piwik no script img

Die WahrheitDas Internet der Dinge

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über Haushaltswaren erfreuen.

Foto: dpa

Der Ofen recherchiert und kocht von ganz alleine

zur Freude jeder Hausfrau wie ein junger Gott.

Das Auto fährt sich algorithmisch selbst zu Schrott.

Die Heizung fühlt und weiß Bescheid: Mir friern die Beine.

Die Waschmaschine quasselt munter mit den Socken.

Der Kühlschrank macht ein cooles Selfie und bestellt.

Die Bohrmaschine funkt per Kabel in die Welt.

Der Stromrasierer kann summbrummend drahtlos rocken.

Beziehungsreich ist heuer unser Digital-Gedöns

und mannigfaltig stramm vernetzt sind Welt und Haus.

Der Mixer knipst mit einer Nachricht Twitter aus,

das AKW schmilzt dank der Spam-Mail eines Föns.

Per WhatsApp schwärzt der Toaster die Ergebnisse von Google.

Ganz Netflix steht dank Tante Trudis Trockenhaube still

und sendet nicht – weil Trockenhaubes starker Arm es will.

Bei YouTube gibt man sich vorauseilend die Kugel.

Doch sieh: Es ist auch immer Licht, wo so viel Schatten!

Nicht länger wird der Mensch vom World Wide Web gebraucht.

Er wird vom Fortschritt in der E-Pipe weggeraucht

und also reduziert auf Klicken und Begatten.

Die Wahrheit schneidet kalt mit scharfer Klinge:

Das Internet ist nicht mehr länger deins!

Auch ist es nicht – und war es niemals – meins.

Es ist ab jetzt das Internet der Dinge.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • @ ´s M. - ;))( - aber gemach -

     

    Wußten schon die ollen Creek ~>

    "Werdet ihr noch merken -

    Daß frauman Bots nicht essen* kann."

    (*Ist ja auch komplett überbewertet!;) &

     

    Bots - "Sieben Tage lang" - Schnauf -

    War nur - Der ProbeGeissel Durchlauf!

    Ab jetzt - Aber Hallo! - Mal - um mal -

    Alles - Jeder/s - Voll auf - Selfie Digital!

  • Das musste letztlich ja so kommen. "Ich bin, was ich mir kaufen kann, hat sich der Mensch im Westen seit Jahrzehnten stolz gedacht – und um seines Besitzes willen seine sozialen Kompetenzen reduziert. Nicht in der Anzahl, dafür aber in der Tiefe. Was übrig ist, kann bald schon ein Programm bewältigen. Der Bot kann perspektivisch jeden Bot befriedigen.

     

    Zum Ausgleich dafür, dass sich der Menschen stetig verdinglicht hat (und dabei jede Sachlichkeit verloren), sind seine Dinge sehr viel menschlicher geworden in letzter Zeit. Man kann Besitzer und Produkt inzwischen beinah schon verwechseln. Ein Traum ist wahr geworden, schätze ich - in Albtraumform, so wie es üblich ist.

     

    Fehlt bloß noch, dass sich Bots direkt und virtuell bezahlen lassen für ihre Dienste an den Bot-Gemeinschaften der superschlauen Dinge dieser Welt. Das wird, vermute ich, der nächste "heiße Scheiß". Dann endlich ist der Mensch auch als Verwalter virtuellen Geldes überflüssig. Wovon er dann noch leben wird? Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer. Er kann ja mal sein Sofa und den Kühlschrank danach fragen.