Die Wahrheit: Alte Damen
Sonst ist Donnerstag Gedichtetag auf der Wahrheit. Diesmal dürfen sich schon am Mittwoch die Leser an einem Poem über Fernsehgreisinnen erfreuen.
Alte Damen
Alte Damen sitzen spät
abends vorm TV-Gerät.
Knabbern einsam Gnadenbrot
und warten auf Gevatter Tod.
Alte Damen quälen Schmerzen
von den Knieen bis zum Herzen,
tun sich selber schrecklich leid;
Gevatter Tod – er lässt sich Zeit.
Alte Damen könnten leben,
reisen, wilde Partys geben.
Doch sie sitzen lieber still,
weil der Fernseher es so will.
Gnadenlos gefangen hält
die Röhre in der Zwischenwelt
unsere armen alten Damen,
bis der Tod einst hat Erbarmen.
Jiri Kandeler
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!