Die Wahrheit: Alles Scheiße
Puh, Poo: In England stinkt es auch zum Himmel, wie ein Besuch im nationalen Scheiße-Museum auf der Isle of Wight nahelegt.
I n England ist alles Scheiße. „Wir kacken wie fast jede andere Kreatur auf der Erde“, sagt Daniel Roberts vom Eccleston-George-Künstlerkollektiv. „Mit der richtigen Ausrüstung kann man Scheiße auf fast jeder Oberfläche finden – sie ist überall, und sie steckt auch in uns drin.“
Roberts hat mit seinen Kollegen Nigel George und Dave Badman das Nationale Scheiße-Museum auf der Isle of Wight vor der Südküste gegründet. Ihre Mission sei es, die „geheime Welt der Scheiße ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen – und unser Verhältnis zu ihr zu untersuchen sowie die Art zu verändern, wie wir über diese erstaunliche Substanz denken“. Der Engländer an sich denkt aber offiziell gar nicht an Untenrum-Themen.
Auf Englisch heißt die erstaunliche Substanz „Poo“. Schreibt man es jedoch „PoO“, so handelt es sich entweder um einen Antrag zur Geschäftsordnung („Point of Order“) oder um die Eintrittswahrscheinlichkeit („Probability of Occurence“). Bei „Poo“ geht es aber eher um die Austrittswahrscheinlichkeit.
Im Museum kann man sich alle Arten von Ausgetretenem ansehen – von Elch oder Löwe, von Menschenaffe oder Menschenbaby, von Elefant oder Beutelmaus. Letztere kackt Quadrate auf Steine, um ihr Territorium zu markieren. Runde Scheiße würde von den Steinen rollen. Wie die Beutelmaus das macht, bleibt ein Rätsel. Rätselhaft ist auch, warum neulich Diebe ins Museum eingebrochen sind und aus einem Spezialtrockner für Kot Kuhfladen gestohlen haben.
Ans Museum ist ein Geschenkeladen angeschlossen. „Zur Zeit können wir unsere Artikel nur innerhalb des Königreichs versenden“, heißt es bedauernd auf der Webseite. Nach Weihnachten werde man aber weltweit operieren. Vermutlich muss man geruchsdichte Behälter besorgen, bevor man die englische Scheiße nach Australien schickt. Bisher werden lediglich T-Shirts angeboten. Gibt es tatsächlich Menschen, die freiwillig mit dem Schriftzug „Nationales Scheiß-Museum“ auf dem Hemd herumlaufen?
In der Kinderabteilung hat es viele Witze über Scheiße. Kostprobe? „Was sagt eine Fliege zur anderen? ‚Ist dieser Stuhl besetzt?‘“ Und das ist fast noch der Beste. Außerdem gibt es ein Detektivspiel: Die Kleinen sollen Kackhaufen auseinandernehmen und erschnüffeln, woher diese stammen. So werden sie frühzeitig zu Schnüfflern erzogen.
Eine Nicola Winsland hat ein Buch mit Gedichten für Kinder veröffentlicht, das im Museum verkauft wird. Der Titel: „Pooems.“ Das ist englischer Humor. Auf dem Umschlag ist ein Hund zu sehen, der in eine Teekanne kackt. Passender wäre es, er hätte in ein Glas englischen Dünnbiers geschissen, um der Plörre wenigstens irgendeinen Geschmack zu verleihen.
Der Eintritt ins Museum kostet zwei Pfund, Kinder zahlen die Hälfte. Darüber hinaus bittet man um Spenden. Senden Sie Ihren Beitrag zur Unterstützung am besten in einer Tupperware-Schachtel ans National Poo Museum, Isle of Wight.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart