Die Wochenvorschau für Berlin: Flieger, komm nach Hause
Das Land kann die Wärmewende in Richtung Klimaneutralität wohl bald selbst umsetzen – dank einem Deal mit dem Vattenfall-Konzern.
![Flugzeugsilhouette vor Mond Flugzeugsilhouette vor Mond](https://taz.de/picture/6599755/14/imago0302430203h-1.jpeg)
Klimakrise? Stimmt, die gab's ja auch noch – angesichts der maximal aufgeheizten Weltlage kann man das manchmal völlig vergessen. Aber auch an dieser Front passiert so einiges.
Ab dieser Woche wird zum Beispiel in den Hinterzimmern der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe verhandelt: Das Land will und kann, endlich, die für seine CO2-Bilanz maximal entscheidende Wärmeversorgung rekommunalisieren. Oder wie Senatorin Franziska Giffey (SPD) es ausdrückt: „die Wärme wieder nach Hause holen“. Was viel schöner klingt, weil nach Kuscheln auf dem Sofa und nicht nach Sozialismus oder zumindest Sozialdemokratie.
Es muss ja aber auch niemand enteignet werden, denn der schwedische Vattenfall-Konzern, der in landesweit 14 Kraftwerken neben Strom auch Fernwärme für zwei Drittel der Berliner Haushalte erzeugt, trennt sich freiwillig von der Wärmesparte und hat das Land zu „exklusiven Verhandlungen“ über deren Erwerb eingeladen. Welche geschäftlichen Erwägungen dahinterstecken, ob es auch mit der fast schon titanischen Aufgabe zusammenhängt, bis allerspätestens 2045 klimaneutral zu arbeiten, darüber wird so wenig geredet wie über den Preis.
Die Chance besteht jedenfalls darin, die Dekarbonisierung der Wärme voranzutreiben, woran Berlin ein ureigenes Interesse hat. In den Vattenfall-Kraftwerken entstehen heute noch jährlich 5 Millionen Tonnen CO2, mehr als ein Drittel aller Berliner Emissionen. Die Umstellung auf fossilfreie Energiequellen – von Großwärmepumpen bis Geothermie – ist überaus anspruchsvoll. Vattenfall hat einen Fahrplan dafür vorgelegt, den Umweltverbände als wenig ambitioniert kritisieren. Das kann sich dann ja ändern.
Komm du mal nach Köln (und zurück)
Aber CO2 wird ja auch anderswo in die Luft geblasen – sogar ohne schlechtes Gewissen, wie im Fall von BER-Chefin Aletta von Massenbach, die das dem Tagesspiegel verraten hat. Schließlich kennt sie sich aus und weiß, „was alles gemacht wird, was schon alles erreicht ist“ bei der Dekarbonisierung des Luftverkehrs. Da kann sie auch „zwei-, dreimal im Monat“ fliegen, etwa, wenn sie über den Tag nach Köln muss (auf dem Landweg „extrem schwierig, hin- und zurückzukommen“). Die 1,2 Millionen Passagiere, die der BER in den Herbstferien erwartet, haben da sicher nichts einzuwenden.
Um Klima und Umwelt geht es auch am Montag in Erkner: Der Landkreis Oder-Spree lädt zur Anhörung über neue Giga-Gaga-Pläne in Grünheide. Über 1.000 Einwendungen von BürgerInnen gab es zu Erweiterungsplänen von Tesla bei der Produktion von SUVs und Batterien. Die Grüne Liga Brandenburg monierte schon Schwärzungen in den Berichten über potenzielle Störfälle und sprach von einer „Farce“.
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