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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die Kirche betet in Beeten, Olympia ist die Winterfrische der Bundeswehr, und dank Bayern wächst Europa zusammen. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Lustiger Buchstabendreher in Bischofsname "Mixa".

Was wird besser in dieser?

Sozialdemokraten gehen lieber in die Opposition, als weiter Krieg in Afghanistan zu führen. Na ja, vorerst nur die holländischen.

Sozialstaatsdebatte I: Guido Westerwelle warnt vor einer "spätrömischen Dekadenz". Hat er recht?

Nein, die Römer benutzten Reiherfedern. Bei Westerwelles Gehaider kann man so loskotzen. Er gibt so dem Begriff "Großkotz" neue Fülle. Und freut sich jedes Mal, wenn seine skrupellose Radaustrategie zur "Sozialstaatsdebatte" hochgejuxt wird. Wenn im Golfclub die Herren an Loch 18 sich einigen, dass die Balljungs früher aber auch dankbarer waren, ist das keine Sozialstaatsdebatte, sondern die Jahreshauptversammlung des Schmarotzerclubs. Und so gehört es auch behandelt.

Bild: taz
Im Interview: 

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Sozialstaatsdebatte II: Drei Viertel der Bundesbürger, vor allem Erwerbstätige, begrüßen laut Umfrage diese Diskussion. Haben sie Angst um ihre Steuern?

Ich bin Besserverdienender und verbitte mir, von Bettlern in Seidenkrawatten bevormundet zu werden: Ich bewundere die Errungenschaft Sozialstaat, ich zahle gerne und pünktlich Steuern, und ich verachte Speichellecker, die mir schöntun und dafür enthemmt den inneren Zusammenhalt dieser Gesellschaft schreddern. Ja, ich verdiene gut, und wenn ich alle Steuern bezahlt habe, habe ich immer noch Geld und dazu ein gutes Gewissen. Die Idee, dass jeder Besitzende ein Recht auf Habsucht wolle, muss die FDP günstig bei der SED gekauft haben, damals in den schweren Jahren.

Die IG-Metall und der Arbeitgeberverband haben sich im Eiltempo auf ein Tarifpaket geeinigt. Zu voreilig?

Mehr als zwei Jahre keine Lohnerhöhung, ein flach geschätzter Inflationsausgleich und reichlich neue Modelle für Kurzarbeit: "Alles ist besser als arbeitslos!", sagt so die IG Metall. "Hey, nichts ist geiler als so ne zünftige Krise", die Arbeitgeberseite. Da die im Anlagenbau, in der Auto- und Zulieferindustrie mehr als tobt, mag der schnelle Abschluss klüger sein als die jähe Entlassung.

Derzeit kriselt es zwischen den USA und China. Denn Obama empfing den Dalai Lama. Muss die USA Abstrafungen seitens Peking befürchten?

"Chimerica" oder die "G 2" pulvern einander um Internetzensur, Klimaziele, Autoreifenzölle, Taiwan, Tibet, Todesstrafen. Die USA schulden China derzeit rund 800 Mrd. Dollar. Kollabiert der eine, rauscht der andere hinterher. Der Dalai Lama ist, bei allem Respekt vor seiner persönlichen Leistung, als Repräsentant einer diktatorischen Mönchs-Junta genau so wenig Unterstützung wert wie die Annexionsgelüste der chinesischen Militärs. Das Thema ist ein Popanz an der Stange.

Auf Religionskurs steuert auch Greenpeace und will mehr mit religiösen Gruppen zusammenarbeiten. Beten gegen den Klimawandel?

Bezogen auf Deutschland, etwa die kirchlichen Umweltgruppen der DDR oder die ÖDP-Erben der CDU, ist das ja nix Neues. Die Teppichtaschen-Gutmenschen-Fraktion allein scheitert, wie etwa in Kopenhagen. Also scheint es sinnvoll, gesellschaftliche Bündnispartner zu finden: Unternehmer, die an Ökotechnologie verdienen wollen; Kirchen, die "Bewahrung der Schöpfung" nicht als Unterdrückungstechnik verstehen. Beten in Beeten ist so was wie "football is coming home" auf öko.

Der Golfprofi Tiger Woods hat sich für sein Fremdgehen beim gesamten amerikanischen Volk entschuldigt. Was sagt uns das?

