Die Wahrheit: Duelle und Massenadelungen
Zum ersten Mal seit drei Jahren tagt der Wahrheitklub wieder auf der Leipziger Buchmesse und sorgt für prickelnde Krönungs-Seifenblasen.
Die folgende Mitteilung des Wahrheitklub-Vorstands dürfen nur Vollmitglieder lesen. Nichtmitgliedern ist es strengstens untersagt, den amtlichen Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen:
Nach einer dreijährigen coronabedingten Pause wird in diesem Jahr wieder eine öffentliche Vorstandssitzung des Wahrheitklubs auf der Leipziger Buchmesse stattfinden. Am morgigen Samstag, den 29. April 2023, tagt ab 14 Uhr der Wahrheitklub-Vorstand am taz-Stand (Halle 5 | C 500). Anwesend sein werden der Vorstandsvorsitzende ©Tom, der Exekutivvorstand Michael Ringel, das Exekutivorgan Harriet Wolff, der Irland-Erfinder Ralf Sotscheck, Wahrheit-Kolumnisten und -Zeichner sowie der LAMINATOR. Wahrheitklub-Mitglieder müssen ihren Wahrheitklub-Ausweis ordnungsgemäß bereithalten und ihr Wahrheitklub-Abzeichen deutlich sichtbar mitführen.
Der Wahrheitklub tagt diesmal unter dem Motto: „Die nackte Wahrheit – nackt wie Österreicher.“ Sind doch die Insassen des kotelettförmigen Landes 2023 als Gäste nach Leipzig eingeladen, um sich dort vorsätzlich zu entblößen, also in jenen nackten Zustand zu versetzen, den sie von zu Hause aus gewöhnt sind. Wollen die Österreicher dies allerdings nicht tun, werden sie vom Wahrheitklub-Vorstand zum Duell aufgefordert, um der Ehre Leipzigs Genüge zu tun. Die Waffen wählt selbstverständlich die Wahrheit: Seifenblasenschwerter.
Diese besonderen Fuchteln werden auch im weiteren Verlauf der Wahrheitklub-Tagung zum Einsatz kommen, denn am nächsten Samstag wird das zweitwichtigste Ereignis des Jahres stattfinden: die Krönung des englischen Königs. Zu Ehren Seiner Majestät wird deshalb der zur Machtübernahme im Hause Windsor verfasste Anekdotentext der Wahrheit über Charles III. verlesen. Anschließend wird es zu einer Massen-adelung kommen. Die Wahrheitklub-Mitglieder müssen vor dem Vorstand das Knie beugen und ihren Namen nennen, danach erhalten sie einen Krönungskeks („Walker’s The Coronation Of King Charles III Limited Edition“), um schließlich unter den Buhrufen der Wahrheitklub-Mitglieder per Ritterschlag durch das Seifenblasenschwert als „Lady“ oder „Sir“ oder „Divers“ in den wahren Adelsstand erhoben zu werden.
Eine Mahnung und Warnung sei an dieser Stelle bereits ausgesprochen: Störaktionen von irischen Antimonarchisten werden vom Wahrheitklub-Vorstand rigoros unterbunden und mit drei Jahren Haggis morgens, mittags, abends sanktioniert.
Der Publikumssamstag auf der Leipziger Buchmesse steht insgesamt ganz im Zeichen der Wahrheit. Um elf Uhr werden Ralf Sotscheck und Michael Ringel über Irland, um zwölf Uhr Harriet Wolff und Helmut Höge über Bären und um 13 Uhr Arno Frank und Ulrich Gutmair über ein Schwimmbad sprechen – allesamt auf der unendlich weiten Lesebühne der taz (Halle 5 | C 500). Wie immer gilt auch dabei die Wahrheitklub-Devise: „Ridentem dicere verum.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Umwälzungen in Syrien
Aufstieg und Fall der Familie Assad
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“