Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Guttenberg war der nützliche Idiot, Merkel ist die Euro-Nanny, und dennoch naht der Untergang. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Ein grundlegender Wandel bei der FDP: Sie fordert Steuersenkungen.
Was wird besser in dieser?
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
Vorfreude auf den "Supercup" zwischen dem Meister und einem Club aus dem südlichen Münsterland.
Stefan Raab steigt beim Eurovision Song Contest aus - auf allen Ebenen. Sein Rückzug stürzt Fans und ARD in Ratlosigkeit, hatte er doch den deutschen Vorentscheid gerade erst wiederbelebt. Und nun?
Der Abgang ist geschmeidiger, als z. B. in der Pressekonferenz Hitler zu verstehen ("wollte ja auch irgendwie Europa einigen"), und hält die von Raab genannte Option offen: "Ich werde nicht mehr als Moderator, Juryvorsitzender, Komponist oder musikalischer Produzent mitwirken." Da fehlt ziemlich laut "Fernsehproduzent". In der Rolle ist er besser als in den anderen. Die ARD klopft schon an.
Nach dem Rücktritt von Dominique Strauss-Kahn braucht der Internationale Währungsfonds einen neuen Geschäftsführenden Direktor. Sollte der nächste IWF-Chef ein Europäer sein?
Tja, wie wir gerade in Griechenland, Portugal, Spanien beweisen, können wir prima Deals einfädeln nach der Melodie "Wer seinen Sozialstaat zerlegt, dem werfen wir noch mal was in den Hut". Umgekehrt: Sollten die Europäer weiter einen IWF wollen, der sich in ärmere Länder einkauft und ihnen die Wirtschaftsform diktiert? Der IWF ist ein Machtinstrument, und wenn es wieder eine Europäerin wird, dann weil die USA bei China heillos verschuldet sind und vor uns weniger Angst haben müssen.
FDP-Generalsekretär Lindner will das Elterngeld wieder abschaffen. Gehts noch?
In unserer Firma haben wir gute Mitarbeiter halten können, weil sie mit Elterngeld Beruf und Familie besser verbinden konnten. Ein junger Vater, der das Angebot nicht nutzte, hat gerade gekündigt, weil beides ihm zu viel wurde. So kennt man die FDP: immer gegen die Unternehmer.
Die Rente mit 69 Jahren wird von den Wirtschaftsweisen gefordert. Traum oder Albtraum?
Ach, diese Sektenführer, die uns null vor der Bankenkrise warnen konnten und tags drauf genau wussten, dass der Steuerzahler das bezahlen sollte? Warum fragen wir nicht die Omi in der Fußgängerzone mit dem Pappschild "Der Untergang naht", wie es finanzpolitisch weitergehen soll? Ein Rudel Lobbyisten möchte den Beitrag der Arbeitgeber zur Sozialversicherung weiter drücken und trifft deshalb schon mal Aussagen über das Jahr 2060. Wenn wir ohne Zuwanderung vergreisen, können wir die Greise dann wenigstens schlechter bezahlen oder doch mal über Zuwanderung reden.
So wie bisher kann es nicht weitergehen in der Bundeswehr. Aber kann man dem Kurzzeitverteidigungsminister Guttenberg wirklich vorwerfen, schuld am schlechten Zustand der Truppe zu sein?
Guttenberg war der nützliche Idiot, die Wehrpflicht zu schleifen. De Maizière kann nun unwidersprochen außerhalb der Verfassung operieren: Im GG vorgesehen ist "Landesverteidigung" und, stets auslegungsbedürftig "Einsätze im Rahmen eines Bündnisses der kollektiven Sicherheit". De Maizière fügt die "Wahrnehmung internationaler Interessen" hinzu ("Warum stimmt Moldawien beim ESC immer gegen uns?"). Und weicht auch dies noch auf: Es werde "nicht immer auf den ersten Blick erkennbar" sein, welche deutschen Interessen berührt sind ("Und gegen Österreich hat Moldawien auch was!"). Die Bundeswehr ist in ein Kriegführungsinstrument umgebaut, und da ist mir jeder schlechte Zustand willkommen.
Regisseur Lars von Trier ist beim Filmfestival in Cannes vorerst nicht mehr willkommen. Hat die Jury überreagiert?
Von Trier äußerte sich düpiert, von den Festivalmachern zu Establishment in Frack statt zu Lederjacke gerechnet zu werden. Nun geht es beiden wieder gut.
Gehen die Portugiesen zu früh in Rente? Und versaufen die Griechen unserer Oma ihr klein Häuschen? Warum wärmt die deutsche Kanzlerin diese Klischees jetzt auf?
Es hat was von Euro-Nanny und wurde klug in der internationalen Finanzmetropole Meschede platziert. Die Kanzlerin singt vom Blatt, und das Blatt heißt Bild.
Und was machen die Borussen?
Beim Benefizspiel für die Erdbebenopfer bot "der BVB alles auf, was beim Anpfiff schon wieder nüchtern" war, meldet www.schwatzgelb.de. In Kagawas Japan-Auswahl wurde kurz vor Schluss auch BVB-Fan Piet Klocke eingewechselt. Er hatte sich zu Ehren des Meisters ein paar schöne Eigentore vorgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl