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Die „Welle“ wird zwangsweise geborgen

■ Gericht entschied: Bergung auf Staatskosten / Geht Heiss Konkurs?

Die „Welle“, am 27. Juli vermutlich vorsätzlich versenktes Varietèschiff, wird zwangsweise und vorerst auf Staatskosten geborgen. Das Oberverwaltungsgericht Bremen beendete damit gestern den wochenlangen Streit um das Wrack – und die in Eigenregie des „Welle“-Eigners Peter Heiss durchgeführten Bergungsversuche.

Das Wasser- und Schiffahrtsamt Bremen hatte Heiss den 26. August als letzten Termin genannt – dann müsse das Wrack, das eine Gefahr für die Schiffahrt herstelle, beseitigt sein. Ansonsten drohten Zwangsmaßnahmen. Heiss hielt den Termin nicht ein. Er wollte das Schiff, möglichst kostengünstig, abdichten, leerpumpen und damit heben. Beim Oberverwaltungsgericht legte er Aufschubsklage ein – und bekam gestern unrecht: Seine Bergungsmethode könne „nicht als seriöse Alternative gewertet werden“, so das Oberverwaltungsgericht; das Schiff drohe, zum Fahrwasser hin abzukippen. Das Wasser- und Schiffahrtsamt, eine Bundesbehörde, hat gestern mittag gleich ein Bremer Bergungsunternehmen beauftragt, die „Welle“ zu heben – und Heiss eine Rechnung über die anstehenden 250.000 Mark Bergungskosten geschickt. Falls der das geld nicht bezahlen kann, und das zeichnet sich ab, bleiben die Kosten beim Bund hängen.

Almut Heiss versteht die Welt nicht mehr: „Diese Kosten werden durch die Versicherung nicht gedeckt. Mein Mann wird Konkurs anmelden müssen – und dabei wären wir in fünf Tagen fertig gewesen.“ Rund 60.000 Mark hat Heiss nach ihren Angaben bisher in das unglückselige Tauchunternehmen gesteckt – mit dieser Methode würden zudem, so Frau Heiss, „im Suez-Kanal alle naslang Schiffe geborgen“.

Für Klaus Frerichs, Amtsleiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes, hat seine Behörde aber keineswegs voreilig gehandelt: „Diese Beteuerungen, die Bergung sei in kurzer Zeit beendet, habe ich schon öfter gehört.“ Das Schiff wird nun von einem schwimmenden Ponton aus geborgen und im Mittelsbürener Hafen bis auf weiteres „geparkt“: „Über die weitere Verbringung des Schiffes hat sich Herr Heiss nicht geäußert.“

skai

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