Die Wahrheit: Abgefuckte Sausuhle
Je oller, je doller, je sinnloser – so etwas liebt die Unesco über alles: Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel ist Weltkulturerbe. Andere wollen jetzt auch.
Lang hat man im nordhessischen Städtchen Kassel auf den „Besuch der dicken Männer“ warten müssen: die geheimnisvollen Abgesandten der Unesco, die mit stets aufnahmebereiten Mäulern, Mägen und Brieftaschen von einer absurden Bauruine zur nächsten stolpern, um sie je nach Geberlaune der örtlichen Administration zum Weltkulturerbe zu ernennen oder nicht.
Dabei ist der „Bergpark Wilhelmshöhe“ wie prädestiniert für diesen Ritterschlag der Semikorruption. Je oller, je doller, je sinnloser – so etwas liebt die Unesco über alles. Nicht umsonst steht das Kürzel für „Union naturekliger Scheißorte“. Die Wilhelmshöhe aber ist eine von einem absolutistischen Arschloch schräg in die Rabatten genagelte Wasserrutsche, bezahlt mit dem Blutzoll als Kanonenfutter nach Übersee verscheuerter Untertanen. Denn was wäre ein Weltkulturerbe wert, das nicht zumindest symbolisch auf den Gebeinen der Geknechteten errichtet wurde? Nichts.
Da zeigt sich die Unesco ausnahmsweise wirklich unbestechlich. Das müssen auch linke Gutmenschen erkennen, die spätestens, nachdem sie morgens zum dritten Mal ihre Karnickel mit zerschmettertem Schädel in der Kiste finden, endlich den Zusammenhang erkennen und den Antrag für die Anerkennung ihres Streichelzoos als Welterbe zurückziehen.
Ganz anders im Fall Wilhelmshöhe. Der reinste Elfmeter. Und so ist es kein Wunder, dass beim Wettanbieter „Bet & Win“ die Odds für eine baldige Anerkennung zuletzt unter 1,75 für 1 fielen, sich die Kasseler Stadtältesten bereits vorsorglich den gröbsten Kot von den Hosen wischten und an den Toren der Stadt Wächter postierten, um nach den dicken Männern Ausschau zu halten. Die dann auch kamen, eine Urkunde daließen und reich beschenkt wieder von dannen zogen. Pressemeldungen werden geschrieben, Würstchenbuden gebaut, am Ende kommen Touristen.
Warum nicht wir?
Das Beispiel Kassel macht Mut. „Wenn sogar diese Langweiler es schaffen, ihre abgefuckte Sausuhle derart groß rauszubringen, warum nicht auch wir?“ ist der logische Gedanke der Leidensgenossen aus dem Städtebund „Besonders unbedeutende Orte Deutschlands“ (BUOD). Von Böblingen bis Stralsund träumt man nun davon, das Fehlen jeglicher natürlichen Existenzberechtigung durch den ersehnten Wisch der Unesco zu kompensieren. So auch im nicht allzu weit entfernten Braunschweig.
Dort setzt man alle Hoffnung auf das „Braunschweiger Brimborium“, eine auf den ersten Blick wie manisches Hexenwerk wirkende, unten in den Hauptbahnhof höhlenartig eingelassene Vertiefung, man könnte sie auch Bahnhofshalle nennen. Zwar steht ein gewisser praktischer Nutzen – neben einer Burger-King- und einer Rossmann-Filiale bietet sie wartenden Reisenden Schutz vor Regen – einer Einstufung als Kulturerbe entgegen. Doch das Problem wäre mit ein paar baulichen Veränderungen leicht behoben. Diese und die Bedürfnisse der dicken Männer ließen sich ganz unbürokratisch mit den Überschüssen aus dem letzten Sommerfest der örtlichen NPD finanzieren.
Siegessicher gibt man sich auch im weiter südlich gelegenen Göttingen. Denn wo keinerlei, selbst noch so weit hergeholter, Ansatz für irgendein Weltkulturerbe besteht, bleibt immer noch der Ausweg Weltnaturerbe. So findet sich im Vorgarten der Familie Kutzry die sogenannte Göttinger Gruppe, eine Handvoll Löwenzahn in einer Formation, die von oben gesehen fast täuschend echt einer Blumengruppe ähnelt.
In Gießen wiederum freut man sich bereits darauf, in die Kaste der ZUOD, der „Zweitunbedeutendsten Orte Deutschlands“, aufzurücken. Dann erhält man vielleicht auch eine Kanalisation sowie ein Kfz-Kennzeichen mit weniger als vier Buchstaben. Ungeduldig wartet die mittelhessische Stadt auf den „Besuch der dünnen Männer“ von der Unesco. Denen muss man alle Zigaretten geben, die man hat, aber Geld nehmen sie ebenfalls.
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