Die Vorschau: Cantos vs. Klischees
■ Das Duo Mismetti und Daniel serviert brasilianische Musik jenseits der Samba
Eine einzigartige Möglichkeit, sich über die Musik Brasiliens zu informieren, gibt es heute abend in der Kunsthalle: Da treten nämlich der Bariton Renato Mismetti und der Pianist Max Daniel auf. Beide haben sich gründlich mit der gebrochenen (Musik-) Geschichte ihres Landes beschäftigt: Die unterdrückte Kultur der Indianer, die der afrikanischen Sklaven und die der portugiesischen Kolonisatoren prägen die Ästhetik. Unter dem Titel „Cantos do Brasil“ sind Lieder aus zwei Jahrhunderten zu hören, indianische Gesänge, soweit man sie rekonstruieren konnte, Volkslieder und zeitgenössische Kunstlieder von Komponisten, die uns unbekannt sind.
Sie beziehen sich auf die „Modinha“, die man vielleicht am besten mit so einer Art Salonlied kennzeichnen könnte, und den „Lundu“, der über rhythmische Eigenschaften aus der afrikanischen Musik aufbaut. Beides sind Liedformen, die am Ende des achtzehnten Jahrhunderts die ersten Anzeichen eines Verschmelzungsprozesses zeigen. Und so existiert heute „eine nationale brasilianische Musik – einzigartig, facettenreich und von starkem Charakter“ (Renato Mismetti).
Renato Mismetti hat zunächst Psychologie studiert und dann Gesang an der Universität Uberlandia in Brasilien, an der Max Daniel Professor für Klavier ist. Beide haben beim „44. Internationalen Jugend-Festspieltreffen Bayreuth“ einen Workshop zur Interpretation des brasilianischen Liedes geleitet und sind davon überzeugt, daß sie bei der Verbreitung der bunten Kultur Brasiliens gegen viele Klischees und Vorurteile angehen müssen. Und laut der sorgfältigen Programmgestaltung wollen sie das auch. usl
Heute um 20 Uhr in der Kunsthalle: „Cantos do Brasil“.
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