Die Wahrheit: Leiden mit Schiller
Donnerstag ist Gedichtetag. Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über Gänseschenkel zur Fastenzeit erfreuen.
„Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe“:
Fritz Schillers Satz macht mir das Leben schwer.
Die Mokka-Sahnetorte, die ich doch so liebe,
der Not gehorchend ess ich die nicht mehr.
Die Not zeigt sich mir täglich auf der Waage,
die rücksichtslos den schönsten Trieb vertreibt.
Statt an dem leck’ren Gänseschenkel nage
ich Biomöhrchen. Und die Not vertreibt
mich aus dem triebersehnten Mittagsschlummer
zum notbedingten Nordic Walking aus dem Haus.
Und wenn ich zög’re, prompt kommt so ein Spruch, so’n dummer:
„Der Mann“, ruft dieser Schiller, „muss hinaus.“
Ja, es ist feindlich, dieses notgebot’ne Leben.
Deshalb sind meine Triebe auch nicht einfach weg.
Und Schiller mahnt ja auch: Ich soll „zum Ganzen streben“.
Zu diesem Ganzen zählt für mich auch Schweinespeck.
Fürs Mandelhörnchen würd ich gern „den Meister loben“.
Beim Spätburgunder spür ich „einen guten Klang“.
Doch wenn ich einen einschenk, hör ich Schillern toben:
„Der Wahn ist kurz“, schreit er, „die Reu ist lang!“
Ich glaub, ich halte mich ab jetzt an Goethe:
Der lädt an „lust’gem Orte mich zum Tafeln ein“.
Auch Shakespeare kennt da besser meine Nöte:
„Lasst wohlbeleibte Männer“, sagt er, „um mich sein.“
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