum der Ausstellung „Fight or Flight“, die ab Freitag (dem 13!) in der Stadtwerkstatt Friedrichshain-Kreuzberg zu sehen ist. In der zweiten Ausgabe der Ausstellungsreihe für weibliche, trans und nicht-binäre Künstler*innen geht es um das, was der Arm-aber-sexy-Hauptstadt am meisten fehlt: Geld. Angesichts der Sparmaßnahmen des Senats setzen sie sich in 33 Beiträgen mit den wirtschaftlichen Realitäten kreativen Schaffens auseinander. Die Arbeiten zeichnen ein Bild von einem Arbeitsfeld, das von prekären Bedingungen, Klassismus und struktureller Marginalisierung geprägt ist.
Ganz in diesem Sinne findet am Wochenende die zweite Affordable Art Fair Berlin statt – eine Messe, die sich dem Anspruch verschreibt, Kunst erschwinglich zu machen. „Erschwinglich“ ist Interpretationssache: Die Werke kosten zwischen 100 und 10.000 Euro. Parallel startet die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Unter dem Titel „Das Flüchtige weitergeben“ will Kuratorin Zasha Colah zeigen, wie Kunst Räume des kollektiven Widerstands schaffen kann – gerade in Zeiten der Repression.
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