Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Was ist nur mit Niedersachsen los? In den Eiern ist Fipronil, in der CDU eine Grüne und bei Verschleierung – da kopiert man jetzt die Bayern.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Dampflokomotiven sollen jetzt grün gefärbten Rauch ausspeien.
Und was wird besser in dieser?
Hartnäckige Gerüchte über Elektroloks ausländischer Anbieter.
In zwölf Bundesländern wurden mit Fipronil belastete Eier gefunden. Wie kommt eigentlich das Insektizid ins Ei?
Laut Verbraucherzentrale durch ein Reinigungsunternehmen, das belgischen Hühnerzüchtern besonders wirksame Putzmittel für die Stallreinigung versprochen hat: Dem Putzmittel war Fipronil illegal beigemischt. Ob die Geflügelfarmer das billigend in Kauf nahmen, ist ungefähr so klar wie die Frage nach Henne oder Ei.
In Niedersachsen wechselt eine grüne Landtagsabgeordnete zur CDU und zerstört damit mitten im Wahlkampf die rot-grüne Regierungsmehrheit. Jetzt muss sie sich Verrat, Meuterei und Korruption vorwerfen lassen. Wie unerträglich sind die Grünen, dass man sich so etwas antut?
Twesten schafft die idealen Voraussetzungen für die Bundestagswahl. 2021 oder so. Bis dahin können die Grünen vom Wahlzettel in den Manufactum-Katalog wechseln („Es gibt sie noch, die guten Dinge“). Mit der Ehe für alle hat Schwarz-Grün alle Hausaufgaben erledigt, noch bevor sie gewählt wurden; das Projekt ist leer. Zu R2G und damit einem oppositionellen Machtvorschlag haben die Grünen sich nicht vorgewagt, sie sind halt entsetzlich konservativ. So konservativ, dass Twesten hätte bleiben können.
Es gab prominentere Wechsler aus gewissen Gründen; FDP-Chef Mende befreite eher die Liberalen, als dass er seine neue Partei, die CDU, verstärkte. Dagegen reüssierten Wende-Dissidenten wie Matthäus-Meier und Verheugen in der SPD. Der grüne Oswalt Metzger verschwand in der CDU. Kurz: Im Twesten nichts Neues, allein Zeitpunkt und Fadenschein der Begründung machen die Kapriole relevant. Eine „smoking gun“, also ein Nachweis über einen Ablösedeal etwa, ist nicht in Sicht und wird von beiden Seiten bestritten. Ohne den geht die Nummer komplett zulasten von Rot-Grün.
Die Autoindustrie umgeht drohende Fahrverbote für dreckige Diesel durch Softwareupdates. Fallen Ihnen noch mehr Probleme ein, die man über ein Softwareupdate lösen könnte?
Forscher an der New York University haben die Software „magic“ entwickelt, die Computer schneller altern lässt. Damit könnten Hersteller Altgeräte schockvergreisen, um neue Produkte zu verkaufen. Nutzer könnten Smartphones oder Laptops zerschießen, bevor die Garantiezeit endet. Und Militärs könnten es als Waffe einsetzen. Na ja, oder die Forscher von der New York University sind die Letzten, die es auch gemerkt haben.
Donald Trump macht den US-Kongress für das schlechte Verhältnis mit Russland verantwortlich. Wie schädlich sind Parlamente?
Zwischen Erdoğan und Putin müsste Trump mit einer schmucken „Trainee“-Pappmütze herumlaufen. Immerhin widerstehen Teile seiner eigenen Partei noch, und einen soliden äußeren Feind, dem man notfalls den Krieg erklären könnte, hat er auch noch nicht gefunden. „Das Sanktionsdekret ist sehr schlecht und in Teilen verfassungswidrig“, sagte Trump und unterschrieb es doch – das ist Diktatoren-Kreisliga.
Paris Saint-Germain kauft den Fußballer Neymar für 222 Millionen Euro. Uns fällt dazu nichts mehr ein. Ihnen?
Vermutungen deuten darauf hin, dass die Grüne Twesten deutlich günstiger wegging. Nein, der Tumult der Empörung über Fantasiesummen im Profisport ist ungefähr so alt wie Fantasiesummen im Profisport. Vermutlich gab es einen break even – einen Punkt, bis zu dem Deppen in kurzen Hosen ausgebeutet wurden. Und ab dem sie vom Facharbeiter zum heutigen Arbeitneymar eskalierten. Der mag in den 60er Jahren gelegen habe.
Nach Bayern will jetzt auch Niedersachsen die Vollverschleierung verbieten. Endlich?
Äh… BMW und VW ?
Herzfehler können jetzt durch die Gen-Schere CRISPR/Cas schon bei Embryos behoben werden. Ist „Nobody is perfect“ bald veraltet?
Die Meldungen enthalten den Nebensatz, die Testembryos seien zu diesen Forschungszwecken erzeugt worden. Allein dies wäre gestern noch der eigentliche ethische Skandal gewesen. Dass es nun als Detail der Versuchsanordnung durchglitzert, kann einen ernüchtern: ethische Schwellen halten wissenschaftlichen Ehrgeiz nicht auf.
Und was machen die Borussen?
Lassen die tapperten Bayern unverdient ein überflüssiges Spiel gewinnen. Vergeigte Generalprobe, die Saison wird grandios.
FRAGEN: SISI, POLA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene