Die Wochenvorschau für Berlin: Sondieren, segnen und streicheln
In der Politik werden die Möglichkeiten der nächsten Koalition ausgelotet, Hunde kriegen einen Segen – und Elon Musk persönlich lädt zur Teslashow.
Medizinisch betrachtet ist eine Sonde ein Gerät, das in Körperöffnungen des Patienten vordringt, um Klarheit über den inneren Zustand desselben (Körpers) zu verschaffen. Eigentlich für niemanden eine angenehme Tätigkeit, dieses klinische Sondieren.
Politisches Sondieren scheint dagegen ein regelrechtes Wellnessprogramm zu sein, eine Art Speeddating mit Catering. Beim Treffen von Giffey-SPD und Jarasch-Grünen am Freitag soll es Süßkartoffel-Kokossuppe und Panna Cotta gegeben haben, wird kolportiert. Wer möchte da nicht mitsondieren?
Wie viel Klarheit die Gespräche (am Abend folgte die Lederer-Linke) über den inneren Zustand des vermeintlichen und ja auch noch real existierenden rot-rot-grünen Projekts gebracht haben, blieb offen, und an diesem Montag geht es denn auch gleich weiter: Zum Frühstück kommt die Wegner-CDU in die Weddinger SPD-Zentrale, Kaffee und Kuchen gibt es mit der Czaja-FDP. Die Runden mit Grünen und Linken sollen derweil auch weitergehen, wobei die Grünen auch die Linken daten wollen und ja – unfassbar – auch die FDP.
Wenn am Ende der Segen schief hängen sollte bei einer der Parteien, kann sie das übrigens im „Segensbüro“ richten lassen, das seit Kurzem in der evangelischen Genezarethkirche auf dem Neuköllner Herrfurthplatz eröffnet wurde. Am Montagabend um 18 Uhr sind aber erst mal die Hunde dran. Richtig gelesen: Anlässlich des Welttierschutztages laden die Pfarrerinnen Susan Kachel und Jasmin El-Manhy zur Hundesegnung ein. „Segen ist wie Streicheln“, heißt es auf der Website des Büros, und man sollte dann schon erwarten, dass ein gesegneter Kampfhund nur noch ganz achtsam zubeißt.
Überspringen wir mal eben die Mitte der Woche und werfen gleich einen Blick auf den nächsten Samstag („Sonnahmt“ für BrandenburgerInnen). Da schaut noch so ein Segensspender vorbei, um den Zustand seiner künftigen Protz-Auto-Manufaktur zu sondieren – Tesla-Chef Elon Musk nämlich, der beim Tag der offenen Tür auf seiner Baustelle in Grünheide erwartet wird. Zur Erinnerung: Seit einer Woche schon läuft – online – die jüngste Konsultation zu den 813 Einwendungen von Umweltverbänden und BürgerInnen gegen das Milliardenprojekt, das nun auch noch um eine Batteriefabrik erweitert wird.
Eine Chance für Musk-Jünger, ihren Helden zu sehen
Menschen aus Berlin und Brandenburg sollen Priorität beim Tesla-Besuch haben, heißt es. Offenbar erwartet die SUV-Schmiede (jaja, elektrisch fahren sie, immerhin), dass das Kommen ihres milliardenschweren Gründers JüngerInnen aus ganz Deutschland, vielleicht sogar Europa anzieht.
Wie auch immer, wer es hineinschafft, bekommt vielleicht die Chance, an Musks legendärem Lachyoga teilzunehmen. Das hatte der Boss letztens bei einem Treffen mit Armin Laschet in Grünheide erfunden, als er auf Probleme durch den hohen Wasserverbrauch der Gigafactory angesprochen wurde. „Lachen ist wie Streicheln“ passte da nicht so ganz – „wie ein Nackenschlag“ schon eher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland