Die Vorschau: Streit über iranische Filmreihe im Kino 46
■ Oppositionelle rufen wegen Verhaftung des Autoren Sarkuhi zur Absage auf
Im Kino 46 läuft heute abend die Reihe „Neuer iranischer Film“ an – gegen den Widerstand aus iranischen Oppositionellen-Kreisen. Die Reihe solle sofort abgesetzt werden, fordern die Exilierten. Schließlich ist der bekannte Regimekritiker und Schriftsteller Faradsch Sarkuhi jetzt offensichtlich vom iranischen Geheimdienst verhaftet worden. Außerdem kritisieren die Oppositionellen, daß iranische Filme, die in deutschen Kinos gezeigt werden, im Herkunftsland verboten oder zensiert sind – und ihre Produzenten zahlreiche Repressialien fürchten. Wir sprachen über diese Kritik mit Karl-Heinz Schmid vom Kino 46.
taz: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese iranische Filmreihe ins Programm zu nehmen?
Karl-Heinz Schmid vom Kino 46: Iranische Filme zeigen wir nicht zum ersten, sondern jetzt bereits zum dritten Mal, weil diese Filme wirklich hervorragend gemacht sind. Zumal dabei die Metaphorik eine sehr bedeutende Rolle spielt. Zum Beispiel zeigt ein Film, wie ein kleiner Junge vergeblich versucht, zu einem Fußballspiel zu kommen. Die Metaphorik, die da drinsteckt, zeigt deutlich, daß Kinder im Iran nichts zu melden haben.
Nun sind auch Regisseure in eurer Reihe vertreten, die innerhalb des Regimes arbeiten – in einer staatlichen Kultur-Institution. Ist das vertretbar?
Das ist richtig. Aber das ist im Iran unvermeidbar. Meines Wissens sind diese Filme so gemacht, daß sie gerade an der Zensur vorbeirutschen. Eben wegen dieser Metaphorik und den Anspielungen.
Jetzt fängt die Reihe zu einem ungünstigen Zeitpunkt an: zu einer Zeit, in der der Regimekritiker und Schriftsteller Faradsch Sarkuhi offensichtlich vom iranischen Geheimdienst festgehalten wird. Erfordert das nicht eine andere Sensibilität?
Ja, natürlich. Wir werden zur Eröffnung aber genau auf diese Problematik hinweisen. Wir haben überlegt, ob wir die Reihe absetzen sollen, haben uns aber dagegen entschieden.
Warum?
Wir haben uns mit dem Rat der iranischen Flüchtlinge auseinandergesetzt und dort ist man derselben Meinung, die Reihe doch zu zeigen. Außerdem sind die Filme so gemacht, daß sich die iranischen Herren Rafsandschani und Chamenei bestimmt nicht freuen, wie ihr Land dargestellt wird. Und wenn wir solche Filme zeigen, soll das überhaupt nicht heißen, daß wir mit der Regierung einverstanden sind. Fragen: kat
Die Filmreihe wird heute um 18.30 Uhr eröffnet
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen