Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Bald gibt es Autobahnabschnitte zu kaufen und Jung wurde Merkel aufgezwungen.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Frau Merkel bekommt die versprochene Steuerreform nicht hin.

Was wird besser in dieser?

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Frau Merkel bekommt die versprochene Steuerreform nicht hin.

Bundesarbeitsminister Jung ist zurückgetreten. Der frühere Verteidigungsminister zog damit die Konsequenz aus dem Skandal um die Informationspolitik seines Ministeriums. Gute Entscheidung von Jung?

Wenn uns als Kindern die wertvolle Vase hinfiel, stellten wir uns alle schnell so hin, als könne es eigentlich gar keiner gewesen sein. Also Karl-Theodor ganz weit weg von Opel, Franz Josef ans Gegenteil von Afghanistan und die Stubenälteste Merkel mit einem beherzten "Hä ?!" vorneweg. Merkel hat Kernressorts als Resozialisierungshilfen und Fluchtbuden vergeben, es ist ihr Versagen. Dass Guttenberg nach seinem Totalschaden auf Opel-Magna nun das Verteidigungsministerium bekam, kann bekümmern: Das dort entwickelte Konzept der prämienfreien Luftabwrackung ist der eigentliche Skandal. Jungs Lügen hingehen waren Folgeschäden, Feigheit vor dem Freund, keine Überraschung, denn "im Krieg ist das erste Opfer die Wahrheit". Ich schaffe nicht, mir vorzustellen, deutsche Luftangriffe auf Zivilisten wären toller, wenn Jung es ein paar Stunden früher zugegeben hätte. Ausgerechnet sein Skandal ist der geringste.

War Jung eine Fehlbesetzung aus der Provinz für das Verteidigungsministerium?

Nach Meinung seines Dienstherren Roland Koch war Jung nach der Kohl-Kanther-schwarze-Kassen-jüdische-Vermächtnisse-Affäre als Landesminister nicht mehr tragbar. Wie wird man Minister in Berlin? Indem man für Wiesbaden zu doof ist. Hat auch was. Koch opferte seinen ehemaligen Generalsekretär, um den eigenen Hintern zu retten; und zum Dank wurde Jung dann Merkel aufs Auge gedrückt. Vermeintliche Menschenrechtsaktionen mit über 100 Toten könnten auch gewieftere Lügner nicht widerspruchslos verkaufen. Also - Jungs Tragik scheint, immer rechtzeitig da zu sein, sich die Ohrfeigen für noch größere Verbrecher anzuholen.

Christina Köhler wird Familienministerin. Christina wer?

Bei einer 32-jährigen Diplomsoziologin möchte man schon die Enkelinnen Süßmuths erkennen. Die Politik der leeren Bank allerdings, die bald vergessenen Cornelia Yzer, Claudia Nolte, Michaela Geiger - ist ganz Kohls Handschrift. Die frühe Blüte der Merkeltruppe wie der Unionsregierungen ein Vierteljahrhundert zuvor dankte sich dem Potenzial starker und Programm bestimmender Familienminister: Geißler, Süßmuth, von der Leyen. Köhlers jüngste Bundestagsrede handelte von ihrer Forderung, Sozialbehörden sollten weiterhin Daten über "illegale Migranten" an die Ausländerbehörden petzen. Und ihre Wendung "Leitkultur ist mehr als die reine Verfassung" wurde in der Presse als Fundi-Kampfschwatz gegeißelt. Kurz: Man muss ihr nicht vorwerfen, nur ihre Herkunft aus Kochs Hessen habe sie ministriert. Sie redet auch so.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger wird in der neuen EU-Kommission das Energieressort übernehmen. Richtig so?

"Wir können alles, außer nachhaltig." Ja, klingt erschütternd. Der Job bietet eine Riesenchance, europaweit ökologischen Mittelstand und neue Technologien zu fördern. Man kann aber auch einen hinsetzen, der durch keine originelle Idee zum zentralen Zukunftsthema aufgefallen ist.

Die Personalie Steinbach belastet die schwarz-gelbe Koalition. Außenminister Westerwelle und die BDV-Präsidenten trafen sich nun zu einem Gespräch: ohne Ergebnis. Wie kann der Ärger beendet werden?

Der Schlüssel liegt bei der Kanzlerin. Sie hat Steinbach unter Verweis auf bevorstehendes Schwarz-Gelb über die Steinmeier-Ära im Außenamt hinweggetröstet. Derzeit profilieren sich Westerwelle und Steinbach um die Wette an dem Thema, und Merkel spart sich einen Konflikt.

Freitag-Verleger Jakob Augstein enthüllt: Sein leiblicher Vater ist nicht Spiegel-Gründer Rudolf Augstein, sondern Autor Martin Walser. Warum jetzt dieses Geständnis?

Augstein in der FR: "Das ist lange bekannt und ich bestätige ihnen das gerne". Skandal Ende. So gehts auch.

Ein Gericht hat den "Soli" für verfassungswidrig erklärt. Bekommen wir jetzt Geld zurück?

Nein, es werden Messingschildchen an Autobahnabschnitten angebracht. Ich möchte fünf Meter Berliner Ring.

Und was machen die Borussen?

Klopp schlägt Hopp und Hoffenheim scheint so etwas wie der outgesourcte innere Abgrund des BVB zu werden: Böse Geschäftemacher bemächtigen sich einer wehrlosen Hülle und basteln sich da ihre Geldmaschine draus. Prompt hassen die Fans, teils unter Anleitung ihres Präsidenten, auf den R2D2 des deutschen Fußballs ein. Gemach !Friede! Das würden die Hoffenheim-Fans doch vielleicht auch tun. Wen Hoffenheim Fans hätte.

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