Erschütternd. Ich glaube, die gefährlich Ungevögelten sind eher ne Belastung für die Menschheit.

Forsa sieht die FDP bei sozial schwachen 7, die Grünen bei großbürgerlichen 17 Prozent. Was ist da los?

Gebt Westerwelle noch ein-, zweimal das Redehölzchen und wir haben Ruhe für lange. Viele Wankelmütige, die zuletzt ratlos FDP wählten, bevorzugen jetzt halt spielerisch Grün. Die Strategie Merkels, den Röttgen hellgrün schimmern zu lassen, zielt bereits darauf. Klug vorausgeschaut.

Ingo Naujoks möchte beim "Tatort" aussteigen. Ein Verlust?

Naujoks, Bochum, geht; Krol, Herne, kommt - ein Unentschieden auf höchstem Niveau. Nett, dass es keinen Ruhrgebiets-"Tatort" mehr gibt; dann überfallen wir halt die anderen.

Eine bittere Niederlage musste der AC Florenz gegen den FC Bayern einstecken. Und ärgert sich über den "Diebstahl von München". Zu Recht?

Europa wächst zusammen! Bayern-Gegner werden überall verpfiffen! Schön. Äh.

Die Winterspiele in Vancouver waren bislang. . .

nicht so mein Thema. Bei Schlagzeilen wie "Angerer feiert mit seinem Chef Guttenberg" und dem "Gebirgsjäger-Sport" Biathlon wirkt es wie die Winterfrische der Bundeswehr.

Und was machen die Borussen?

Okay, Hannovers Trainer Slomka war vorher bei Schalke, da ist das 4:1 auch ein bisschen persönlich gemeint.

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4 Kommentare

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  • J
    joHnny

    werter herr küppersbusch, inzwischen wird die fdp schon mit dem berlinale-spruch "gays against guido" konfrontiert. gibt es die möglichkeit, daß der gelbe rheinländer westerwelle befristet asyl bei den schwarz-gelben borussen aus dortmund erhält, damit er evtl. vom klopp-syndrom positiv infiziert wird? die queere teddy-trophäe kann warten!

  • SR
    Sigrid Reh

    Manchmal aalt sich der unglaubliche Guido W. (aktueller Spiegel) aber auch in schicken Autos.

     

    Hübsches Bild, dass da der Spiegel veröffentlicht hat. Vermutlich auf der Fahrt zum Schloss Meseberg.

     

    Dort regiert es sich schicker.

  • EV
    Enno von Friedland

    Die Liberalen 2010

     

    Wenn sich heut' die Liberalen

    auf Regierungssesseln aalen,

    dabei über Ärmste motzen,

    tut mir leid, dann könnt' ich kotzen.

     

    Diese Liberalen sollten

    lieber das tun, was sie wollten -

    oder besser: uns versprachen.

    Doch mit uns kann man's ja machen!

     

    Nichts wird's mit gerechten Steuern,

    selbst wenn sie's noch oft beteuern.

    Denn sie schützen ihre Leute,

    so war's gestern, so ist's heute.

     

    Warum sollte man sie wählen,

    sich mit dem Gedanken quälen,

    dass die Liberalen wüssten,

    was sie nun im Amt tun müssten?

     

    Stimmen schrumpfen, dummes Schimpfen

    auf die Stummen führt zum Schlimmsten:

    Bald an Wählers letzter Stelle,

    schiebt der Guido jetzt die Welle.

     

    Hans, der dampft durch alle Gassen,

    kann es einfach gar nicht lassen,

    sich nonstop zu profilieren,

    und wir lassen ihn passieren.

     

    Noch drei Jahre, das wird lange,

    uns ist jetzt schon Angst und Bange:

    Wenn am Start so viel daneben,

    was wird's dann am Ende geben?

     

     

    (Ein satirischer Kommentar von Enno von Friedland auf freitag.de)

  • G
    googlemeier

    Lieber Herr Küppersbusch,

    schön von Ihnen zu hören, waren Sie doch damals schon zu guten alten ZAK-Zeiten das Maß der Satire, for real.

     

    Noch was: War der Buchstabendreher vertikal oder rechtsrum?

     

    P.S. Feed me: Ich würde gerne diesen Kommentar abbonnieren, ist das möglich?