Die Vorschau: Maschinen jammen
■ Mouse On Mars gastspielt in Bremen
Sie heißen Jan St. Werner und Andi Toma. Sie haben sich zum Elektronik-Duo Mouse on Mars zusammengefunden und ein Kunststück vollbracht. Denn sie machen Musik, die völlig unzweideutig Pop genannt werden kann und trotzdem alte Avantgarde-Forderungen nach der Enthierarchisierung der Töne verwirklicht.
Jan St. Werner und Andi Toma alias Mouse on Mars kommen aus der umtriebigen experimentellen Elektronikszene in Düsseldorf und Köln. Mittlerweile sind sie so etwas wie die Popstars, dieser Szene, die genau das nie angestrebt hat: Popstars zu produzieren. Um die Paradoxien komplett zu machen, erreichten Mouse On Mars diesen Status mit ihrem dritten und bisher komplexesten Album „Autoditacker“. Auf dieser Platte befreien sie die auf den Vorgängern „Vulvaland“und „Iaora Tahiti“eingeführten obskuren und einzigartigen Sounds und Beats von jeglicher gewöhnlicher Struktur. Die Stücke auf „Autoditacker“fangen irgendwo an und hören irgendwo auf. Man hat fast das Gefühl kurzzeitig in eine laufende Jam-Session eingeklinkt zu werden, nur daß hier Maschinen jammen.
Wenn Jan St. Werner und Andi Toma über ihre Maschinen und deren Sounds reden, dann scheint es, als ob sie über Lebewesen sprechen würden. Das fertige Stück bezeichnen sie als eine Gesellschaft von Tönen, Ergebnis eines Kommunikationsvorgangs mit den Maschinen. Und tatsächlich klingt ein Mouse On Mars-Track sehr organisch. Je nach Stimmung und Offenheit hört man immer wieder andere Details. Trotz dieser Vielschichtigkeit wirken Mouse-On-Mars-Platten nie überladen , sondern sind von einer poppigen Leichtigkeit. Live benutzen sie ihre Stücke als Basis für faszinierende Improvisationen.
Dieter Wiene
Mouse on Mars am 1. Oktober um 21 Uhr im Tower
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