piwik no script img

Die WahrheitVom Leistungstragen

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Diesmal darf sich die Leserschaft an einem Poem über nervensägende Macher erfreuen.

Foto: dpa

Der Laden muss laufen, das ist keine Frage

und gibt es auch gute und schlechtere Tage

gibt’s Leute, die sind unsre treusten Beweger:

die Leistungsträger.

Davon viele weiblich, und prima zu sehn

wie sie im Kostüm ihre Männer stehn.

Man ist es halt, oder bloß Altenpfleger:

ein Leistungsträger.

Sie sind zu entlasten, auch ich sag es laut

als einer, der immer nur Scheiße baut

statt Zukunft und Wohlstand, ein Zweifelheger:

kein Leistungsträger.

Senkt ihnen die Steuern, ich fänd es okee.

Sie machen – ich mache mir höchstens Kaffee …

Belohnt sie nach Kräften, die Nervensäger:

die Leistungsträger!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Schon Dege wollte den Führungskräfteschweiß nicht länger riechen.

    Für Wolfgang Neuss

    Ich werd'jetzt ziehn, Kumpanen, und kann mich erholen



    von diesem Land, vom Rhein gespalten bis nach Polen,



    dem Land, von meinem roten Sangesbruder Biermann drüben,



    mit einem Arsch verglichen - das wir trotzdem lieben.



    Auch wenn wir beide nicht von Maas bis Memel singen:



    von diesem Land mit seinen hunderttausend Dingen,



    den schönen Mädchen, Wäldern, Bieren, vollen Scheunen,



    den Führungskräften, Sonntagsworten und den Todeszäunen,



    aus diesem Land zieh' ich jetzt fort, kann mich verschnaufen.



    Kumpanen, darauf wollen wir jetzt einen saufen.



    Adieu, Kumpanen, ich zieh' in ein andres Land.

    Ich würg' schon lang an diesen brei'gen Sonntagssprüchen,



    und diesen Führungskräfteschweiß kann ich nicht länger riechen.



    Mir schlägt das Brüllen jener Leue auf den Magen,



    die sich - humbatätärä - auf die Schenkel schlagen.



    Der Klassenzimmermief, der rüberweht von Osten,



    die Oberlehrerhymnen bringen mich zum Kotzen.



    Und wenn es knattert in der Nacht, sag' ich mir: "Schlafe!"



    Ich seh' zwar Zäune, doch was springt und fällt sind keine Schafe.



    Daß jeder dahin, wo er leben will, kann laufen,



    Kumpanen, darauf wollen wir noch einen saufen.



    Adieu, Kumpanen, ich zieh' in ein andres Land.

    Daß unsre Mädchen nicht in Kitteln aufmarschieren,



    und daß unsre Führungskräfte nach Marihuana gieren,



    und daß die Jäger euch nicht in die Zäune treiben,



    und daß die Sonntagsworte in den Kehlen stecken bleiben,



    daß unsre Kinder nicht vom Rumpelstielzchen träumen,



    daß auch das Bier läuft, ohne allzuviel zu schäumen,



    und daß Taranteln alle Oberlehrer küssen,



    daß sie zu ihren eignen Hymnen twisten müssen,



    und daß die Händler nicht den letzten Baum verkaufen,



    Kumpanen, darauf wollen wir noch einen saufen.



    Adieu, Kumpanen, ich zieh' in ein andres Land.

    m.youtube.com/watch?v=ubrL-0U4xmw

    Danke Dege. Aktuell - wie eh&je.



    Liggers.