Die Wahrheit: Lang lebe der Dalai Lama!
Im Jahr des Drachen: Der chinesische Staatsbürger Tenzin Gyatso alias Dalai Lama Nr. 14 hat schon früher Statements abgegeben, die an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln ließen.
D er chinesische Staatsbürger Tenzin Gyatso alias Dalai Lama Nr. 14 hat schon früher Statements abgegeben, die an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln ließen.
So behauptete er 1987 vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses, die chinesische Regierung habe einen „Holocaust an unserem Volk begangen“. Mit „unserem Volk“ waren die Tibeter gemeint, die Gyatso manchmal auch die „tibetische Rasse“ nennt.
War also der Mann, der sich von aller Welt als „Seine Heiligkeit“ titulieren lässt, schon in der Vergangenheit nicht ganz dicht, so häufen sich in letzter Zeit die Ausfälle. Während andere hohe Würdenträger des tibetischen Buddhismus wie der Karmapa Ogyen Trinley Dorje immerhin ihre Anhängerschaft dazu aufgefordert haben, die momentan in den tibetischen Siedlungsgebieten Chinas laufende Selbstverbrennungsserie zu beenden, denkt der Dalai Lama nicht daran, Ähnliches zu erklären. „Wenn ich mich da einmische“, sagte er der BBC, „ist mein (im letzten Jahr verkündeter, d. Red.) Rückzug aus der Politik bedeutungslos.“
Das hindert ihn allerdings nicht, die Selbstmörder – unter ihnen siebzehn- und achtzehnjährige Jugendliche – für ihren „sehr großen Mut“ zu loben und ihre Taten damit zu rechtfertigen, in Tibet fände „irgendein kultureller Genozid statt“ („some kind of cultural genocide“).
Sein einziger Einwand gegen die Selbstverbrennungen lautet, sie seien nicht effektiv genug („But how much effect?“). Da fragt man sich: Was hält der Mann, der auch von sich behauptet, die aktuelle Verkörperung des Bodhisattvas der Barmherzigkeit zu sein, bloß für effektiver? Dass sich gleich Hunderte auf einmal abfackeln? Mit irgendeinem Feuer?
Das kann gut sein, denn offenbar ist der Dalai Lama inzwischen komplett durchgedreht. Anfang letzter Woche erzählte er dem britischen Sunday Telegraph, chinesische Agenten hätten tibetische Frauen trainiert, um ihn mit Gift um die Ecke zu bringen. „Ihr Haar (wurde) vergiftet, und ihre Schals. Dann wollten sie sich von mir segnen lassen, und wenn meine Hand sie berührt …“
Nein, man braucht den Mann erst gar nicht zu fragen, wie denn eine solche weibliche Hit-Squat die eigenen vergifteten Haare überleben kann, wenn schon eine einfache Berührung genügt, um mit diesen Haaren einen Menschen umzubringen. Zu solch rationalen Überlegungen hat der „Ozean der Weisheit“ keinen Zugang.
Bleibt also nur die Frage, was der Dalai Gaga uns als nächstes erzählen wird? Dass er manchmal Besuch von den kleinen Leuten bekommt, die da im Fernsehen drin sind? Dass jeder Mensch über Wasser laufen kann, wenn er nur ganz schnell viele kleine Schritte macht? Dass der Anblick einer nackten Frau bei Männern zu … na ja, sie wissen schon, haha, da unten …?
Nichts ist unmöglich. Doch was auch immer es sein wird: Die chinesische Regierung sollte wirklich alles tun, um Herrn Gyatso vor jedwedem Schaden zu bewahren. Denn eins steht fest: Ein politischer Gegner, der verwirrter ist, wird ihr nicht so schnell wiedergeboren werden.
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