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Die Schadstoffe im Silbersee

■ Greenpeace untersucht Abwassertümpel bei Wolfen / Alarmierende Elbverschmutzung

Berlin (taz) - Der „Silbersee“ bei Wolfen hat nichts mit jenem See gemeinsam, in dem der Schriftsteller Karl May seine „Schätze“ verschwinden ließ. Dieser See ist ein silberbraun schäumender Tümpel, in dem der Abwasserdreck des fotochemischen Kombinats Wolfen landet. Das Werk produziert Entwickler, Fixierbäder und Fixiersalze sowie gebleichten Zellstoff und Filme. Jeden Tag pumpt die Fabrik mehrere Tonnen organische Gifte, Schwermetalle und andere Schadstoffe in diesen Moloch, die anschließend ungehindert über die Mulde in das Elbwasser gelangen.

Am Mittwoch konfrontierte die Umweltorganisation Greenpeace die Verantwortlichen der Filmfabrik mit den alarmierenden Ergebnissen neuester Schadstoffanalysen aus dem „Silbersee“. „Mit 43 Mikrogramm pro Liter sei das 'starke Gift‘ im Silbersee so hoch wie 'sonst nirgendwo in der Elbe'“, erklärte Greenpeace-Chemiker Jörg Naumann. Das sind mehrere Kilo des Supergiftes pro Tag, die in die Elbe fließen. Blei reichert sich beim Menschen im Knochenmark an, zerstört die Blutbildung und das Immunsystem und kann Embryonen schädigen.

Der Gehalt an giftigen Chlorverbindungen ist 600mal höher als im Rhein. Außerdem wiesen die UmweltaktivistInnen folgende Stoffe nach: Zyanid (11 Milligramm/Liter), Kadmium (2,1 Mikrogramm/Liter), Arsen (2,6 Mikrogramm/Liter), Chrom (8 Mikrogramm/Liter), Kupfer (17 Mikrogramm/Liter), Zink (460 Mikrogramm/Liter). Seit 16 Jahren leitet der Wolfener Betrieb seine gefährliche Fracht - gemeinsam mit naheliegenden chemischen Kombinat Bitterfeld - in den „Silbersee“. Die Greenpeace-Akteure fordern den sofortigen Stopp der giftigen Abwassereinleitungen durch das Wolfener Kombinat sowie dessen sofortige Sanierung. Noch bis Mitte Mai will das Greenpeace-Team mit seinem Schiff „Beluga“ die Elbe befahren und auf die Gewässerverschmutzung aufmerksam machen.

baep

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