■ Die Schweiz sperrt Konten der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK): Bedrängte Freiheitskämpfer
Die Warnungen vor dem Krieg und neuen Zerstörungen, vor der Gefahr von Massakern im Kosovo wurden auch in dieser Zeitung schon seit langem abgedruckt. Die Vertreter der internationalen Gemeinschaft konnten aufgrund der Erfahrungen in Bosnien wissen, was geschehen würde, wenn nicht eingegriffen wird. Die Angebote des Präsidenten der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, zur friedlichen Beseitung des Apartheidsystems, wurden von der serbischen Seite nicht akzeptiert. Und sie wurden von der internationalen Seite nicht ausreichend unterstützt.
Als die UCK angesichts dieser Lage den bewaffneten Kampf aufnahm, wurden auch diese Signale nicht beachtet. Sicherlich, es ist zu fragen, ob es gerechtfertigt oder klug von der Untergrundorganisation war, die militärische Eskalation voranzutreiben. Eine Eskalation, die Vorwände für eine allumfassende Repression seitens der Serben geliefert hat. Nicht zuletzt aus dieser Logik hielten und halten sich die Vermutungen, daß der serbische Geheimdienst bei der UCK seine Hände im Spiele hat.
Seit einigen Monaten jedoch ist der Kampf der „Besatzungsmacht“ gegen die „Terroristen“ in einen regelrechten Krieg umgeschlagen, der Züge eines Feldzuges zur Vertreibung der kosovo-albanischen Bevölkerung hat. Da angesichts des Streites um das Mandat des Weltsicherheitsrates und der Blockade vor allem Rußlands eine Aktion der UN – oder der Nato in ihrem Auftrag – nicht zustande kommen kann, ist die kosovo-albanische Bevölkerung der Überlegenheit der serbischen Truppen ausgesetzt.
Wer will es ihr verdenken, daß sie sich zur Wehr setzt? Wie in Bosnien schreckt die internationale Öffentlichkeit davor zurück, dies zu akzeptieren. Statt dessen setzt sie auf ein Waffenembargo, auf die Abschließung der Grenzen, um den „Krieg einzudämmen“. Oder auf die Behinderung der Solidaritätsgelder von im Ausland lebenden Kosovo-Albanern für Kosovo-Albaner, die neben der humanitären Hilfe zu einem Teil sicherlich der UCK zugute kommen.
Das Waffenembargo entpuppt sich wie die Sperrung der Solidaritätsgelder in der Schweiz als eine einseitige Parteinahme für jene Seite, die militärisch überlegen ist. Und damit entstehen für die Institutionen der Weltgemeinschaft auch Verantwortlichkeiten, die das Schicksal der bedrängten Bevölkerung betreffen. Srebrenica sollte Warnung genug sein. Wer also die Notbremse anziehen will, muß mehr tun, als den bedrängten Kosovo-Albanern den Geldhahn abzudrehen. Erich Rathfelder
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