■ Die Studiengebühren kommen, wenn auch nicht jetzt: Hand aufhalten: Gut
Die Kultusminister haben sich erneut bei den Studiengebühren nicht einigen können. Der deutsche Gebührendschungel bei der Hochschulbildung darf also weiter wuchern: In Bremen zahlt ein Studiosus fette Knete an der neuen Privatuni; Baden-Württemberg bittet Studierende mit einem Tausender zur Kasse, wenn der Abschluss erst jenseits des 14. Semesters erreichbar ist. Der Ideenvielfalt beim Handaufhalten vor den Toren der Alma Mater sind keine Grenzen gesetzt und das ist – erst mal – gut so.
Die Kultusminister haben nämlich hinlänglich bewiesen, dass sie einen Flickenteppich verschieden hoher und vielfältig gearteter Gebühren für die studierende Republik haben wollen. Nun bekommen sie ihn. Das ist zwar nicht sozial, denn die Leidtragenden werden jene Studierwilligen sein, denen das Kleingeld für das gebührenpflichtige Seminar ebenso fehlt wie die Reisekosten, um auf einem der verbliebenen bezahlfreien Fleckchen ihren Magister zu bauen. Aber der Vorteil der ministerialen Indolenz ist: Die Unübersichtlichkeit schreit nach einer Sortierung. Fliehen die Landeskinder erst mal in Scharen vor den angeblich so sozialen Gebührenmodellen in Stuttgart und Hannover, dann werden auch Dickschädel wie Klaus von Trotha (CDU, Baden-Württemberg) oder Thomas Oppermann (SPD, Niedersachsen) zu einer Lösung im Bund bereit sein.
Wer immer noch hofft, Studiengebühren ließen sich per Gesetz aus den Hochschulen verbannen, der sollte endlich aufwachen. Rot-Grün mag das Verbot als Oppositionsfraktion hoch und heilig versprochen haben. Schon nach einem Jahr an der Macht aber sind die Mehrheiten dafür verspielt. Sie werden so schnell nicht wieder kommen. Christian Fülller
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