Die Wochenvorschau für Berlin: Der nächste Straßenkampf kommt bestimmt
Die Böllerexzesse hallen nach. Der Nabu zählt die Wintervögel. Und der 106. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht steht an.
Das neue Jahr geht in die zweite Woche, aber die Silvesternacht hallt nach. Allen voran für die Mieterinnen und Mieter der Belziger Straße 1 in Schöneberg. Von den insgesamt sieben Gebäuden, die von der Explosion einer Kugelbombe betroffen waren, ist das Haus am schwersten beschädigt worden. Am Freitag durften die in der Silvesternacht Evakuierten in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Reparaturen der Fenster und Türen werden aber noch Wochen dauern.
Bundesweite Böllerexzesse (siehe auch Text unten) wie dieser haben dazu geführt, dass eine vor zwei Jahren von der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) und Deutschen Umwelthilfe gestartete Online-Petition für ein Silvester-Böllerverbot großen Zulauf bekam. Gerichtet ist diese an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD). Über eine halbe Million Menschen hätten inzwischen unterschrieben, heißt es. Die Unterschriftenliste wird am Montag um 11.30 Uhr von Vertreterinnen und Vertretern der Deutschen Umwelthilfe, GdP und eines aus 35 Organisationen bestehenden Bündnisses vor dem Bundesinnenministerium in Alt-Moabit überreicht. Aber dafür, dass in Deutschland beim Jahreswechsel mindestens fünf Menschen durch Unfälle mit Feuerwerk zu Tode kamen, es unzählige Verletzte und Brände gab – was sind da eine halbe Million?
Derweil laufen sich in Brandenburg die Ministerinnen und Minister der neuen Rot-Lila-Koalition bei Neujahrs- und Sternsingerempfängen warm. Auch Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) triff sich mit Sternsingern.
Der Einzige, der am Montag zu arbeiten scheint, ist Landeswahlleiter Stephan Bröchler. Gleich zu Wochenbeginn informiert er über den Stand der Vorbereitungen auf die Bundestagswahl am 23. Februar. Immerhin wird am selben Tag in Friedrichshain-Kreuzberg eine neue Kriseneinrichtung für Kinder eröffnet.
Lebhafter wird es am Sonntag, wenn des 106. Jahrestages der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gedacht wird. Mahnwachen und Veranstaltungen sind geplant. Von 10 bis 15 Uhr ist eine Demonstration angemeldet, die vom Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten in der Gudrunstraße führt. Schon am Samstag findet in den Wilhelm Studios in der Kopenhagener Straße die 30. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz statt. Der Titel: „Das letzte Gefecht – Wie gefährlich ist der Imperialismus im Niedergang?“
Wer sich davon nicht angesprochen fühlt, kann am Wochenende im Garten, auf dem Balkon oder im Park im Rahmen einer bundesweiten Mitmachaktion des Deutschen Naturschutzbundes (Nabu) Wintervögel zählen. Und/oder am Samstag nach Cottbus-Ströbitz fahren. Ab 13.00 Uhr veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr dort einen Weihnachtsbaum-Weitwurf-Wettbewerb. Mit Anlauf, aus dem Stand, mit Spitze oder Stamm voran – das ist freigestellt. Techniken, die sich auch anderweitig verwerten lassen. Der nächste Straßenkampf kommt bestimmt.
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