Die Vorschau 2: Sturm auf dem Vulkan
■ „Tempesta“: Das italienische „Teatro Nucleo“ spielt einen Warschauer-Ghetto-Shakespeare in einer alten Werfthalle
„Seht her, wir singen noch.“ So könnte trotz allen Leids und der heraufdämmernden Vernichtung das Motto im Warschauer Ghetto lauten. Dorthin verlegt das Teatro Nucleo aus Ferrara kurzerhand die Handlung des „Strums“ von Shakespeare. Mit dem Stück „Tempesta“, frei nach Mary Bergs „Das Warschauer Ghetto“, gastiert die Truppe aus Italien am Dienstag und Mittwoch in Bremen-Vegesack.
Und auch der Ort der Aufführung scheint geeignet, ein trotziges „Wir leben noch, trotz allem“ herauszurufen: Die Regisseurin Cora Herrendorf bringt ihren „Tempesta“ in einer ehemaligen Werfthalle beim Bremer Vulkan auf die Bretter. Gelingt das Experiment, könnte die alte ZAW-Halle vielleicht zu einer spektakulären Spielstätte für Bremens Norden aufsteigen. Die Gesellschaft, die das Vulkan-Gelände verwaltet, sähe ein bißchen kulturelles Leben an den toten Werftpiers zumindest ganz gerne.
Für die Probe aufs Exempel haben die Veranstalter vom Bürgerhaus Vegesack auf bewährte Qualität gesetzt. Teatro Nucleo gilt als eine profilierte internationale Theatertruppe, die bevorzugt unter freiem Himmel oder an ungewöhnlichen Orten auftritt. Nach der Premiere von Tempesta im vergangenen Jahr war das Ensemble mit Schauspielern und Tänzern aus Rußland, Deutschland, Italien und Griechenland den ganzen Sommer über auf Tournee.
Der Stoff allerdings ist keinenswegs leichte Kost: die Vernichtung des jüdischen Volkens durch die Nazis und sein beharrlicher Überlebenswillen. Davon zeugen die Gesänge in jiddisch, sephardisch, hebräisch, deutsch und italienisch, die volkstümlichen Tänze und die Bilder vom Alltagsleben im Ghetto. Wer sich die einfache Bühne und die Lichteffekte in der alten Werfthalle angucken will, komme am besten am Dien-stag abend zum Vulkan. Vom Tor Lobbendorf ist der Weg zur Halle mit Fackeln bezeichnet. jof
10. November, 20 Uhr, und am 11.November, 11 Uhr (speziell für Schulklassen). 30 Mark (Abendkasse), 25 Mark (Vorverkauf), 15 Mark (Schulklassen pro Person). Karten beim Bürgerhaus Vegesack, Kirchheide 49, Tel.: 65 08 05.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen