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Die Wochenvorschau für BerlinArm, aber rechtsextrem

Wenn das Geld knapp wird, wächst der Widerstand: Ausstellungen setzen sich mit den Kürzungen im Kulturbereich auseinander.

Kürzungen in der Hauptstadt-Kultur: Als Reaktion hat das Berliner Ensemble Gäste auf seiner Bühne übernachten lassen Foto: Hannes P Albert/dpa

Berlin taz | Die Baseballschlägerjahre sind zurück: In Lichtenberg wird ein Linken-Politiker von Neonazis krankenhausreif geprügelt, in Cottbus ein Hausprojekt von vermummten Faschisten angegriffen. Bundesweit formieren sich neue Netzwerke junger, gewaltbereiter Rechtsextremer. Warum haben solche Gruppen gerade in Ostdeutschland so viel Zulauf? Über Fragen wie diese diskutieren am Mittwochabend die ehemalige Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, und die Thüringer Linken-Politikerin Katharina König-Preuss im Deutschen Theater. Titel der Veranstaltung: „Der zweite Gedanke – Ost: Verloren zwischen Links und Rechts?“

Um Identität und Identitätsverlust geht es am Mittwochabend auch im Garten der Bezirksbibliothek Pablo Neruda in Friedrichshain. Die Autorin und Kommunalpolitikerin Mirrianne Mahn liest aus ihrem Debütroman „Issa“. Darin erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau, die in Deutschland als „zu schwarz“ und in Kamerun als „zu deutsch“ gilt – und sich in ihrer Familiengeschichte auf die Suche nach sich selbst begibt. Die Lesung ist Teil der Reihe „She*Talks“, die weiblichen Stimmen Sichtbarkeit verschaffen möchte. Im März war die Journalistin und Autorin Ciani-Sophia Hoeder mit ihrem Buch „Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher. Die Lüge von der Chancengleichheit“ zu Gast.

Dieses offene Geheimnis steht auch im Zentrum der Ausstellung „Fight or Flight“, die ab Freitag (dem 13!) in der Stadtwerkstatt Friedrichshain-Kreuzberg zu sehen ist. In der zweiten Ausgabe der Ausstellungsreihe für weibliche, trans und nicht-binäre Künst­le­r*in­nen geht es um das, was der Arm-aber-sexy-Hauptstadt am meisten fehlt: Geld. Angesichts der Sparmaßnahmen des Senats setzen sie sich in 33 Beiträgen mit den wirtschaftlichen Realitäten kreativen Schaffens auseinander. Die Arbeiten zeichnen ein Bild von einem Arbeitsfeld, das von prekären Bedingungen, Klassismus und struktureller Marginalisierung geprägt ist.

Ganz in diesem Sinne findet am Wochenende die zweite Affordable Art Fair Berlin statt – eine Messe, die sich dem Anspruch verschreibt, Kunst erschwinglich zu machen. „Erschwinglich“ ist Interpretationssache: Die Werke kosten zwischen 100 und 10.000 Euro. Parallel startet die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Unter dem Titel „Das Flüchtige weitergeben“ will Kuratorin Zasha Colah zeigen, wie Kunst Räume des kollektiven Widerstands schaffen kann – gerade in Zeiten der Repression.

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1 Kommentar

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  • Die Frage ist doch warum die AfD im - seit 50 Jahren - reichen Stuttgart 20% hat und nicht die 33% im armen Nordhausen. Aus Stuttgart komment die Querdenker her. Dort haben schon in den 80er Asylheime (Feuerbach) gebrannt.