Die Wahrheit: Dänen lügen nicht

Mutti putzt das Kanzlerinnenamt – schon wieder ist Staatsbesuch angesagt. Doch was wollen diese Leute aus dem Norden eigentlich hier?

Dänemarks Königin Margrethe II.

Wer kennt diese Frau? Hinweise nimmt die Polizei entgegen Foto: dpa

Am heutigen Mittwoch, den 10. November, kommt der dänische Kronprinz Frederik in Begleitung seiner Erziehungsberechtigten zum Staatsbesuch in die Bundesrepublik. Zuletzt sind die Dänen mit der These an die Weltöffentlichkeit getreten, nach der die Menschen grundsätzlich mit einem halben Promille zu wenig auf die Welt kommen, weswegen man sich frühmorgens zum Ausgleich zwei Gläser Wein genehmigen muss, um auf Normalnull zu kommen. Anlässlich dieses Besuches soll die Übertragbarkeit auf deutsche Verhältnisse geprüft werden, ein positives Ergebnis wäre begrüßenswert.

Die Visite ist insgesamt kostengünstig, die Delegation kann in Bettenlagern untergebracht werden. Wer sind diese Leute, die sich sogar als „danske sydslesvigere“ in einem deutschen Regionalparlament (und mit einem Sitz neuerdings sogar im Bundestag) breitmachen konnten?

Die Dänen, so heißt es, tragen den Wind auf der Zunge. Wie entfesselt sie sein können, wissen diejenigen, die einmal auf der Fähre von Helsingør nach Helsingborg gereist sind. Das manifestiert sich auch in ihrer Sportbegeisterung: Ihre Königin ist amtierende Weltmeisterin im Kettenrauchen, Aalborg HK weltweit im Hallenhalma schwer zu schlagen und die Fußballer stehen gar nicht so übel da: 2021 drangen sie zum ersten Mal seit dem 15. Jahrhundert ins Halbfinale einer Europameisterschaft vor. Einer der bekanntesten Blutdoper, Bjarne Riis, ist zurück im Rennsport.

Die Deutschen schätzen mondäne DänInnen wie Vivi Bach, Dorte oder Morten Olsen aus seiner Zeit als Geißbock beim 1. FC Köln und als Mitglied der Olsen-Bande. Deutsche und Dänen trennt mittlerweile leider ein Wildschweinzaun. Dennoch bleibt das Land eine Art „Lieferkettensägenmonster“ – als Deutschlands eifrigster Zulieferer von Weihnachts­bäumen.

Hygge voll

Beim weltweiten Glücksindex belegen sie überraschenderweise einen der vorderen Plätze. Sie haben der, die oder das Hygge erfunden, was immer das sein mag. Das Essen kann unmöglich zum Lebensglück beitragen, das Restaurant Noma bildete eine absolute Ausnahme. Daher wäre es angebracht, der Frage nachzugehen, warum es ausgerechnet das Wort „Kökkenmöddinger“ in den deutschen Duden geschafft hat, was so viel heißt wie: Küchenabfälle. Wenn das Essen das Leben nicht lebenswerter macht, muss es das Trinken sein, allen voran der Gammel-Dansk-Kräuter­likör, der seinem Namen alle Ehre macht, und der Aalborg Akvavit, der wiederum den Gammel Dansk bekömmlich machen soll.

Leider ist der Verkauf von Lachgas an unter 18-Jährige verboten worden. Das ist schade, denn gerade Jugendliche haben wenig zu lachen, eine der größeren Städte heißt nicht umsonst Hadersleben. Die Kopenhagener sind tagsüber vorwiegend damit beschäftigt, sich neue Verunzierungen für ihre Meerjungfrau („lille hafrue“) auszudenken: Mit Burka, Dildo, Masken, Graffiti oder einfach nur Farbeimern. Wenn man sie nicht gleich enthauptet. Das finden Dänen sehr lustig.

In den vergangenen Jahren erfreuen sich die zahllosen Rockergangs großen Zuspruchs, nur haben diese die Nation leider gespalten: Eine Hälfte tendiert zu den Hells Angels, die andere sympathisiert mit den Bandidos. Über eintausend Waffen sind allein in den letzten zwanzig Minuten bei der dänischen Armee gestohlen worden. Unbarmherzig trachten sie danach, sich ge­genseitig das Lebenslicht auszupusten.

Zum Glück können wir uns trösten mit einem Satz des Philosophen Søren Kierkegaard, den er 1843 gegen halb sieben in seinem Tagebuch festhielt: „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, kann aber nur vorwärts gelebt werden.“

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kari

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