Die Wahrheit: Schwer verkabelt
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über eine körperliche Vernetzung erfreuen.
In meinem Haushalt bin ich jetzt
total verschaltet und vernetzt.
Mein Wecker sendet erst einmal
an meine Küche ein Signal.
Dort wählt der Kaffeeautomat
die Kaffeestärke akkurat
nach Blutdruck und nach Pulsfrequenz,
kurz: nach erwartbarer Präsenz.
Dann gibt der Spiegel mir im Bad
rasch als Radarbild und in Grad
meine Gemütsverfassung an
und wie sich die entwickeln kann.
Prompt reagiert die Mind-App, sucht
nach den Symptomen oder bucht
gleich passende Behandlungszeiten
bei meinem Psychotherapeuten.
Dann registriert noch die Toilette
Darmstatus, Leberwerte, Fette
des Blutes und brieft simultan
den Kühlschrank, der den Speiseplan
mir täglich neu kommuniziert
rasch Ungesundes aussortiert
und über Internet das ordert,
was der Verfassungscheck so fordert.
Ich werde stündlich informiert,
was körperlich so funktioniert.
Doch was passiert, wenn ich im Stress
das Akkuladen mal vergess?
Was geht dann noch? Weil ich ja dann
auch nicht den Notarzt rufen kann.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!