Die Wahrheit: Ja zum Laster

Diesmal ist freitags Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über die beste aller Tugenden erfreuen.

Bild: Kittihawk

Wie stets begann das neue Jahr

null Uhr am ersten Januar.

Es explodierte punktgenau

mit Rudelsekt und viel Radau,

mit manchem guten Vorsatz auch

für Lunge, Leber und den Bauch.

Doch jetzt, am zweiten Januar,

macht sich fast jeder Vorsatz rar,

ist da schon eine große Last,

obwohl doch gestern erst gefasst.

Drum – wer sich nicht mehr länger ziert,

mit Aquavit die Leber schmiert,

ein Sahneschnittchen still verdrückt,

danach die Zigaretten zückt,

obwohl sein Wille eisern war

am ersten Tag im Januar,

hat plötzlich festgestellt: Verzicht

ist nun mal seine Sache nicht.

Und wenn ihn sein Gewissen plagt,

weil er dem Laster nicht entsagt,

er unvermindert säuft und mampft

und eine nach der andern dampft,

dann macht er sich im Stillen klar,

was so auch zu vermuten war:

Wie man das neue Jahr begrüßt,

soll man’s auch leben, nämlich – wüst!

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kari

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